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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Bad.
    Llynia streckte die Hand aus und drückte die Finger in das dichte üppige Moos, das die Ränder des Teichs säumte. Sie wusste, dass dieses Moos im Lauf langer Jahrhunderte speziell gezüchtet worden war, um seine heilenden Öle zu maximieren – sie konnten schmerzende Muskeln stärken, verletzte Haut heilen und Müdigkeit vertreiben.
    Dutzende Feen flogen aus den Regalen an den Wänden hoch und surrten um den Teich, sie trugen Beutel mit parfümierter Seife, Kräutercremes und magischen Schaummischungen. Die durchsichtigen Flügel – silbrig grün gefärbt wie die meisten Feen – erzeugten das melodische Summen, das nur Feenflügel zustande brachten. Llynia konnte sich kein lieblicheres Geräusch vorstellen als dieses Anschwellen und Abklingen vor dem ständigen Rauschen des Wasserfalls.
    Nein,
dachte sie,
noch nicht einmal das Lied eines Museos könnte schöner sein als das. Außerdem hört niemand mehr Museos.
    Eine weibliche Fee in einem gelben Gewand, das ihr bis zu den Knöcheln reichte, landete auf Llynias Stirn. Das Geschöpf griff mit winzigen Händchen in einen Lederbeutelund holte hellbraune Creme heraus, die leicht nach Kakao und Zimt roch.
    »Ohrenwäsche, Gnädige«, sang die Fee. Während Llynia den Kopf seitlich aufs Moos legte, fing die Fee an, ihre Creme in jeden Teil des Ohrs innen und außen zu reiben, wobei sie das Haar wegschob, das noch nass von der letzten Kopfwäsche war. Llynia wusste, dass die Creme ihr Gehör verbessern sollte. Doch im Moment genoss sie einfach die Kühle am Ohr und die sanfte Massage der Feenhände.
    Inzwischen flitzten andere Feen durch die Dampfwolken. Einige trugen farbige Pulver, die ins Bad gestreut wurden – Pulver, die Muskelkrämpfe verhindern und Beweglichkeit fördern sollten. Zwei Feen waren fast mit der Reinigung von Llynias Zehen fertig, während zwei andere (mit ungewöhnlich großen Flügeln) eine Tasche voll Kräuter zum Fuß der Kaskade trugen und sie in den Teich leerten, in dem plötzlich rosa Schaum aufstieg. Eine andere Fee, ein stäm miger Mann mit knallroter Weste, landete am Teichrand und rührte in einem irdenen Topf, der die Schlammpackung fürs Gesicht enthielt.
    Hinter all den geschäftigen Feen sah Llynia natürlich Fairlyn, ihren Maryth. Mit ihren Dutzend Armen dirigierte Fairlyn eifrig jede Einzelheit der Feenarbeit. Sie war rund um den Teich zu sehen – und auch zu riechen. Denn Fairlyn war zwar ein Baumgeist, aber kein gewöhnlicher. Sie war der Geist einer Feuerrüster aus den legendären Gehölzen der Hainfeen in Waldwurzel, wo die Haine mit ihren Früch ten und duftenden Pfaden meilenweit zu riechen waren. Viele Besucher waren bei ihrer Heimkehr davon überzeugt,dass dort die üppigsten Düfte sämtlicher Wälder in allen Reichen anzutreffen waren – und dass die erregendsten Gerüche von den Feuerrüstern kamen.
    Llynia lächelte, als Fairlyn mit zwei Armen herunterlangte und sanft die rosa Schaumblasen zu Kopf und Hals der Priesterin schob.
Das alles,
sagte sie sich,
ist Fairlyns Art, mir zu sagen, dass sie mich liebt.
Und das stimmte, denn der Baumgeist hatte keine Stimme. Stattdessen sprach Fairlyn durch die langen, blattlosen Arme, die mit violetten Blüten besetzt waren. Und durch ihre großen braunen Augen. Und vor allem durch ihre Aromen.
    Im Moment roch Fairlyn deutlich nach wilder Alpenrose, dem süßesten und heitersten aller Düfte. Das war gut für die Feen, weil es zeigte, dass der Baumgeist ihre Arbeit schätzte. Wenigstens im Augenblick. Wenn sie den Geruch nach brennendem Holz (oder schlimmer, nach zerstoßenen Feenflügeln) auffingen, kündigte sich großer Ärger an.
    Llynia seufzte verträumt, sie hatte sich ganz Fairlyns Für sorge anvertraut. Denn wie jeder Maryth hatte Fairlyn gewisse besondere Fähigkeiten. Und in ihrem Fall garantierten diese Talente ein erstaunlich sinnliches Bad.
    Jetzt tauchte Fairlyn einen ihrer dünnsten Zweige in den Topf mit der Gesichtspackung. Der Rosenduft verstärkte sich. Die Mischung war fast fertig. Nur noch wenige Minuten. Und dann – kam die Gesichtsbehandlung, von der Llynia überzeugt war, dass sie ihr liebstes Erlebnis im Bad sein würde. Noch nicht einmal die ungeschickten Hände dieses jungen Balgs konnten eine Gesichtsbehandlung verderben! Und für alle Fälle würde Fairlyn zuschauen.
    Llynia hob sich ein wenig höher im Teich und legte den Kopf zurück auf das Mooskissen. Ihre Füße patschten im warmen Wasser und bespritzten die davoneilenden Feen, die ihr

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