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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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den Hut und schleuderte ihn auf den Boden.
    Wieder bimmelte die Glocke, und weil Belle dachte, dass es Jimmy war, der sich entschuldigen wollte, ignorierte sie es.
    »Belle?«, rief eine zaghafte Frauenstimme. »Sind Sie da?«
    Es war Miranda. Belle riss sich zusammen und ging in den Verkaufsraum. Miranda sah in ihrem zart malvenfarbenen Kostüm und dem dazu passenden kleinen, mit Stoffveilchen verzierten Hut sehr elegant aus; ihre Wangen schimmerten rosig, und sie strahlte.
    »Was für eine nette Überraschung!«, sagte Belle, dankbar für diese Ablenkung. »Ich habe so oft an Sie denken müssen!«
    Miranda hatte ihr vor einigen Wochen, als sie auf dem Landsitz ihrer Familie in Sussex gewesen war, einen Brief geschrieben, in dem sie sich noch einmal bei Belle bedankt und ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich vollständig erholt und niemand Verdacht geschöpft habe.
    »Es ist schön, wieder in London zu sein«, sagte Miranda. »Als ich fort war, habe ich mich so sehr danach gesehnt, mit Ihnen zu reden! Mama war noch unerträglicher als sonst. Sie ist so verzweifelt darauf aus, mich unter die Haube zu bringen, dass sie zum Dinner ständig Leute einlädt, deren Söhne eine gute Partie wären. Sie hätte ihre Absichten nicht deutlicher kundtun können, wenn sie auf die Einladungen geschrieben hätte, dass Sinn und Zweck der Sache ist, einen Ehemann für mich zu finden.«
    Belle lächelte. »Und war ein netter dabei?«
    Miranda verdrehte die Augen. »Schrecklich, einer wie der andere! Außerdem haben sie nur über den Krieg geredet und darüber, in welches Regiment sie eintreten wollen. Ich habe mich zu Tode gelangweilt. Aber wie ist es Ihnen inzwischen ergangen?«
    »Bis vor ein paar Minuten sehr gut, doch dann kam Jimmy, mein Mann. Er findet, er sollte sich freiwillig melden, aber ich kann den Gedanken, dass er in den Krieg zieht, nicht ertragen.«
    »Du meine Güte! Nein, natürlich nicht! Hatten Sie mir nicht erzählt, dass er sich erst dann zur Armee melden wollte, wenn es verpflichtend wird?«
    »Das hat er gesagt. Aber heute hat ihm eine Frau eine weiße Feder gegeben, und jetzt hat er ein schlechtes Gewissen und fürchtet, man könnte ihn für einen Feigling halten.«
    »Mama hat sich auch einer Gruppe angeschlossen, die weiße Federn verteilt.« Miranda rümpfte angewidert die Nase. »Meiner Meinung nach ist es schon schlimm genug für Männer, von ihren Geschlechtsgenossen dazu gedrängt zu werden, doch wenn sie jetzt auch noch von Frauen gedemütigt werden, fühlen sich die meisten wahrscheinlich wirklich verpflichtet, sich zu melden. Frauen wie meine Mutter denken nicht darüber nach, wie die Ehefrauen und Kinder von Soldaten zurechtkommen sollen. Soweit ich weiß, ist der Sold ein Bettel.«
    Da Miranda gerade so viel Mitleid mit Frauen und Kindern zeigte, schien dies die ideale Gelegenheit zu sein, ihr zu erzählen, dass sie ein Kind erwartete, fand Belle.
    »Um den Sold mache ich mir keine Gedanken, aber sehen Sie, ich bekomme ein Baby.«
    »Das ist ja wundervoll!«, rief Miranda. Die Wärme ihres Lächelns bewies, dass sie es ehrlich meinte. »Wann ist es denn so weit?«
    »Ende Februar.«
    Miranda machte ein betroffenes Gesicht.
    »Ja, ich habe es an dem Tag schon gewusst«, sagte Belle. »Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, es Ihnen in dieser Nacht zu erzählen. Es erschien mir einfach nicht richtig.«
    »Wie furchtbar, dass ich Sie ausgerechnet zu einem solchen Zeitpunkt mit meinen Problemen belasten musste!«, murmelte Miranda und umarmte Belle. »Doch ich freue mich unheimlich für Sie, und haben Sie bitte keine Angst, es könnte mich aufregen, wenn Sie darüber sprechen. Ich kann verstehen, warum Sie nicht wollen, dass Ihr Mann ausgerechnet jetzt zum Militär einrückt. Aber wenn er alles noch einmal gründlich durchdacht hat, überlegt er es sich bestimmt anders.«
    »Na ja, viele andere Männer, die mehrere Kinder haben, sind an der Front«, seufzte Belle. »Erst gestern haben wir gehört, dass sich inLee Green ein Vater von fünf Kindern gemeldet hat. Jimmys Onkel Garth hat erzählt, dass seine Gäste in der Kneipe darüber gewitzelt und gesagt haben, dass er bloß von seinen Kindern wegwill.«
    Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten über den Krieg im Allgemeinen, und Miranda berichtete, dass sie sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht hatte, eine Arbeit zu finden und ihr Zuhause zu verlassen.
    »In den letzten Tagen habe ich mich um mehrere Posten beworben«, erzählte sie. »Ich

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