Der Zauber eines fruehen Morgens
jemand freiwillig gemeldet hatte, während er jung und gesund war und keinen Vorwand hatte, um zu Hause zu bleiben. Dass ein Baby unterwegs war, würde kaum als stichhaltiger Grund akzeptiert werden, da sich die meisten Männer von allem, was mit Kindern zusammenhing, distanzierten und es den Müttern und Schwestern ihrer Frauen überließen, Beistand zu leisten.
Belle wusste auch, dass Jimmy ein guter Soldat sein würde; er war tapfer, stark und intelligent. Andere Männer mochten ihn, und sie zweifelte nicht daran, dass er bald befördert werden würde, weil er eindeutig Führungsqualitäten besaß.
Obwohl sie furchtbare Angst hatte, er könnte verwundet werden oder sogar sterben, war eines der Dinge, die sie am meisten an ihm liebte, sein anständiger Charakter. Sie wollte nicht, dass er seelische Qualen litt, weil er zwischen dem, was er für seine Pflicht hielt, und der Angst vor ihrer Reaktion hin- und hergerissen war. Sicher befürchtete er, sie könnte ihm vorwerfen, dass er sie im Stich ließ, und das würde einen Keil zwischen sie treiben.
Belle liebte ihn zu sehr, um seinen Zustand innerer Zerrissenheitlänger mit anzusehen. Sie wollte genauso tapfer sein wie er und ihm erlauben, sich so zu entscheiden, wie er es für richtig hielt.
Sie nahm seine Hand, die auf ihrer Hüfte lag, und drückte sie. »Ich will nicht, dass du gehst«, sagte sie leise in die Dunkelheit. »Ich bin nicht wie du, König und Vaterland bedeuten mir nichts; ich bin egoistisch genug, mir zu wünschen, dass alles so ruhig und friedlich bleibt, wie es ist. Aber du hast Prinzipien, das weiß ich, und wenn du das Gefühl hast, in den Krieg ziehen und kämpfen zu müssen, dann werde ich deine Entscheidung unterstützen.«
»Wirklich?«, flüsterte er zurück. »Weißt du, obwohl ich nicht von dir getrennt sein will, ist das kein stichhaltiger Grund, mich zu drücken, wenn mein Land im Krieg ist. Fast alle Männer, die sich schon gemeldet haben, müssen eine Liebste oder Ehefrau haben, die sie nicht verlassen wollen, aber sie haben trotzdem den Mut gefunden, an die Front zu gehen. Die weiße Feder von heute wird nur die erste von vielen sein, wenn ich hierbleibe. Manche Leute werden sagen, dass ich nicht nur ein Feigling bin, sondern vom Krieg profitiere. Damit könnte ich nicht leben.«
Es ist mir ganz egal, ob du feige genannt wirst, solange du nur bei mir bist!, wollte Belle aufbegehren, doch sie biss sich fest auf die Lippe und klammerte sich an ihn. »Ich weiß. Das könnte ich auch nicht«, murmelte sie, aber es war eine Lüge.
»Ich wünschte, ich könnte glauben, dass bis Weihnachten alles vorbei ist«, sagte er und nahm sie in seine Arme. »Und ich wünschte, ich könnte dir versprechen, heil und unversehrt zurückzukommen. Aber nachdem Gott dich nach allem, was du nach deiner Entführung durchgemacht hast, zu mir zurückgeführt hat, kann er doch nicht so grausam sein und mich in Frankreich sterben lassen, wenn wir gerade unser erstes Kind erwarten, oder?«
Belle war sich nicht so sicher, ob Gott auf diese Weise vorging. Sie hielt es eher für wahrscheinlich, dass er einige Menschen immer wieder auf die Probe stellte. Jimmy und sie hatten zwei Jahre ungetrübten Glücks erlebt, und vielleicht war das alles, was sie erwarten konnten.
Er strich mit seiner rechten Hand über die leichte Wölbung ihres Bauchs, als wollte er seinem Kind sagen, dass er es liebte und vorhatte, der beste aller Väter zu sein.
»Wann willst du zur Rekrutierungsstelle gehen?«, wisperte sie.
»Morgen«, antwortete er. »Hat keinen Sinn, die Qualen zu verlängern.«
An dem Tag, als Jimmy zur Rekrutierungsstelle ging, wurde das Wetter auf einmal herbstlich. Die Temperatur fiel, und es war feucht und so windig, dass wahre Schauer goldgelber und rotbrauner Blätter, die bis vor Kurzem noch grün gewesen waren, von den Bäumen fielen. Für Belle war es wie ein Omen, dass die glückliche Zeit mit Jimmy zu Ende ging, aber sie verbiss sich die Tränen, packte dicke Socken, warme Unterwäsche, Seife und ein paar nützliche Utensilien für ihn ein und versuchte, nicht daran zu denken, dass die kostbaren zwei Tage, die ihnen blieben, durchaus die letzten sein könnten, die sie miteinander verbrachten.
An dem Morgen, als Jimmy in den Zug zur London Bridge stieg, um sich dort dem Royal Sussex Regiment anzuschließen, war der Himmel genauso bleischwer wie Belles Herz, und ein kalter Wind wehte zur Hintertür herein. Garth machte beim Frühstück fröhliche
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