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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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und nahm die Flasche vom Regal. »Sperr die Tür ab und zieh die Jalousie herunter.«
    Ein paar Minuten später saßen sie beide mit einem Glas Sherry in der Hand im Hinterzimmer vor dem Ofen.
    Belle hatte Miranda vor ein paar Tagen anvertraut, dass sie nicht mehr mit Leib und Seele an ihrem Hutgeschäft hing. Miranda hatte diese Behauptung nicht wirklich ernst genommen, sondern angenommen, dass ihre Freundin lediglich einen schlechten Tag hatte. Belle wollte ihr begreiflich machen, dass mehr dahintersteckte.
    »Ich wünschte, ich müsste das nicht wieder zur Sprache bringen, Miranda«, sagte sie. »Aber ich habe wirklich keine Lust mehr, den Laden weiterzuführen. Ich weiß, wie sehr du ihn liebst und dass du denkst, dass ich irgendwann meinen Enthusiasmus wiederfinde, doch das wird nicht passieren. Ich würde lieber etwas für den Krieg leisten.«
    »Aber der Laden ist so ein Erfolg!«, protestierte Miranda. »Ich kann ihn für dich führen. Du bleibst einfach zu Hause und fertigst die Hüte.«
    »Auch Hüte faszinieren mich nicht mehr so«, gestand Belle. »Außerdem muss demnächst der Mietvertrag verlängert werden. Ich weiß, dass die Miete erhöht wird, und ich will mich einfach nichtfür drei weitere Jahre binden. Schon gar nicht, wenn der Krieg noch länger dauert.«
    Miranda sah sie einen Moment forschend an. »Schon als wir zu Neujahr den Laden wieder geöffnet haben, ist mir dein Mangel an Enthusiasmus aufgefallen. Ich habe mich nicht dazu geäußert, weil ich gehofft habe, dass du bald wieder die Alte sein würdest.« Sie machte eine Pause. »Doch wenn du das Gefühl hast, dass es für dich nie wieder wie früher wird, verstehe ich, warum du den Laden schließen willst. Aber Kriegsarbeit! Ich weiß, dass Arbeiter für die Munitionsfabriken gesucht werden, doch das kann ich mir beim besten Willen nicht für dich vorstellen. Krankenschwestern werden auch gebraucht, aber du bist keine. Ich nehme an, du könntest dich als Hilfspflegerin bewerben, doch möchtest du wirklich all die Drecksarbeit übernehmen?«
    »Das würde mir nichts ausmachen.«
    Miranda machte ein erschrockenes Gesicht. »Es ist dir wirklich ernst, oder?«
    »Ja. Ich will dich nicht um deine Stelle bringen, aber ich bin wirklich nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache. Ich habe früher so gern Hüte entworfen und angefertigt, jetzt jedoch ist es nur noch eine Pflichtübung. Wenn ich mich in einem Krankenhaus bewerbe und Erfahrungen sammle, kann ich vielleicht in ein paar Monaten beim Roten Kreuz eintreten.«
    »Und nach Frankreich gehen, meinst du?«
    Daran hatte Belle eigentlich gar nicht gedacht, aber auf einmal schien es genau das zu sein, was sie wollte. »Ja, ich glaube schon.«
    Miranda starrte sie an. »Und was wird Jimmy dazu sagen?«
    Belle schnitt eine Grimasse. »Er wird außer sich sein. Mog und Garth ebenfalls. Bei uns wäre der Teufel los. Doch es ist mein Leben, und da drüben können sie jedes Paar Hände brauchen. Und erzähl mir nicht, dass ich nicht nützlicher wäre als einige dieser dämlichen Ziegen der guten Gesellschaft, die sich noch nie ohne fremde Hilfe angezogen oder sich auch nur eigenhändig ihr Badewasser eingelassen haben! Jemand wie ich würde beim Anblickvon Läusen oder eines nackten Mannes nicht gleich in Ohnmacht fallen.«
    »Wie ich, meinst du wohl?« Miranda grinste. »He, ich würde auch nicht in Ohnmacht fallen, wenn ich einen nackten Mann sehe.«
    Belle kicherte. »Dich habe ich nicht gemeint, und das weißt du. Aber wir haben beide in der Zeitung gelesen, dass genau solche Frauen Pflegerinnen geworden sind und gelernten Krankenschwestern assistieren. Wenn die das können, warum nicht ich?«
    »Na ja, erstens einmal musst du dreiundzwanzig sein, und ich bezweifle, dass sie dich als verheiratete Frau nehmen.«
    »Ich könnte lügen«, antwortete Belle leichthin.
    Miranda schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Was ist das Geheimnis deiner Vergangenheit?«, fragte sie. »Immer wenn du so etwas sagst, habe ich das Gefühl, dass du schon sehr viel erlebt hast. Wir sind Freundinnen, und du kannst mir vertrauen. Warum erzählst du es mir nicht?«
    Belle lächelte trocken. »Du willst vielleicht nicht länger mit mir befreundet sein, wenn ich dir die volle Wahrheit sage.«
    Miranda streckte den Arm aus und nahm Belles Hand. »Nichts, was du mir erzählen könntest, würde etwas an meiner Zuneigung zu dir ändern. Außerdem könnte ich dir gar nichts verübeln, dafür habe ich selbst zu viel auf dem

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