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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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einen großen Umweg durch eine Wiese mit vielen Disteln, die sich in den Saum ihres Rindenstoffgewands klammerten, um sicher zu sein, dass sie eine der größten Elfensiedlungen umging. Als sie den Kreis von Baumhäusern in den Zweigen acht riesiger Ulmen sah, wurde ihr die Kehle eng.
    Könnte sie es wagen, hier anzuhalten? Im höchsten Baumhaus traf sie vielleicht ihre Freundin Aileen an, die gerade zu einer meisterhaften Holzarbeiterin heranwuchs. Aileen würde ihre Schnitzwerkzeuge zur Seite legen und Brionna einen heißen Haselnusstee zubereiten, gesüßt mit Honig und Zimt, wie sie es so oft zuvor getan hatte. Nur ein kurzer Besuch konnte doch nicht schaden . . .
    Brionna biss sich auf die Lippe, sie wusste es besser. Und sie ging weiter.
    Als sie an einer Wiese vorbeikam, wo vor dem Frost Geißblatt geblüht hatte, blieb sie abrupt stehen. Dort, an einem Ahorn, lehnte ein Langbogen. Aus elastischer Zeder geschnitten schien er in guter Verfassung zu sein bis auf seine zerrissene Sehne. Irgendein fahrlässiger Schütze hatte ihn offenbar dort stehen lassen, dazu einen schmalen Köcher mit Pfeilen am Fuß des Baums. Brionna zögerte – vielleicht hatte der Schütze vor zurückzukommen, dann brauchte er wahrscheinlich Bogen und Pfeile.
    Nicht so sehr, wie ich sie brauche,
dachte Brionna grimmig. Sie nahm die Waffen und ging weiter.
    Schließlich näherte sie sich der Pforte, einem Kreis ausgrünen Flammen zwischen zwei großen Findlingen. Gespenstisches Licht schimmerte, es tanzte über die Seiten der Felsblöcke und die Zweige einer hoch gewachsenen Fichte.
    Bevor sie durch die Pforte ging, setzte sich Brionna unter die Fichte, um die Sehne des Bogens durch ein kräftiges Stück Garn aus ihrem Gewand zu ersetzen. Während sie einen losen Faden herauszog (nicht schwer zu finden nach dem Aufstieg an der Cañonwand), dachte sie über ihren Plan nach. Oder eigentlich über das Fehlen eines Plans. Sie wusste nicht einmal, wie dieser Stab aussah!
    Gleichgültig. Sie würde sich etwas einfallen lassen. Sie musste einfach. Wie schwierig es auch sein mochte, sie würde den Stab finden, ihn demjenigen abnehmen, der ihn bewachte, und ihn zurückbringen, bevor die Sterne der Konstellation völlig verschwanden. Danach würde sie Großvater nach Hause bringen.
    Sie hatte die Bogensehne fast befestigt, da hörte sie ein sonderbares Geräusch. Teils ein Rumpeln, teils ein Gurgeln, teils ein Brüllen, und es klang fast wie von einer Stimme. Aber es glich keiner Stimme, die sie je gehört hatte. Brionna zog die Knie an die Brust, drückte sich an den Fichtenstamm und saß so still da, wie es nur eine Waldelfe kann.
    Mit jeder Sekunde wurde das Geräusch lauter. Und seltsamer. Dann trat zu Brionnas Erstaunen ein ältlicher Zwerg zwischen den Bäumen hervor. Zumindest war er klein genug, um ein Zwerg zu sein – obwohl seine knollige Kartoffelnase und sein ungewöhnlich breiter Rumpf zu einem Größeren zu gehören schienen. Unter dem Wust weißer Haare funkelten wilde rosa Augen. Vielleicht um diesen Rumpf zubedecken, trug das Geschöpf eine dicke Wollweste, die bis zum Saum seiner weiten Leggings fiel.
    Der Zwerg versuchte zu singen . . . oder möglicherweise Leute zu verscheuchen. Als er sich der Pforte näherte, konnte Brionna die Worte verstehen:
     
    Los, zwicken mich in Nase, merken:
    Ich sein kein Flatterspatz!
    Ich singen diesen Schmalz so falsch,
    Es sein grad für die Katz.
    Ich patzen jeden Satz.
     
    Jetzt ziehen meine Lippe, auf!
    Ich sein kein Kamelklumpf!
    Dieser Kloß auf meinem Rücken,
    Das sein nur mein Rumpf.
    Doch breiter als ein Stumpf.
     
    Wer sein ich nur? Ich weinen sehr.
    Mir gehen es nicht gut.
    Sein weder groß noch klein, rein nichts,
    Das machen keinen Mut.
    Bestimmt, definitiv, absolut.
     
    Auf, kneifen mich ins Ohr, vielleicht
    Sein ich ein Enterich.
    Ich watscheln oft im Matsch und sein
    Danach sehr schmutzelich.
    Doch schwimmen? Nein, nicht ich!
     
    Der schönste Platz auf dieser Welt,
    Das sein für mich ein Baum,
    Mit Honig voll. Da schlemmen ich,
    Genießen wie im Traum.
    Doch Stechbien’ bin ich kaum.
     
    Wer sein ich nur? Ich weinen sehr.
    Mir gehen es nicht gut.
    Sein weder groß noch klein, rein nichts,
    Das machen keinen Mut.
    Bestimmt, definitiv, absolut.
     
    Brionna riss die tiefgrünen Augen weit auf. War das mög lich ? Sie hatte von ihrem Großvater genug Geschichtsunterricht bekommen, um zu wissen, auf wen in alten Zeiten diese Redewendung zurückging:
Bestimmt, definitiv,

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