Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
dunkelgrünen Fleck an ihrem Kinn.
Tamwyn wischte sich einen Tropfen Melonensaft vom Kinn. Er hörte flüchtig dem Gespräch zu und fand, Elli könnte Recht haben. Vielleicht hätte er etwas gesagt . . . aber da war dieser nächste Melonenschnitz, der darauf wartete, gegessen zu werden. Außerdem wollte er nichts weniger, als Elli bei irgendetwas beistehen.
Belamir bat wie ein erfahrener Lehrer mit einer Handbewegung um Ruhe. Er wandte sich an Nuic. »Du hast es ziemlich hart ausgedrückt, Tannenzapfengeist, aber es ist etwas Wahres in dem, was du gesagt hast. Menschen
wissen
, was für die anderen Geschöpfe Avalons das Beste ist. Und auch für die Landschaft. Deshalb sollten wir immer versuchen das zu tun, was für die Welt am besten ist.«
»Am besten für die Menschen, meinst du«, sagte Nuic eisig. Seine Farbe war jetzt blutrot.
»Was für die Menschen am besten ist, das ist auch per Definition am besten für alle anderen.« Belamir lächelte gütig. »Deshalb haben so viele Geschöpfe – nicht nur Menschen, sondern Geschöpfe aller Art – meine Lehren angenommen. Und sie leben dadurch bequemer.«
Er deutete zum Fenster. »Ihr braucht nicht weiter zu schauen als auf meine kleine Siedlung Gedeihen, die uns diese ganze Mahlzeit geschenkt hat. In einer Zeit, die manche eine Dürre nennen, sollte ich hinzufügen!«
Das runde Gesicht des Gärtners wurde wehmütig. »Es gibt keine Grenze für menschlichen Einfallsreichtum, über haupt keine. Wir können Gärten, Werkzeug, Fahrzeuge herstellen, was immer wir brauchen. Sogar Gebäude! Eines Tages, das prophezeie ich, werden unsere Gebäude so groß und so bequem sein, dass die Leute gar nicht mehr hinausgehen müssen.«
Tamwyn hörte mitten im Bissen auf zu kauen. Nicht hinausgehen?
»Alles ist möglich«, fuhr Belamir fort, »wenn Menschen nur ihre Gaben anwenden. Und ihre Umgebung.«
Nuic legte den Rest seiner Karotte weg. »Womit du alle Länder der Welt meinst – und alle Geschöpfe.«
»Das ist richtig, mein lieber Geist.«
»Und bedeutet das . . . wenn du es fürs Beste hältst, eine Ziege einzusperren, selbst wenn die Ziege lieber frei herumlaufen würde, dann hast du das Recht, sie einzusperren?«
»Ja.«
»Oder einen uralten Baum zu fällen, auch den letzten seiner Art, wenn du das für nützlich hältst?«
»Ja.«
»Aber das verstößt gegen die Drumaner . . .«, begann Elli.
»Psst, Elevin!«, zischte Llynia. »Ich habe dir gesagt, dass du nichts von diesen Dingen verstehst!« Sie blinzelte Belamir spöttisch zu. »Dieses Mädchen glaubt, dass sogar eine Motte zur Priesterin geeignet wäre.«
Der Alte zog eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich? Nun, nun, wir waren alle einmal jung, nicht wahr?«
»Und einige von uns werden nie erwachsen«, sagte Llynia selbstgefällig und kicherte in ihr Glas.
Elli stand plötzlich auf. »Ich glaube, Nuic, für uns ist es Zeit, zu gehen. Frag mich nicht wohin, aber weg von hier.«
Als der Geist nickte, setzte sie ihn auf ihre Schulter. Zu Belamir sagte sie kurz: »Danke für die Mahlzeit.« Sie schaute zu Tamwyn hinüber, der seine Melone betrachtete. Dann ging sie aus dem Raum.
Llynia sah über den Tisch ihren Gastgeber an. »Oh, ich bitte um Entschuldigung für ihre Unverschämtheit. Sie ist hoffnungslos, Hanwan, wirklich hoffnungslos.«
Der alte Lehrer schüttelte mitfühlend den Kopf. »Du trägst schwere Bürde, Llynia.« Er griff nach der Flasche und goss ihr Met ein. »Jetzt sag mir: Wohin geht ihr genau? Ich bin sicher, dass die Auserwählte eine so weite Wanderung vom großen Tempel aus nicht ohne guten Grund unternimmt.«
»Der Grund ist sehr gut.« Sie trank langsam von ihrem Met. Dann sagte sie zu Tamwyns Überraschung: »Wir gehen zur Herrin vom See. Um ihren Rat zu suchen.«
Belamir betrachtete sie aufmerksam. »Wegen der Verän derung bei den Sternen zweifellos.«
»Und anderen Schwierigkeiten.«
»Die mir bekannt sind.« Seine Stirn war jetzt voller Furchen wie ein frisch gepflügtes Feld. »Die Herrin wird nicht leicht zu finden sein. Sie wirkt auf geheimnisvolle Weise.«
Llynia leerte ihr Glas. «Wenigstens hatte ich eine Vision, die uns führt.«
»Eine Vision!« Er sah sie bewundernd an. »Du
bist
höchst talentiert.«
Sie versuchte ihre Freude über seine Worte nicht zu zeigen, aber ihr Erröten sagte alles. Dann verdüsterte sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck. Sie beugte sich über den Tisch und sagte besorgt: »Außer dass ich die Herrin gesehen habe, waren meine Visionen
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