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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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es zeigte ihr wahres Wesen. Das Bild war für Belle eine ständige Erinnerung daran, wie glücklich sie sich preisen konnte, einen Menschen zu haben, der sie trotz ihrer Vergangenheit bedingungslos liebte.
    Hier in diesem hübschen Zimmer zählte nichts außer den ehelichen Freuden im Ehebett. Jimmy mochte in ihrer Hochzeitsnacht noch Jungfrau gewesen sein, doch in seinen Armen hatte Belle noch berauschendere Wonnen erlebt als mit Serge in New Orleans. Serge war dafür bezahlt worden, sie in die Kunst der körperlichen Liebe einzuweihen, aber Jimmy hatte ihr bewiesen, dass wahre Liebe und tief empfundene Leidenschaft viel mehr bedeuteten.
    Es wird Zeit, ihm zu zeigen, dass du eine richtige Ehefrau sein kannst. Hüte anzufertigen und zu verkaufen ist längst nicht so wichtig wie das, dachte sie.
    Sie drehte sich zu ihm um, legte die Arme um ihn und hielt ihn fest. Das Baby bedeutete in vielerlei Hinsicht einen weiteren Neuanfang, aber diesmal musste sie daran denken, Jimmys Gefühle und Ansichten mit einzubeziehen.

KAPITEL 5
    Das Läuten der Ladenglocke ließ Belle den Netzschleier, den sie gerade an einem Hut befestigen wollte, beiseitelegen und an die Ladentür laufen.
    »Jimmy!«, rief sie überrascht. Gewöhnlich kam er nur bei schlechtem Wetter ins Geschäft, um sie abzuholen. Aber es war erst fünfzehn Uhr und ein herrlicher Oktobertag. »Was führt dich her?«
    »Ich wollte Farbe für die Fensterrahmen kaufen«, antwortete er.
    Belle runzelte die Stirn. Die Eisenwarenhandlung lag nicht in dieser Richtung, außerdem sah Jimmy ein bisschen angegriffen aus. »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    »Muss irgendwas los sein, nur weil ich meine Frau besuchen komme?«, gab er ziemlich scharf zurück.
    Belle ging zu ihm. »Wenn du mich anfährst, ist irgendwas los«, erwiderte sie vorwurfsvoll.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Aber eine Frau hat mir das hier gegeben.« Er langte in seine Tasche und zog eine weiße Feder heraus.
    Belle schnappte nach Luft. Erst vor ein, zwei Tagen hatte sie gelesen, dass manche Frauen durch die Straßen zogen und Männern weiße Federn zusteckten. Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass sie Feiglinge waren, weil sie sich nicht zur Armee gemeldet hatten. Aber Belle hatte gedacht, es handele sich um Einzelfälle, um ein paar dumme Puten, die mit ihrer Zeit nichts Besseres zu tun hatten, als hart arbeitende Männer zu belästigen.
    »Vergiss es! Das war bestimmt eine Meckerzicke«, meinte sie.
    »Nein, es war eine ganze Gruppe von ungefähr zehn Frauen«, sagte Jimmy niedergeschlagen. »Sie haben alle Männer angesprochen. Ich habe gesehen, dass Willie, der Fensterputzer, eine Feder bekommen hat und auch der Mann, der am Bahnhof Zeitungen verkauft, und noch ein anderer, der einfach mit seiner Frau spazieren war. Ich war so geschockt, dass ich nicht abgewartet habe, wem sie noch welche geben, sondern direkt hergekommen bin.«
    »Das hat nichts zu bedeuten«, beruhigte Belle ihn. »Niemand muss sich zum Militär melden, wenn er nicht will.« Noch während sie es sagte, lief es ihr kalt über den Rücken, weil sie erst vor ein paar Wochen am Bahnhof ein riesiges Plakat gesehen hatte, auf dem Lord Kitchener in Uniform abgebildet war. Er streckte einen Zeigefinger aus, und der Text auf dem Plakat lautete:
    Dein Land braucht dich!
    Damals hatte sie es ziemlich wirkungsvoll gefunden.
    »Es mag nicht verpflichtend sein, aber vielleicht bin ich moralisch verpflichtet, meinen Teil beizutragen«, überlegte Jimmy laut.
    Belle erschrak. Wenn Jimmy Worte wie »moralisch verpflichtet« gebrauchte, hatte er bereits einen Entschluss gefasst. »Das darfst du nicht! Wir bekommen ein Baby!«, rief sie.
    Jimmy trat näher und nahm sie in die Arme. »Ich möchte nicht, dass unser Sohn oder unsere Tochter denkt, dass ich ein Feigling war«, sagte er leise, seine Lippen auf ihrem Haar. »Und schließlich würde ich dich nicht allein zurücklassen. Onkel Garth und Mog würden sich um dich kümmern.«
    Belle trat zornig einen Schritt zurück. »Aber du könntest sterben! Unser Baby wünscht sich bestimmt keinen toten Helden zum Vater!«
    »Dazu wird es nicht kommen«, entgegnete er und hob bittend die Hand.
    »Geh!« Belle zeigte auf die Tür. »Und wenn ich nach Hause komme, bist du hoffentlich wieder zur Vernunft gekommen.«
    Er verließ wortlos das Geschäft, und Belle kehrte zu ihrer Werkbank zurück. Sie war so böse, dass sie aus Versehen den Schleier zerriss, an dem sie arbeitete. Wütend packte sie

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