Der Zauber eines fruehen Morgens
Vergangenheit. Zum Teil ist er der Grund, warum ich den Laden aufgeben will. Ich habe das Gefühl, dass er sich bald wieder bei mir blicken lässt.«
»Um zu versuchen, dich zu erpressen, meinst du?«
Belle zuckte mit den Schultern. »Du begreifst schnell – nur einer der Gründe, warum ich dich mag. Mog denkt, dass er bloß auf eineStory über den Überfall aus ist, doch mir sind im Lauf der Zeit schon einige üble Typen über den Weg gelaufen, und ich glaube, er ist auch einer. Dafür habe ich einen Riecher.«
»Aber jeder, an dem dir etwas liegt, weiß sowieso Bescheid«, wandte Miranda ein. »Man kann nur jemanden erpressen, der etwas vor seinen Freunden und Verwandten geheim halten will.«
»Stimmt, doch falls er sich hier ein bisschen umgehört hat, ist ihm vielleicht klar, dass ich jetzt eine respektable Person bin. Stell dir vor, wie die Leute hier im Ort, meine Kundinnen, reagieren würden, wenn sie die Wahrheit über mich wüssten!«
»Aber er kann unmöglich alles wissen! Nur dass du als blutjunges Mädchen an ein Bordell verkauft worden bist, und darauf würden die Leute eher mit Mitgefühl reagieren.«
Belle zog eine Augenbraue hoch. »Hier? Kein Mensch würde jemals wieder einen Hut bei mir kaufen. Kannst du dir nicht vorstellen, was deine Mutter sagen würde?«
Miranda nickte. »Ja, sicher, doch nicht jeder ist so wie sie.«
»Genug Leute sind so«, meinte Belle bekümmert. »Mog und ich haben uns so große Mühe gegeben, anständige und respektierte Bürger dieser Gemeinde zu werden. Dieser Mann könnte das alles zunichtemachen. Mir würde es nicht so viel ausmachen, aber die arme Mog! Sie und Garth sind so glücklich, und sie ist so froh, hier im Ort ein gewisses Ansehen zu genießen. Ich habe ihr so viel Kummer bereitet, als ich entführt wurde, und ich will nicht ausgerechnet jetzt, nachdem sie sich so gut eingelebt hat, Schande über sie bringen.«
»Wenn dieser Blessard es wirklich darauf abgesehen hat, dich bloßzustellen, nützt es auch nichts, nach Frankreich zu verschwinden«, wandte Miranda ein.
»Richtig. Doch ich habe den Verdacht, dass er Geld will. Wahrscheinlich hat er meinen Laden gesehen und glaubt, dass ich wohlhabend bin und noch dazu ein leichtes Opfer, weil mein Mann im Krieg ist und mir nicht beistehen kann. Aber was ist für ihn noch drin, wenn der Laden zusperrt und ich als Hilfsschwester arbeite?«
»Hm.« Miranda machte ein nachdenkliches Gesicht. »Er könnte es bei Garth versuchen.«
Belle kicherte. »Würde irgendjemand, der bei klarem Verstand ist, versuchen, Garth zu erpressen? Er würde dem Kerl sofort den Hals umdrehen.«
Beide schwiegen eine Weile, nippten an ihrem Sherry und sahen ins Feuer.
»Was diesen Etienne angeht …« Miranda zog fragend eine perfekt geschwungene Augenbraue hoch. »Da steckt doch mehr dahinter, das spüre ich. War er dein Liebhaber?«
Belle schüttelte den Kopf. »Nein, doch ich habe ihn geliebt.«
Miranda grinste. »Er ist hoffentlich nicht eine der Attraktionen in Frankreich?«
Belles Augen weiteten sich. »Nein, natürlich nicht. Ich habe nicht mal an ihn gedacht. Ich will bloß etwas Nützliches machen, mich wieder lebendig fühlen, statt einfach zu Hause zu sitzen und auf Jimmys Heimkehr zu warten.«
»Tja, du hast mich überzeugt, bei diesem Irrsinn mitzumachen«, sagte Miranda. »Überlegen wir doch mal, wie wir es anstellen könnten.«
KAPITEL 10
Die Lichter des Railway Inn waren erloschen, als Belle um Mitternacht nach ihrem ersten Tag im Royal Herbert Military Hospital zurückkehrte. Sie betrat das Haus leise durch die Seitentür und legte gerade im dunklen Flur den Mantel ab, als sie sah, wie die Küchentür geöffnet wurde und Mog in einem Streifen Licht erschien.
»Du hast mich erschreckt. Ich dachte, du bist schon im Bett«, sagte Belle.
»Glaubst du, ich kann schlafen, wenn du dich nachts auf den Straßen herumtreibst?«, fuhr Mog sie an. »Ich hatte Tee für dich hingestellt, aber inzwischen ist er ungenießbar. Du genießt wohl mit der hochnäsigen Miss das flotte Leben?«
Belle taumelte vor Erschöpfung und war nicht in der Stimmung für einen Streit. »Ich bin eben erst aus dem Krankenhaus gekommen«, antwortete sie. »Und das Einzige, was ich heute genießen durfte, war der Gestank von Wundbrand.«
»Dann willst du morgen wahrscheinlich nicht wieder da hingehen?« Mog hatte die Arme vor der Brust verschränkt und bebte vor Zorn und Empörung.
Den ganzen Heimweg lang hatte Belle sich gesagt, dass
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