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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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reden.«
    Innerhalb von zwanzig Minuten hatten Mog und Belle den Schlüssel zu dem leeren Haus und sperrten die Tür auf. Wie fast alle Gebäude hier war es aus Holz, wobei die Fassade sehr schlicht war und dringend einen frischen Anstrich brauchte. Das Dach hatte an einigen Stellen neue Schindeln nötig. Die Stufen zur Eingangstür waren morsch, und als die beiden die Tür öffneten, schlug ihnen ein muffiger Geruch entgegen, bei dem beide die Nase rümpften. Sie betraten eine kleine quadratische Diele, von der vier Türen abgingen. Eine schmale Treppe führte nach oben. Das Zimmer zur Linken war die Werkstatt des Schusters gewesen und enthielt immer noch Lederreste, Leisten und eine lange Werkbank. Aber wie alle anderen Räume im Erdgeschoss hatte es zwei Fenster, eins nach vorn und eins zur Seite hinaus. Dadurch würde es sehr hell sein, wenn die Fensterscheiben erst einmal geputzt wären. Das Zimmer rechts vom Flur war ein mit sehr alten, abgenutzten Möbeln vollgestopfter Salon. Hinten links befand sich ein Schlafzimmer, das ebenfalls dermaßen mit Möbeln vollstand, dass Belle und Mog kaum hineinkamen, rechts eine altmodische und sehr schmutzige Küche. Doch von der Küche führte eine Tür in den Garten hinaus, der aussah, als wäre er bis zu Mr. Phillips’ Tod sorgfältig gepflegt worden. Es gab blühende Sträucher, Rosenbüsche und einen Bereich, der offenbar einmal ein Gemüsegarten gewesen, jetzt jedoch von Unkraut und langen Gräsern überwuchert war.
    Oben befand sich nur ein einziger großer Raum mit jeweils einem Dachfenster an jedem Ende. Abgesehen von einem alten Eisenbett mit einer stockfleckigen Matratze gab es dort nichts weiter zu sehen, und sie vermuteten, dass der Besitzer viele Jahre lang unten gewohnt hatte.
    »Mit dem Außenklo kann ich leben«, sagte Mog, obwohl sie das Gesicht verzog. »Aber Wasser draußen aus der Pumpe holen, das geht nicht. Die Möbel müssten alle verbrannt werden, doch das Haus ist hell und freundlich. Und die Dielenbretter machen einen stabilen Eindruck.« Sie hüpfte auf und ab, um ihre Worte zu unterstreichen.
    »Ich denke, wir könnten hinten oder an der Seite ein Bad anbauen, und ein Klempner müsste in der Lage sein, Wasser in die Küche zu leiten«, meinte Belle. »An der Vorderseite kann man eine Veranda anbauen und einen weißen Lattenzaun aufstellen. Es könnte sehr hübsch werden. Und die Werkstatt könnten wir auch brauchen: für dich, um Kleider zu nähen, und für mich, um Hüte anzufertigen. Und wir könnten Kurzwaren verkaufen.«
    Sie sahen einander immer noch nachdenklich an, als sie Vera im Erdgeschoss rufen hörten.
    »Komm rauf!«, forderte Belle sie auf.
    Vera kam die Stufen hinaufgelaufen. »Früher als Kind bin ich oft hier gewesen. Mr. Phillips hat alle unsere Schuhe gemacht«, berichtete sie atemlos. »Seine Frau war sehr nett und hat uns richtig verwöhnt, weil sie selbst keine Kinder hatten. Sie ist vor dem Krieg gestorben. Jetzt ist das Haus allerdings ein ziemlicher Schweinestall.«
    »Aber es birgt Möglichkeiten«, sagte Mog, deren schmales Gesicht vor Aufregung strahlte. »Mr. Henderson meint, dass der Neffe, der es geerbt hat, es nun unbedingt verkaufen will, weil er das Geld braucht. Ich muss ein Angebot machen.«
    »Tja, sonst wird es niemand haben wollen. Nach dem Krieg und der Grippe sind die Leute alle angeschlagen, und keiner hat Geld übrig.«
    Mog besaß zum ersten Mal im Leben Geld, und zwar mehr, als sie sich je hätte träumen lassen. Aber genau deshalb wollte sie nicht leichtsinnig damit umgehen. »Wie schwer wird es sein, jemanden für die Reparaturarbeiten zu finden?«, fragte sie. »Wir brauchen ein Badezimmer und in der Küche einen Herd. Dazu kommen noch all die Außenarbeiten, und das Dach muss auch ausgebessert werden.«
    »Die Männer werden Schlange stehen, um diese Arbeiten zu übernehmen«, sagte Vera. »Doch ihr müsst euch vor allem darüber klar werden, ob ihr wirklich in Russell bleiben wollt. Ihr seid eigentlich noch nicht lange genug hier, um das zu wissen.«
    »Ich wusste in dem Moment, als ich an Land ging, dass ich hierbleiben will«, gestand Mog. »Es fühlt sich gut und richtig an. Aber ich weiß nicht, wie Belle die Sache sieht. Ihr jungen Leute solltet lieber irgendwo sein, wo ein bisschen mehr los ist.«
    Vera sah Belle fragend an. »Was meinst du?«
    »Ich bin noch nicht lange genug hier, um das beurteilen zu können. Doch die Ruhe und der Frieden gefallen mir. Wie auch immer, es ist Mog, die

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