Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
geschlagen hatten.
Als Tamwyn sich räusperte, wandte der Alte sich ihm zu. Er lächelte und nickte grüßend, wobei seine Halskette aus Knoblauchzwiebeln hüpfte. »Ah, du bist aufgewacht.«
»Habe ich . . . lange geschlafen?«, fragte Tamwyn schwach. »Und wo sind wir? Sind alle wohlauf? Dieser Nebel . . .«
»Ja, ja, alles zu seiner Zeit.« Der Alte stand auf und trat mit leichtem Schritt zu ihm. Ein Runzelnetz durchzog sein rundes und freundliches Gesicht, als er wieder lächelte. »Zu deiner ersten Frage: Du hast ziemlich lange geschlafen. Die ganze Nacht, seit ich dich gefunden habe, und fast den ganzen Morgen. Aber mach dir keine Sorgen«, sagte er mit einem Blick auf Llynia, die sichtlich strahlte, »wir hatten ein langes Gespräch.«
»Es ist gut, dass du geschlafen hast.« Elli warf die Locken zurück. »Wenn du umhergegangen wärst, hättest du wahrscheinlich ein paar Möbel beschädigt.«
Trotz Tamwyns finsterem Gesicht schien der Alte das für einen gutartigen Witz zu halten. »Ah, aber hier gibt es sehr wenig zu beschädigen, wenn du nicht gerade Eichentische zersplittern und Steine zerbrechen kannst.«
»Du würdest staunen«, murmelte Nuic, sein kleiner Kör per war jetzt strahlend goldbraun.
Elli kicherte.
Der Alte streckte die Hand aus und legte sie Tamwyn sanft auf die Schulter. Diese Hand war wie das Gewand mit Erde verschmutzt. Jede Falte an Knöcheln und Handfläche und jeder schwarz umrandete Fingernagel verkündete, dass es die Hand eines Gärtners war. Ein Daumennagel war abgebrochen, vielleicht von einem Grabwerkzeug.
»Ich bin Hanwan Belamir«, sagte der Mann mit tiefer, wohlklingender Stimme. »Willkommen in meiner einfachen Schule und in meinem Garten.«
»Aber Hanwan«, unterbrach ihn Llynia. »Du brauchst nicht so bescheiden zu sein, schon gar nicht gegenüber meinem . . . äh, Träger. Das ist nicht nur eine einfache Schule! Das ist die Akademie des Gedeihens.«
»Ja, nun . . .«, sagte der Alte ruhig. »Das stimmt.«
»Und das«, fuhr Llynia mit einer dramatischen Geste in seine Richtung fort, »ist nicht nur ein Gärtner. Du sprichst mit dem Gründer der Akademie, dem Mann, den viele
Olo
Belamir genannt haben, den ersten Menschen, der diesen Namen trägt, seit Merlin vor Ewigkeiten Olo Eopia geworden ist.«
Jetzt sah der Mann eindeutig verlegen aus. »Solche Namen sind bedeutungslos«, widersprach er. »Nur Ablenkungen.« Er wandte sich wieder an Tamwyn. »Du brauchst nur zu wissen, dass ich ein alter Mann bin, der am allerliebsten in seinem Garten herumgräbt. Und dessen Schule auf ein paar nützlichen Prinzipien aufgebaut ist.«
»Hmmmpff.« Nuic färbte sich röter. »Arrogante Prinzipien, wenn du mich fragst.«
»Nuic!« Jetzt wurde auch Elli rot. »Du überraschst mich. Du hast vom Brief dieses Mannes an den Ältestenrat gehört, nicht wahr? Du hast mir selbst gesagt, dass er geholfen hat. Und außerdem sind wir seine Gäste! Er hat uns
gerettet
, wenn du dich erinnerst.«
Belamir wischte das Lob beiseite. »Eigentlich war es nur Glück, dass ich zufällig auf meinem Nachmittagsspaziergang war.«
»Der Nebel«, Tamwyn schüttelte den Kopf, um sich ganz wach zu bekommen, »was war das?«
Das Gesicht des Lehrers verfinsterte sich. »Das ist eine schreckliche Sache! Eine der Gefahren im ungezähmten Wald – eine Art Gas, das von den Bergeschen produziert wird. Um Tiere zu verscheuchen, die ihre Beeren verschlingen wollen, glaube ich. Obwohl es nur Schlaf erzeugt, kann es mit der Zeit tödlich sein. Wer es einatmet, wacht unter Umständen nie mehr auf, falls er nicht weggebracht wird und das Gegenmittel bekommt, eine besondere Art Süßholz wurzel und Kleehonig.«
Tamwyn leckte sich die Lippen und schmeckte wieder schwach Lakritz. »Du hast uns also das Leben gerettet.«
Belamir verbeugte sich leicht. »Es war mir ein Vergnü gen . Obwohl«, setzte er mit schiefem Grinsen hinzu, »es gar nicht einfach war, das Gegenmittel diesem, nun
Geschöpf
in deiner Tasche zu geben! Es hat schließlich ein wenig getrunken, dann ist es davongeflogen, nachdem es mir etwas in einem Kauderwelsch erzählt hat, das ich nicht verstanden habe.«
»Da bist du nicht der Einzige.« Tamwyn klopfte sich aufdie Tasche, um sicher zu sein, dass Flederwisch nicht darin war. »Aber es geht ihm bestimmt gut, dank dir. Wahrscheinlich jagt er Insekten oder macht einfach anderswo ein Nickerchen.«
»Wie gesagt, es war mir ein Vergnügen, euch zu helfen. Und auch mein Glück.« Er wandte sich
Weitere Kostenlose Bücher