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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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hätte.«
    Belle schnürte sich vor Zorn der Magen zusammen. Wie konnte jemand nur so tief sinken? »Ich sage das nur ungern, Miranda, aber ich fürchte, Sie müssen sich der Tatsache stellen, dass er es von Anfang an auf Ihr Geld abgesehen hatte. Seine gute Kleidung, seine Manieren und sogar der Ort, wo Sie ihn kennengelernt haben – das alles deutet darauf hin, dass er bewusst ein Opfer für seine Betrügereien gesucht hat. Er ist eindeutig ein Mann, der von günstigen Gelegenheiten lebt.«
    »Aber verheiratet war er, meinen Sie?«
    Sie stellte die Frage so hoffnungsvoll, dass Belle sie beinahe ausgelacht hätte. Der Verlust ihres Geldes und die Tatsache, dass erzu dem vereinbarten letzten Treffen nicht erschienen war, reichten nicht aus, um Miranda von der Durchtriebenheit dieses Mannes zu überzeugen. Sie wollte immer noch glauben, dass er sie nur deshalb im Stich gelassen hatte, weil er verheiratet war.
    »Falls es so ist, dann mit einer Frau, die genauso leichtgläubig ist wie Sie«, gab Belle zurück. »Aber es ist eher wahrscheinlich, dass es rund um London eine ganze Reihe von Frauen gibt, die ihn anhimmeln, seinen Lebensunterhalt finanzieren und sich einbilden, seine einzige wahre Liebe zu sein.«
    Belle hatte öfter gehört, wie sich Jimmy und Garth über derartige Männer unterhielten, die sie früher in Seven Dials gekannt hatten und die davon lebten, Frauen Geld abzuluchsen. Mog behauptete steif und fest, dass solche Gauner und Betrüger so lange durchkommen würden, bis die Frauen endlich aufwachten, das Wahlrecht bekamen und sich für ein Gesellschaftssystem einsetzten, das nicht ausschließlich von Männern beherrscht wurde.
    »Wie sind Sie an die Adresse der Frau gekommen, die Ihnen ›geholfen‹ hat?«, fragte Belle, die sich nicht vorstellen konnte, wie ein Mädchen mit Mirandas familiärem Hintergrund mit einer solchen Person in Kontakt getreten sein könnte.
    »Eine Frau in dem Haus in Greenwich hat sie mir gegeben«, antwortete Miranda. »Ich fing an zu weinen, als der Mann, der diese Absteige führte, mich anschnauzte und sagte, Frank nicht zu kennen. Die Frau kam mir nachgelaufen und fragte mich, ob sie mir helfen könnte. Ich war so durcheinander, und sie war so nett zu mir, dass ich ihr von dem Baby erzählt habe, und dann hat sie mir die Adresse in Bermondsey gegeben.«
    Belle nickte. Vermutlich eine Hure, dachte sie, und zwar eine, die ein gutes Herz hatte.
    »Der Ort, wo sie mich hingeschickt hat, war ganz fürchterlich«, vertraute Miranda ihr an. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Überall liefen zerlumpte, schmutzige Kinder herum, die Türen und Fenster an den Häusern waren kaputt, und es war so dreckig, dass ich am liebsten kehrtgemacht hätte. Aber das war ausgeschlossen.«
    Belle konnte es sich lebhaft vorstellen: eine verkommene, überfüllte Mietskaserne wie die, die sie aus Seven Dials kannte. »Sie waren sehr tapfer. Und wenn Sie das überstanden haben, werden Sie auch alles andere überstehen. Wie geht es Ihnen jetzt?«
    »Ich glaube, ich verliere gerade Blut.« Miranda wurde feuerrot, weil sie einen so intimen Umstand erwähnen musste.
    »Legen Sie sich hin und lassen Sie mich mal schauen!«, sagte Belle. »Nur keine falsche Scham! Sie haben nichts, was ich nicht auch habe. Betrachten Sie mich einfach als Krankenschwester!«
    Miranda blutete leicht, doch was aus ihr herausfloss, war vor allem die Seifenlauge, mit der die Frau die Spülung vorgenommen hatte. Eins der Mädchen in New Orleans hatte Belle erzählt, dass bei dieser Methode das Ende des Muttermundes gedehnt und dann Seifenlauge hineingepumpt wurde, die wie ein Reizmittel wirkte und zu einer Fehlgeburt führte. Wie man es anstellte, den Muttermund zu dehnen, wollte Belle sich gar nicht erst vorstellen.
    Belle wusch Miranda und schob einen sauberen Stoffstreifen unter sie. Sie hatte das Gefühl, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, und gab ihr eine Dosis der Medizin, die Mog beigesteuert hatte.
    Es war fast ein Uhr morgens, als Mirandas Wehen wirklich schlimm wurden. Belle spürte, wie stark sie waren, weil Mirandas Stirn schweißnass und ihr Gesicht schmerzverzerrt war. Aber sie schrie nicht, sondern klammerte sich bloß an Belles Hand.
    Um halb drei war Belle selbst völlig erledigt. Sie fragte sich, wie ein Mensch solche furchtbaren Qualen aushalten konnte. »Sie sind sehr tapfer«, lobte sie Miranda und wusch ihr das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Die junge Frau krümmte sich jetzt vor Schmerzen und

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