Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Schicksal.
Viel Glück, mein Freund
, dachte er, als er von der Tür zurücktrat.
Mögest du eines Tages so hell wie die Sterne leuchten.
Tamwyn hinkte zurück in den Schatten. Ohne zurückzuschauen, machte er sich wieder auf den Weg.
30
Von gleichem Blut
B umm.
Der schwere Querbalken, der den Eingang zu dem unterirdischen Raum versperrte, brach herunter. Sekunden zuvor hatte Elli sich von der Tür abgewandt – gerade als die letzten dreifingrigen Hände Shim durchgeschoben hatten. Der kleine Kerl war gestolpert und gegen eine der Granitwände gefallen. Jetzt rieb er sich die verletzte Schulter und murmelte vor sich hin. Brionna, die ebenso niedergeschlagen aussah, setzte sich neben ihn und lehnte sich an die Wand.
Ein Kerker
, dachte Elli, während sie sich in dem kalten, feuchten Gelass umschaute. Sie kam sich darin vor wie in einem Grab.
Vielleicht war dieses Gemäuer ursprünglich zum Einsperren von Leuten gedacht, die geopfert werden sollten. Oder für Geschöpfe wie mich, die ständig in Schwierigkeiten gerieten.
Sie schlug sich auf den Schenkel, während sie den Raum durchquerte und immer noch Nuic trug. Wie töricht war sie doch gewesen, von ihrer Suche abzuweichen. Damit hatte sie alles nur noch schlimmer gemacht.
Und doch hatte sie jetzt endlich eine wertvolle Information über die bevorstehende Schlacht bekommen – dankdieser jämmerlichen so genannten Priesterin. Aber was nützte die Auskunft, wenn sie und ihre Freunde hier in diesem Kerker vermoderten?
Tatsächlich war eine Flucht aus dem Verlies unmöglich, davon konnte sie sich überzeugen. Es gab keinen anderen Ein- oder Ausgang und keine offensichtlichen Schwachstellen, nur vier Steinwände und einen Steinboden ohne Ritzen in den Platten. Ein kleiner Luftschacht mit Granitgitter befand sich in der Decke und ließ einen einzigen Lichtstreifen aus dem Tempel darüber hereinfallen. Ein wenig mehr Licht kam durch das runde Fenster, das in die Tür gebohrt worden war. Direkt davor saßen draußen zwei wild aussehende Gnome auf einer Steinbank und tranken etwas, das wie ranziges Bier roch.
Elli schimpfte laut: »Warum hat Llynia mir nicht zugehört? Warum sieht sie nicht ein, dass sie von Weißhand und Rhita Gawr nur ausgenutzt wird?«
»Arroganz«, antwortete Lleu, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. »Dieser uralte menschliche Zug.«
Elli nickte. Seufzend ließ sie sich neben Brionna auf den Boden fallen. Den Kopf stützte sie an die Steinwand hinter sich – sie wusste, das würde zumindest für eine Weile ihr Kissen sein.
Vielleicht eine sehr, sehr lange Weile.
»Hmmmpff. Erwarte nicht von mir, dass ich etwas Hilfreiches oder Ermunterndes sage«, knurrte Nuic auf ihrem Schoß. »Das liegt einfach nicht in meiner Natur.«
Trotz ihrer düsteren Stimmung musste Elli kichern. »Ich mag deine Natur so, wie sie ist, alter Freund.«
»Das ist gut, Elliryanna, weil du keine andere Wahl hast.«
Brionna hob ihren Zopf, dann warf sie ihn über die Schulter. Er schlug so laut an die Wand, dass einer der Gnome herüberschlurfte und das Gesicht an das runde Fenster legte. Brummend spähte er hinein, dann ging er zurück und trank mit seinem Kameraden weiter.
»Komm herein zu unserem Fest«, rief Lleu ihm fröhlich nach. »Wir haben jede Menge leckeres Essen.«
Catha kreischte, während er über seine Schulter lief und ihn deutlich schalt, weil er über ihre Lage Witze machte.
Doch Lleu blieb dabei. Er wandte sich an den Spaßmacher, der getrennt von den anderen in einer Ecke saß. »Nun, Meister Seth, wie wäre es mit ein bisschen Unterhaltung? Du weißt doch, wir sind wirklich ein dankbares Publikum.«
Der Mann schien Lleus Scherz nicht zu schätzen. Der Blick, mit dem er den Priester bedachte, hätte Milch sauer gemacht.
»Wenn nur Scree hier wäre«, murmelte das Elfenmädchen. »Beim Streiten ist er immer so gut.«
»Weil du ihm so viel Übung verschafft hast«, bemerkte Nuic trocken.
Brionna lachte nicht.
Elli legte ihr eine Hand aufs Knie. »Ich vermisse auch jemanden. Weißt du noch, was du mir über Kerzenwachs gesagt hast? Damals habe ich es nicht verstanden oder nicht zugeben wollen. Aber jetzt, nun, jetzt begreife ich es.«
Brionna nickte ernst. »Es ist nicht nur Scree, der mir fehlt,egal was für ein Freund er gewesen sein mag. Am meisten wünsche ich mir, ich hätte noch
. . .
« Sie setzte sich gerade und rieb die alte Narbe vom Peitschenschlag des Sklaventreibers an der Wand, »
. . .
eine Familie.«
Elli
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