Der Zauber eines fruehen Morgens
hingewiesen hätte, dass in diesem Raum etwas Ungewöhnliches passiert war. Draußen auf dem Hof stand ein zugedeckter Eimer, und sie konnte sich vorstellen, dass sich sämtliche Beweise darin befanden.
Trotz ihrer Erleichterung, dass alles gut gegangen war, spähte Mog erneut zu dem blonden Mädchen, das ihr irgendwie bekannt vorkam, und stellte bestürzt fest, dass es die Tochter von Mrs. Forbes-Alton war. Bis vor Kurzem hatte alles, was sie über diese Frau wusste, auf reinem Klatsch beruht: dass sie eingebildet war und gern ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckte. Inzwischen hatte Mog sie bei einem Treffen kennengelernt, bei dem eine Gruppe von Frauen nützliche Dinge für die Soldaten an der Front stricken wollte. Mrs. Forbes-Alton war mit ihren zwei Töchtern dort gewesen, und Mog erinnerte sich deshalb so gut an die beiden, weil sie sich sichtlich unwohl gefühlt hatten, als ihre Mutter sich aufführte, als würde sie das ganze Unternehmen leiten.
Mrs. Fitzpatrick, die Frau eines berühmten Konzertpianisten,in deren Adern blaues Blut floss, hatte schüchtern den Vorschlag gemacht, dass vielleicht Mrs. Jenkins, die Besitzerin der Kurzwarenhandlung, die Frauen dabei beraten könnte, was sie am besten stricken sollten, und als Expertin auf diesem Gebiet Anfängerinnen helfen könnte.
Mrs. Jenkins erklärte sich gern dazu bereit und fügte hinzu, dass sie auf Strickgarn, das bei ihr gekauft wurde, einen Preisnachlass gewähren würde.
»Oh nein!«, hatte Mrs. Forbes-Alton mit ihrer affektierten Stimme protestiert. »Wir wollen doch nicht, dass jemand Profit aus unserem Unternehmen schlägt! Wir sollten die Wolle im Großhandel kaufen.«
Mog und etliche andere Frauen hatten innerlich geschäumt. Mrs. Jenkins hatte ihren Mann im Burenkrieg verloren, und ihre beiden Söhne waren vor wenigen Wochen in die Armee eingetreten. Sie war eine sehr großzügige Frau, die für jedes Neugeborene im Ort etwas strickte, und hatte zahllosen jungen Frauen beim Nähen ihrer Hochzeitskleider geholfen. Jeder wusste, dass sie jetzt, nachdem ihre Söhne im Krieg waren, große Mühe hatte, über die Runden zu kommen. Und wie eine Frau bemerkte, würde sie wahrscheinlich mehr Sachen stricken als irgendjemand sonst.
An jenem Nachmittag waren die beiden Forbes-Alton-Mädchen makellos gekleidet gewesen und hatten wie die Verkörperung schüchterner Fügsamkeit gewirkt. Deshalb fiel es Mog noch schwerer, sich vorzustellen, dass die ältere und unscheinbarere der beiden eine heimliche Affäre gehabt hatte.
Nach dem Treffen hatte allgemeine Empörung über Mrs. Forbes-Alton geherrscht, und es hieß, dass sie sich immer so benahm, die Bemühungen anderer herabsetzte, selbst jedoch kaum einen Finger rührte. Man erzählte sich, dass sie boshaft und überheblich war und ihre Dienerschaft sehr schlecht behandelte. Daher schien es geradezu eine Ironie des Schicksals zu sein, dass Belle Miranda gerettet und sie vor diesem Drachen von Frau bewahrt hatte, die Schande und Demütigung redlich verdient hätte.
Da Mog wusste, wie Mirandas Mutter war, hatte sie umso mehr Mitleid mit der Tochter. Wahrscheinlich war sie von Dienstboten aufgezogen worden und hatte von ihrer Mutter kaum Liebe oder Zuwendung erhalten. Kein Wunder, dass sie dem erstbesten Mann in die Arme gefallen war, der behauptet hatte, sie zu lieben! Aber für das bisschen flüchtige Glück hatte sie einen hohen Preis bezahlt.
Nach ein paar Tagen Ruhe und Schonung würde sie sich hoffentlich wieder erholen, doch Mog wusste, dass die seelische Wunde, die der Verlust eines Kindes, ob gewollt oder ungewollt, nach sich zog, wesentlich länger brauchte, bis sie verheilte.
Belle rührte sich und schlug die Augen auf, als die Hintertür knarrte. Sie erblickte Mog und lächelte, legte einen Finger auf die Lippen und nickte in Mirandas Richtung, ehe sie aufstand und in den Hof kam.
Leise schloss sie die Tür hinter sich, nahm Mogs Arm und führte sie zu ein paar Holzkisten, wo sie sich in die Sonne setzten. »Ich glaube, sie kommt wieder ganz in Ordnung«, sagte Belle mit gesenkter Stimme. »Sie war sehr tapfer, hat nicht geschrien oder sich sonst irgendwie aufgeführt und ist gleich, nachdem es vorbei war, eingeschlafen. Aber ich könnte so etwas nicht noch einmal mitmachen.«
Mog legte einen Arm um sie und hielt sie fest. Sie fand es entsetzlich, dass Belle gezwungen gewesen war, etwas so Belastendes mitzuerleben.
»Gar nicht auszudenken, wie es für Miranda gewesen
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