Der Zauber eines fruehen Morgens
hatte, dass Miranda in Ohnmacht fallen würde, wenn sie die ganze Geschichte zu hören bekam. »Vielleicht trägt dieser Krieg dazu bei, gesellschaftliche Schranken umzustoßen. Wahrscheinlich müssen Frauen aller Schichten mit anpacken, um ihren Teil beizutragen. Ich hoffe es; ich habe nicht viel für all die Einschränkungen übrig, denen wir Frauen zurzeit unterworfen sind.«
»Es tut so gut, das von Ihnen zu hören! Mama predigt ständig: ›Zieh Handschuhe an, du musst einen Hut tragen, drück die Schultern zurück, eine Dame tut dies oder jenes nicht …‹ Das war eines der Dinge, die ich so am Zusammensein mit Frank geliebt habe, auch wenn er ein Schuft war. Ich habe mich frei gefühlt, weil er auf sämtliche Regeln gepfiffen hat.«
»Nun, einige dieser Regeln sind aufgestellt worden, um uns zu schützen«, erinnerte Belle sie. »Aber ein Mann muss kein Schuft oder Gauner sein, um aufregend und leidenschaftlich zu sein. Und da Sie jetzt das Schlimmste über die Männer wissen, können Sie in Zukunft das Beste an ihnen entdecken.«
Belle verabschiedete sich vor der Tür von Miranda und machte sich auf den Heimweg. Obwohl sie sich Sorgen um Mirandas Genesung machte und hoffte, dass ihre Mutter keinen Verdacht schöpfte, bedrückte sie vor allem der Gedanke, nach Hause zu gehen und Jimmy gegenüberzutreten.
Sie hatte ihn noch nie belogen. Sie erzählte ihm nicht immer alles, doch das Gleiche mochte für ihn gelten. Aber sie konnte ihmunmöglich sagen, wobei sie Miranda in der vergangenen Nacht geholfen hatte. Er wäre entsetzt.
Jimmy stand mit Garth hinter der Theke, als sie durch die Seitentür hereinkam. Wegen des Jahrmarkts war die Bar überfüllt und sehr laut. Belle ging in die Küche, wo Mog damit beschäftigt war, Brote zu belegen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Mog mit gesenkter Stimme, obwohl die Tür zum Schankraum geschlossen war.
»Miranda geht es gut«, versicherte Belle ihr. »Sie hat weder Fieber noch Schmerzen und war auf dem Heimweg ganz munter. Ich bin so froh, dass alles gut gegangen ist!«
»Meine Gebete sind erhört worden.« Mog verdrehte die Augen himmelwärts. »Aber nun zu irdischeren Dingen. Ich bringe diese Brote gleich in die Bar und werde bei der Gelegenheit Jimmy erzählen, dass du wieder da bist. Warum läufst du nicht nach oben und ziehst dich um?«
Belle hatte sich gewaschen und zog gerade ein frisches Hemd an, als Jimmy ins Schlafzimmer kam. Er lehnte sich an den Türpfosten und beobachtete sie mit einem frechen Grinsen.
»Was für ein erfreulicher Anblick – meine praktisch unbekleidete Frau! Schade, dass heute im Lokal so viel los ist, sonst würde ich dich aufs Bett werfen und lauter schlimme Sachen mit dir anstellen.«
Belle lachte und lief zu ihm, um ihn zu umarmen. In seinem weißen Hemd und der smaragdgrünen Weste, die seine grünbraunen Augen betonte, sah er sehr gut aus. »Ich habe dich letzte Nacht vermisst. Ich habe dir nämlich etwas zu sagen.«
»Hoffentlich nicht, dass du daran gedacht hast, mit einem anderen Mann wegzulaufen, bevor du es dir im letzten Moment anders überlegt hast«, entgegnete er und rieb seine Nase an ihrer.
»Nein, weil ich bald gar nicht mehr in der Lage sein werde zu laufen.« Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn.
Es war Jimmy, der sich zuerst löste. »Warum nicht?«, fragte er verwirrt. Dann fiel sein Blick auf ihren Bauch, und er legte eine Hand darauf. »Bist du …?«
»Ja«, lachte sie. »Ja, ich bekomme ein Baby!«
Einen Moment lang starrte er sie benommen an, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Ein Baby? Bist du sicher? Wann?«
»Na ja, genau konnte es der Arzt nicht sagen, aber ich denke, ich bin über den dritten Monat, es dürfte also Ende Februar so weit sein.«
Jimmy drückte sie fest an sich. »Das ist die beste Neuigkeit, die ich je bekommen habe … Na ja, als du mir zum ersten Mal gesagt hast, dass du mich liebst, war ich vielleicht genauso überwältigt«, flüsterte er in ihr Haar. »Oh, Belle, kann irgendjemand auf der Welt so glücklich sein wie ich?«
Sie lehnte sich zurück, um ihn anzusehen, und sah, dass ihm Tränen übers Gesicht liefen. »Ja, ich. Ich bin der glücklichste Mensch von allen, weil ich dich und das Baby habe.«
»Wir müssen es Mog und Garth erzählen«, verkündete er. Seine tränenfeuchten Augen strahlten vor Freude. »Mog ist bestimmt überglücklich, aber bei Garth bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube, er wird ein bisschen
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