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Der Zauber eines fruehen Morgens

Der Zauber eines fruehen Morgens

Titel: Der Zauber eines fruehen Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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zuckte zusammen, als hinter ihr eine Männerstimme erklang. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass es Blessard war. In diesem Moment wurde ihr klar, dass er für die platten Reifen verantwortlich war und ihr hier aufgelauert hatte.
    Vermutlich hatte er hier schon einige Male gewartet, aber fast immer, wenn sie einen Platten gehabt hatte, war sie von einem der Ärzte, der zur gleichen Zeit nach Hause fuhr, oder Mr. Eldredge, dem Gemüsehändler, mitgenommen worden, der das Lazarett belieferte und auf dem Heimweg immer im Railway Inn einkehrte.
    »Für Sie immer noch Mrs. Reilly«, erwiderte sie und ging weiter, ohne sich umzudrehen.
    Er trat hinter sie und hielt das Rad am Sattel fest. »Warum so unwirsch? Ich wollte doch nur Hallo sagen.«
    Jetzt drehte sie sich zu ihm um. Er trug ein maßgeschneidertes kariertes Jackett und eine graue Flanellhose, und seine schicke Kleidung legte den Verdacht nahe, dass er sie zu beeindrucken hoffte. »Da Sie das ja nun getan haben, können Sie mein Rad wieder loslassen.«
    Er gehorchte, ging jedoch neben ihr her. »Die Arbeit im Lazarett muss sehr anstrengend sein. Ich bewundere die Damen, die freiwillig dort arbeiten, sehr. Ist sicher nicht leicht.«
    »Für die Verwundeten ist es auch nicht leicht«, sagte sie brüsk. »Es überrascht mich, dass Sie keine Uniform tragen. Warum eigentlich nicht?«
    Die Wehrpflicht war im vergangenen Jahr eingeführt worden, und er hatte keine sichtbaren Behinderungen.
    »Ich habe ein schwaches Herz«, erwiderte er. »Ansonsten würde ich selbstverständlich meinen Teil beitragen.«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Natürlich war es möglich, dass er die Wahrheit sagte, aber viel wahrscheinlicher schien, dass er einen Arzt bestochen hatte, ihm Untauglichkeit zu bescheinigen. »Hören Sie, Mr. Blessard, ich möchte nicht unhöflich sein, doch ich habe Ihnen nichts zu sagen und habe kein Bedürfnis nach Ihrer Gesellschaft. Kümmern Sie sich also bitte um Ihre eigenen Angelegenheiten und lassen mich in Ruhe!«
    Er packte sie unvermittelt am Arm und drückte so fest zu, dass es wehtat. »Wie kommt eine Hure zu einer derartigen Arroganz?«, fragte er. »Ich weiß alles über Sie. Bis ins letzte Detail. Sehen Sie, ich mache es mir zur Aufgabe, alles über Leute herauszufinden, die mich interessieren. Sie mögen den Menschen in Blackheath weisgemacht haben, dass Sie in Paris das Handwerk der Modistin gelernt haben, aber ich weiß, was Sie dort wirklich getrieben haben. Auch wenn Sie ein paar einflussreiche Freunde haben, die Sie decken, ein Reporter spürt immer die Wahrheit auf.«
    Belle ließ ihr Fahrrad los, und als es scheppernd auf den Bodenfiel, fuhr sie herum und rammte ihr Knie mit aller Kraft, die sie aufbrachte, in Blessards Genitalien. Er taumelte zurück.
    »Ich habe eine ganze Menge in Paris gelernt«, zischte sie. »Unter anderem, wie man mit Abschaum wie Ihnen umgeht. Wenn Sie noch einmal in meine Nähe kommen, werden Sie es bitter bereuen.«
    Sie hob ihr Rad auf und ging mit raschen Schritten weiter. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte ihr, dass sich der Reporter vor Schmerzen krümmte und nicht in der Verfassung war, ihr zu folgen.
    Bei ihrer Ankunft zu Hause wollten Garth und Mog eben zu Abend essen. Als ihnen Belles gerötetes Gesicht auffiel, erzählte sie ihnen, was passiert war.
    »Den schnappe ich mir jetzt!«, rief Garth und stand auf.
    »Inzwischen ist er bestimmt längst weg«, meinte Belle. »In das Loch zurückgekrochen, aus dem er gekommen ist.«
    »Aber wenn er dir nun wieder nachstellt?«, sagte Mog, deren Augen vor Schreck geweitet waren.
    »In zwei Wochen bin ich schon auf dem Weg nach Frankreich. Ich bezweifle, dass er in der kurzen Zeit den Mut aufbringt, es noch einmal zu versuchen«, entgegnete Belle.
    »Du hättest das nicht tun sollen«, tadelte Mog. »Jetzt wird er nur noch mehr darauf aus sein, dir Ärger zu machen.«
    »Mog! Er hat es verdient!«, rief Garth, der es anscheinend nicht fassen konnte, dass seine Frau Belle nicht den Rücken stärkte. »Was hatte sie denn für eine Wahl? Hätte sie ihn einfach gewähren lassen sollen?«
    »Nein, natürlich nicht, doch Gewalt führt nur zu noch mehr Gewalt«, sagte Mog kleinlaut.
    »Himmel, Arsch und Zwirn! Feuer mit Feuer bekämpfen, das ist meine Devise«, gab Garth zurück. »Gut gemacht, Mädchen! Ich werde demnächst mal ein Wörtchen mit diesem Polizisten sprechen, Constable Broadhead. Er wird schon herauskriegen, wo der Kerl

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