Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
beiden Seiten, bevor er flüs terte : »Ich werden etwas Magisches finden. Zauberisch Magisches.«
Sie packte ihn am Arm. »Vielleicht . . . den Stab?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, kein Grab. Ich suchen Merlins einzigeigenen Stab! Vielleicht müssen ich Jahre lang suchen und vielleicht sein er nicht in Avalon. Aber Merlin sagen einmal, er lassen ihn vielleicht zurück, damit der Stab irgendwann seinem wahrlichen Erben helfen. Undwenn das wirklich, ehrlich, aufrichtig so sein . . . dann sein der Stab in Aavalon das einzige Ding mit genug Magie, um mich wieder groß zu machen. So groß wie der höchlichste Baum!«
Brionna brauchte eine weitere ganze Stunde, um Shim davon zu überzeugen, dass sie sich an seiner Suche beteiligen wolle. Dass sie wusste, wo der Stab gefunden werden könne. Und dass sie ihm helfen würde seine Gedanken auf ihr gemeinsames Ziel in Feuerwurzel zu konzentrieren.
Das war keine kleine Aufgabe. Doch ihre Gedanken mussten klar konzentriert sein, sonst würde die Pforte sie an ganz verschiedene Orte tragen. Oder schlimmer. Denn Pforten trennten auf magische Weise die Reisenden, trugen sie durch die innersten Adern des großen Baums und vereinigten sie dann bei ihrer Ankunft. Wenn ihr Geist nicht völlig eindeutig auf ihr Ziel fixiert war, so dass ihr Wesen bis zum letzten Bruchteil mitgenommen wurde, konnten sie leicht den Weg verlieren . . . oder das Leben. Und selbst bei völliger Konzentration konnte es schief gehen. Einige Pforten – besonders in Luftwurzel – schienen einen eigenen Willen zu haben und willkürlich Ziele für die Reisenden zu wählen.
Kurz, durch Pforten zu reisen war im besten Fall eine komplizierte Kunst. Nach den Worten der berühmten Waldelfe Serella, die im Jahr 51 von Avalon als Erste durch eine verzauberte Pforte ging und überlebte: »Pfortensuchen ist eine schwierige Art zu reisen, doch eine einfache Art zu sterben.«
Brionna und Shim fassten sich an den Händen – wie es üblich war, wenn man gemeinsam eine Pforte betrat – und gingen in den schimmernden Flammenkreis. Die Elfe sagte mit starrem Gesicht nur ein Wort: »Feuerwurzel.«
Shim seinerseits holte tief Luft. Dann murmelte er: »Ich werden es finden, zweifellos. Bestimmt, definitiv, absolut.«
19
Der Harzgeruch
G rüne Flammen schlugen über Brionna und Shim zusammen, prasselnd vor Hitze und Licht. Und Geheimnis.
Plötzlich waren die beiden Reisenden verschwunden. Verheizt, aber nicht verbrannt. Verschluckt, aber nicht zerstört. Denn sie waren tief in die Adern des lebenden, atmenden Baums von Avalon eingetaucht.
Das Letzte, woran sich Brionna beim Betreten der Pforte erinnerte, war das laute Knattern der Flammen. In diesem Moment wusste sie, dass sie nicht nur von dieser bestimmten Stelle zwischen den Bäumen in Waldwurzel verschwunden war, sondern auch in einem tieferen Sinn von sich selbst. Während pulsierende grüne Lichtströme sie davontrugen, vereinte sie sich mit dem großen Baum – Körper, Seele und Geist. Wenn sie jetzt überhaupt noch existierte, dann nur noch als Teil von Avalons Atem und Blut.
In die Tiefe fiel sie – hinunter und hinein. Immer tiefer, immer weiter. Sie war in den großen Baum so völlig eingegangen wie der winzigste Wassertropfen, die geringste Erdkrume, der kleinste Lichtfunke.
Ein Geruch, üppig und harzhaltig, überwältigte sie. Eswar der Geruch nach Lichtung, sprießendem Samen, Waldpilz, den feuchten Ufern eines Bächleins. In ihn mischten sich die Düfte von gefallenen Blättern und winzigen Trieben, altem Fell und neugeborener Haut, warmer Rinde und Federn, die in einer Brise treiben. Das war der Geruch, wusste Brionna, von Élano: dem unentbehrlichen, Leben spendenden Saft des Baums.
Die pulsierenden Flüsse trugen sie, zogen sie und hielten sie die ganze Zeit. All das ohne Bewegung, zumindest ohne körperliche Bewegung. Denn jetzt ging Brionnas ganzes Sein in Avalon auf, genau wie ein Atem im Atmenden aufgeht. Sie war beides zugleich – Luft und Lungen; Blut und Adern; Herz und Seele.
Sie war im Baum.
Sie war Teil des Baums.
Sie
war
der Baum.
Hinunter, hinunter, hinunter floss sie, immer tiefer, stets umgeben von diesem harzhaltigen Duft. Grüne Lichter blitzten, wurden schwächer, blitzten dann wieder. Dunkelrote und tiefbraune Strahlen funkelten und verschwanden. Gelbe Flecke erschienen und flatterten wie ein Schwarm Schmetterlinge, bevor sie sich in ständig strömendem Grün auflösten.
Überall hörte sie ein Geräusch:
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