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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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betrachtete die beiden funkelnden Kreise nicht nur mit den Augen, sondern auch mit ihrer inneren Sehkraft. Wie jeden Abend seit Beginn der Reise versuchte sie ihren Geist völlig zu klären – das war nicht einfach bei dem durchdringenden Geruch nach stinkender Zehrwurz, der immer noch in ihren Haaren hing. Aber sie richtete alle Willenskraft darauf, ihr inneres Auge zu öffnen, damit sie wenigstens einen flüchtigen Blick in die Zukunft tun und vielleicht die Herrin vom See sehen konnte, der sie so sehnsüchtig zu begegnen wünschte.
    Sie konzentrierte sich noch stärker auf die Zwillingskreise aus Sternen. Einen nach dem anderen zählte sie, dann betrachtete sie die grünen, scharlachroten und lavendelblauen Schattierungen. Plötzlich hielt sie inne. Ein besonders strahlender Stern, tiefblau, zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie sah hin – und mit einem Mal schien er zu blitzen.
    Blendend blaues Licht erfüllte ihren Geist. Und mit ihm noch etwas: ein Bild, so sichtbar wie die Mysterien. In der Mitte des inneren Kreises sah sie einen großen blauen See, von waberndem Nebel umhüllt. Dann trat aus dem Nebel die Gestalt einer Frau, sehr alt, doch immer noch groß und kraftvoll. Und sehr schön. Ihr silbernes Haar fiel in zahllosen Locken über die Schultern auf ihren Schal und das Gewand aus tiefgrünem, gemusterten Stoff. Um den Hals trug sie eine Art Amulett aus Blättern.
    Die Herrin vom See.
Das war sie! Während Llynia sieatemlos betrachtete, hob die Frau grüßend die ausgestreckte Hand.
    Llynias Herz schlug höher. Das war genau die gleiche Vision, die sie vor der Sitzung des Ältestenrats gehabt hatte! Aber diesmal war sie viel lebhafter, mit mehr Einzelheiten. Sie hatte also wirklich die Herrin gesehen. Und ihre Kräfte kehrten tatsächlich zurück.
    Plötzlich verschwamm das Bild. Nebel stieg aus dem See und verhüllte das Gewand der Frau, ihr Gesicht und zuletzt ihre Hand. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden.
    Llynia klatschte entzückt in die Hände. Sie hatte eine Vision gehabt. Eine Vision von der Herrin! Und die große Zauberin hatte sie willkommen geheißen – ja, mit ausgestreckter Hand. Sie würde die Herrin also doch erreichen! Sie würde den geheimen Wohnsitz finden, den blauen See im Nebel. Und was immer sonst noch geschah, es bedeutete, dass sie bestimmt die nächste Hohepriesterin werden würde – und die Erste, die der Herrin direkt gegenüber stand .
    Inzwischen ereignete sich am Fuß des Hangs eine andere Art geistiges Erlebnis. Ein Erlebnis mit weniger Gerede und mehr Zuhören.
    Elli saß an eine Buche gelehnt. Der breite Stamm wirkte silbern im Sternenlicht, er trug die Knorren und Buckel vieler Jahreszeiten. Wie alle anderen Bäume in diesen Hügeln wirkten die Äste brüchig vor Trockenheit, die Blätter waren ausgebleicht. Doch der alte Baum sah immer noch kräftig aus und seine Rinde fühlte sich fast überall so samtig an wieein vom Bach geglätteter Stein. Elli hatte ihre Meditation wie immer damit begonnen, dass sie einfach die Augen schloss und sich entspannte. Langsam atmete. Und nur noch auf die lebendige Erde horchte, den verwurzelten Baum und die alles umarmende Luft.
    Jetzt war Elli auf diesen Ort und diesen Augenblick konzentriert und dehnte alle ihre Sinne noch weiter. Als würde sie ein Netz auswerfen oder eine Spinnwebe, so leicht wie die Fäden im Gewand der Hohepriesterin, griff sie neben ihren Fuß nach dem Stein mit den braunen Mooszweiglein am Rand und dem einzelnen Käfer, der auf dem Heimweg darüberlief. Während ihre Sinne sich streckten, roch sie die getrockneten Hagebutten und die Ahornbäume unterhalb des Hangs. Sie hörte das ferne Flüstern von Flügeln, vielleicht gehörten sie Spatzen, hoch über der Buche. Und sie spürte die schwache Sehnsucht nach Feuchtigkeit in der Erde ebenso wie in der eigenen Haut.
    Ein paar Worte kamen ihr in den Sinn, vor langer Zeit von Rhia geschrieben, der Tochter von Elen der Gründerin:
     
    Horch, wie in der Früh die Schöpfung
    Ringsumher erwacht.
    Spür tief in dir das Morgenlicht,
    Den Boten neuer Pracht.
     
    So beschrieb Rhia die eigentliche Meditation. Die Worte gaben Elli das Gefühl, etwas davon zu verstehen, wie die frühen Drumaner sich mit ihrer Welt verbanden. Wie sehr wünschte sie sich mit Rhia zu reden! Von allen, die gelebthatten, als Avalon entstand, faszinierte Rhia – oder, wie sie von manchen genannt wurde, Rhiannon – sie am meisten. Der Vater hatte ihr viele Geschichten über Rhia

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