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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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die Zehen geschrubbt hatten. Und Llynia dachte verträumt an den gestrigen Ältestenrat und das, was dort geschehen war.
    Sie erinnerte sich, wie eindrucksvoll der große Tempel gewirkt hatte, als sie eintrat und in den Steinkreis schritt. Bestimmt hatten diese Steine nicht so großartig, so präch tig ausgesehen seit den ersten Tagen von Avalon – als sie von Elen und ihren Anhängern aufgestellt worden waren, nachdem man sie aus dem untergegangenen Fincayra hergebracht hatte. Der ganze Kreis schimmerte hell im Sternenlicht des Mittags. Und die Ältesten aus den sieben Reichen, die sich hier versammelten, verliehen dem Treffen eine Atmosphäre größter Bedeutung – und Erwartung.
    Genau wie Llynia angenommen hatte, beschrieben zum Beginn der Sitzung viele dieser Ältesten, von ihren Marythen unterstützt, die zunehmende Dürre. Die obere Region von Wasserwurzel (von den meisten oberes Brynchilla genannt) war ebenso wie Teile von Steinwurzel und Waldwurzel am stärksten betroffen. Es war erschreckend, dass diese Landesteile nicht nur welk, sondern auch grau wurden. Selbst die Farben schienen auszutrocknen. Hatte etwas das gewohnte Klima verändert? Oder konnte etwas die Wasserwege des oberen Brynchilla beeinflusst haben, die nach allgemeiner Ansicht tief unter der Erde in die benachbarten Reiche führten? Niemand wusste es.
    Dann hatte Llynia mit wachsender Spannung zugehört,während weitere Stimmen – und weitere Sorgen – die Aufmerksamkeit des Rats in Anspruch nahmen. Aus jedem Reich berichteten Älteste von seltsamen und erschreckenden Ereignissen. Eine neue Art fliegender Ungeheuer mit durchsichtigen Körpern und tödlichen Klauen hatte Menschen selbst in den entlegensten Dörfern angegriffen. Diese Geschöpfe kamen durch die Pforten, deshalb ließ sich unmöglich sagen, woher sie stammten – oder wo sie als Nächs tes auftreten würden. Zudem hatte sich in Feuerwurzel eine Sippe von Adlermenschen von anderen ihrer edlen Art abgespalten und ihre Angehörigen raubten und mordeten rücksichtslos. Wütende Flamelons drohten mit einem Vernichtungskrieg gegen sie und andere Adlermenschen.
    Obendrein wurden die blutigen Angriffe der Gnome schlimmer, besonders in Lehmwurzel. Viele Menschen, darunter auch Priesterinnen und Priester, waren im Schlaf ermordet worden. Und am meisten verstörte vielleicht die Neuigkeit, dass einige Menschengruppen aus Wut und Angst vor diesen Angriffen sich zusammenrotteten und Geschöpfe töteten, die keine Menschen waren – eine direkte Verletzung des drumanischen Grundgesetzes, das in jedem Reich galt.
    An diesem Punkt war die Furcht im großen Tempel zu greifen. Ebenso die Verwirrung. Wehklagen und Rufe nach Gerechtigkeit übertönten jede Diskussion. Wenn eine Äl teste versuchte Mitgefühl für die Gnome zu wecken, wurde sie rücksichtslos niedergeschrien. Erst als Hohepriesterin Coerria selbst sich erhob und laut einen besänftigenden Brief von Hanwan Belamir vorlas, dem berühmten Lehreraus Waldwurzel, hatte sich die Gruppe beruhigt – allerdings nur kurz.
    Denn jeder dort kannte die dunkelste aller Wahrheiten: dass sie jetzt im siebzehnten Jahr nach dem Jahr der Finsternis lebten. Und dass, falls die Prophezeiung der Herrin vom See zutraf, in jenem Jahr ein Kind geboren worden war. Ein Kind, das schließlich Avalon zerstören würde. Ein Kind, das wie die meisten Hexer und Zauberer mit siebzehn über alle seine Kräfte verfügen würde – in genau diesem Jahr.
    Llynia sank tiefer in den Badeteich, spülte die Zehen im warmen Wasser und lächelte breit. Denn jetzt erinnerte sie sich mit Vergnügen an ihren schönsten Moment des Treffens, den Augenblick, in dem sich alles verändert hatte.
    Sie war vorgetreten, hatte die Hände gehoben und um Aufmerksamkeit gebeten. Es erstaunte sie immer noch, dass sie sich so kühn verhalten und so selbstbewusst gesprochen hatte. Sie hatte allen erklärt, dass ihr in der Nacht zuvor nach den Abendgebeten eine Vision erschienen war – die Herrin vom See hatte sich ihr gezeigt. Schon dass sie den Namen dieser großen Zauberin aussprach, die in den Reichen ebenso verehrt wie gefürchtet wurde, ließ die Anwesenden verstummen. Stille senkte sich über die Ältesten und ihre Marythen; selbst die mächtigen Säulen des Steinkreises schienen sich Llynia horchend zuzuneigen.
    Denn die Herrin vom See war in Geheimnis gehüllt, so dicht wie die Nebel, die um ihren magischen Wohnsitz irgendwo in Waldwurzel schwebten. Niemand wusste, woher sie

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