Der Zauber eines fruehen Morgens
Zeit brauchen, um sich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
»Wir sagen es ihnen, wenn ihr die Bar für den Nachmittag schließt«, schlug Belle vor. Mog würde sich sicher nicht anmerken lassen, dass sie bereits im Bilde war.
»Und ich soll jetzt in die Bar zurückgehen und mich so benehmen, als wäre nichts Besonderes passiert?«, fragte Jimmy. »Am liebsten würde ich es allen sagen, doch das ist wohl nicht angebracht, oder?«
»Nein.« Belle musste über seine kindliche Begeisterung schmunzeln. Eine Schwangerschaft wurde im Allgemeinen von Männernaußerhalb der eigenen Familie nicht erwähnt oder kommentiert, nicht einmal, wenn sie nicht mehr zu übersehen war. Die meisten würden bestenfalls sagen: »Meine Frau ist in anderen Umständen«, und auch das nur, wenn es dafür gewichtige Gründe gab. Trotzdem waren sogar grobe Männer höflicher und zuvorkommender zu schwangeren Frauen, war Belle aufgefallen. »Wenn du das machst, bringst du unsere Gäste nur in Verlegenheit.«
»Aber sie hätten wohl nichts dagegen, ein Gläschen auf das Wohl des Babys zu trinken«, erwiderte Jimmy grinsend. »Das habe ich schon oft genug erlebt: Alle klopfen dem werdenden Vater auf die Schulter, als hätte er eine geniale Leistung vollbracht. Und der prahlt zuerst mit seinem Stammhalter, um ihn dann zu ignorieren, bis er sich in irgendeiner Weise nützlich machen kann.«
»So ein Vater wirst du nie sein, das weiß ich.« Belle tätschelte liebevoll seine Wange. »Ich verlasse mich darauf, dass du alles mit mir teilst, sogar das Windelnwechseln. Also geh jetzt nach unten und grinse, aber sag nichts!«
»Ich liebe dich, Mrs. Reilly«, raunte er ihr zu, dann drehte er sich um und ging in die Bar zurück.
»Ich liebe dich auch, Mr. Reilly«, rief sie ihm nach.
Als Belle sich fertig anzog, dachte sie über Jimmys Bemerkung nach, dass viele Männer erst mit ihrem neugeborenen Sohn angaben und ihn dann nicht mehr beachteten, bis er alt genug war, um von Nutzen zu sein. Jimmy hatte sich oft abfällig über die Männer geäußert, die jeden Abend in die Kneipe kamen, ohne einen Gedanken an ihre Frauen und Kinder zu verschwenden.
Hier und in Seven Dials hatten sie beide gesehen, wie an Freitagabenden Frauen mit Babys in den Armen vor der Wirtshaustür standen, um ihre Männer abzufangen und ihren Lohn an sich zu nehmen, bevor sie das ganze Geld ausgeben konnten. Viele Männer fanden nichts dabei, ihre Frauen zu verprügeln und sie wie Dreck zu behandeln.
Sein Vater hatte seine Mutter verlassen, als Jimmy noch ein Baby gewesen war, und Jimmy wusste, wie schwer es für eine Frau war,ein Kind allein großzuziehen. Vielleicht war er deshalb so feinfühlig, was die Bedürfnisse von Frauen anging. Er hatte sich immer rührend um Belle gekümmert, Verständnis gehabt, wenn sie müde war, und ihr in jeder nur erdenklichen Weise geholfen. Nun, da sie ein Baby bekam, wusste sie, dass sie sich noch mehr darauf verlassen konnte, in jeder Beziehung Unterstützung und Beistand bei ihm zu finden, und keine Angst vor der Geburt haben musste. Vielleicht konnte er ihr sogar helfen, sich von den Erinnerungen an Mirandas Elend zu befreien. Aber vor allem wusste sie, dass es ihrem Kind nie an Liebe und Zuwendung mangeln würde. Sie würden eine glückliche Familie sein. Jimmy würde mit dem Kind Kricket spielen und auf dem Teich Boote fahren lassen, Gutenachtgeschichten erzählen, aufgeschürfte Knie verarzten und schlimme Träume verscheuchen. Er würde genau der Vater sein, den Jimmy und sie beide selbst gern gehabt hätten. Wie glücklich sie sich doch schätzen konnte!
Als die Kneipe für den Nachmittag zusperrte, setzten sich Jimmy und Garth auf eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen zu Mog und Belle in die Küche.
Sie hatten kaum am Tisch Platz genommen, als Jimmy auch schon mit der Neuigkeit herausplatzte. »Wir bekommen ein Baby!«, sagte er ohne Einleitung. »Belle hat es mir erst vor ein paar Stunden erzählt.«
Garths Reaktion war ganz anders, als sie erwartet hatten. Er sprang auf, johlte vor Begeisterung und tanzte um den Tisch herum. Für einen so großen Mann war er recht leichtfüßig, aber er wirkte trotzdem ein bisschen lächerlich.
»Das ist die beste Nachricht aller Zeiten!«, rief er und versetzte Jimmy einen Schlag auf die Schulter, der einen kleineren Mann umgeworfen hätte. »Nicht, dass ich mich mit Babys besonders gut auskenne. Dich habe ich natürlich manchmal im Arm gehalten, doch das ist lange her. Hoffentlich wird es ein
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