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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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erstreckten sich Reihen um Reihen von Baracken, die wie riesige Blechschuppen aussahen, und dahinter weitere Reihen mit großen Rundzelten.
    Auf der Ladefläche des Lasters saßen außer Miranda und Belle zehn weitere Krankenpflegerinnen vom VAD und dazu zwei ältere Frauen, die dem Roten Kreuz angehörten, sich aber eher vage über ihren Aufgabenbereich äußerten. Die Fahrt von Calais war eine holperige und kalte Angelegenheit gewesen; die Seitenplanen des Lasters blähten sich im Wind, und die Straße schien nur aus Schlaglöchern zu bestehen.
    »Ich hoffe, man erwartet nicht von uns, in einem Zelt zu schlafen«, bemerkte eine der Pflegerinnen mit reichlich affektierter Stimme.
    Belle warf Miranda einen nervösen Blick zu. Ihr selbst behagte diese Vorstellung auch nicht.
    »Bei den Gebäuden, die wie Schuppen oder große Hütten aussehen, handelt es sich hauptsächlich um Krankenstationen«, erklärte eine der älteren Frauen. »Von innen schauen sie wesentlich besser aus als von hier draußen. Oben im Dach ist ein langes Oberlicht,deshalb sind sie recht hell, vor allem an einem sonnigen Tag. Dazwischen befinden sich Operationssäle, Küchen und dergleichen. Ich bin sicher, dass man Sie alle in einer der Nissenhütten unterbringt; in den Zelten wohnen vor allem Männer, die hier arbeiten, und wenn besonders viel Verwundete hereinkommen, dienen sie als zusätzliche Krankensäle. Im letzten Jahr, nach der Schlacht an der Somme, wurde jedes einzelne Zelt zu diesem Zweck genutzt.«
    Die Pflegerinnen vom VAD wurden in eine Hütte gebracht, die viel kleiner als diejenigen war, die als Krankenstationen dienten. Belle und Miranda bekamen eine andere Unterkunft zugewiesen, in deren Nähe eine Reihe von Krankenwagen parkte.
    »Eine der Frauen dadrinnen wird Ihnen alles erklären«, sagte der Fahrer. »Viel Glück! Sie werden es brauchen, dieser Ort hier kann die Hölle sein.«
    Eine mollige Frau um die dreißig mit extrem kurzem Haar und in einem blauen Flanellpyjama stieg aus ihrem Bett, als die Mädchen eintraten. »Ihr müsst Reilly und Forbes sein«, stellte sie fest und gab ihnen die Hand. »Sally Parsons. Ich bin extra aufgeblieben, um euch zu begrüßen. Die anderen wollten das eigentlich auch, waren aber zu müde.«
    »Sehr nett von Ihnen«, antwortete Miranda. »Aber lassen Sie sich nicht von Ihrem verdienten Schlaf abhalten! Tut mir leid, dass es so spät geworden ist.«
    Während Miranda für sie beide sprach, sah Belle sich um. Es gab sechs Betten, von denen drei belegt waren, und das mit dem kleinen Licht daneben gehörte eindeutig Sally. Komfort fehlte völlig. Es war einfach eine Hütte mit nacktem Holzboden, zwei Fenstern auf jeder Seite, einem Ofen in der Mitte und einem Tisch mit zwei Bänken am hinteren Ende. Neben jedem Bett stand ein schmaler Spind.
    »Zum Waschraum geht’s durch die Tür da«, sagte Sally und zeigte auf eine Tür am hinteren Ende der Hütte. »Zwei Waschbecken, aber leider nur kaltes Wasser. Und wir hängen dort auch unsere Kittel auf und lassen unsere Stiefel da. Morgen zeige ich euch, woman baden kann. Und wenn es euch nichts ausmacht, sperre ich jetzt ab und leg mich wieder in die Falle.«
    Sowie Miranda das Licht zwischen ihrem und Belles Bett einschaltete, knipste Sally ihres aus und legte sich hin. Die beiden Freundinnen sahen einander an und wussten nicht, ob sie lachen oder weinen sollten. Luxus hatten sie nicht erwartet, doch das hier war schon sehr spartanisch und noch dazu eiskalt.
    Miranda stupste ihre Matratze an und schnitt ein Gesicht. »Wie Beton«, flüsterte sie.
    »Wenigstens haben wir einander«, wisperte Belle zurück.
    Innerhalb von zehn Minuten lagen sie in ihren Betten, und obwohl Belle gelacht hatte, als Mog eine selbst gestrickte Wolldecke eingepackt hatte, war sie jetzt froh darüber und kuschelte sich hinein, weil die Leintücher auf dem Bett kratzig und kalt waren und die vorhandenen Decken eigenartig rochen.
    Durch die kleinen Fenster fiel ein wenig Licht, und sie konnte in der Nähe gedämpfte Männerstimmen hören. Gelegentlich ging jemand draußen auf dem Weg vorbei, und ab und an wurde eine Tür zugeschlagen.
    »Schlaf gut!«, wisperte sie Miranda zu. »Morgen sieht alles schon ganz anders aus.«

KAPITEL 14
    Ein feuchter, grauer Morgen begrüßte sie, als sie aufwachten und Sally sie den anderen drei Mädchen vorstellte, Maud Smith, Honor Wilkins und Vera Reid. »Maud und ich sind in Cheltenham zusammen zur Schule gegangen«, sagte sie. »Honor kommt

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