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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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ergreifen. Schließlich war sie Llynia die Seherin, wie Hanwan Belamir sie genannt hatte. Und diese jämmerliche Gruppe vor ihr – wer waren diese Leute eigentlich? Nichts als Gnome in menschlicher Verkleidung, den Moskitos ähnlicher als ihr. Sie lächelte noch ein wenig böser: Moskitos verdienten es, zerquetscht zu werden.
    Ruhig rückte sie das Band mit dem tiefroten Rubin zurecht, das sie über der Stirn trug. Dann rieb sie sich mit nachdenklicher Miene das grün gefleckte Kinn. Schließlichsagte sie: »Du siehst nicht gut aus, meine junge Elevin. Nein, überhaupt nicht gut.«
    »Wie kann es mir gut gehen, wenn ich deine Gefangene bin? Lass uns sofort frei!«
    Llynia beugte sich auf dem Thron vor und starrte so unverwandt in Ellis Augen, dass sie das Blätteramulett am Hals der jungen Frau noch nicht einmal bemerkte. Dann zwang sie sich zu einem gelassenen Ton. »Nicht du hast hier Befehle zu erteilen, junge Elevin.«
    »Ich bin nicht deine Elevin!« Elli trat einen Schritt vor und blieb erst stehen, als die Speerspitzen ihre Brust berührten. »Du bist eine Schande für die Gemeinschaft.«
    »Möglicherweise«, entgegnete Llynia und lehnte sich auf ihrem Thron zurück. Sie betastete den Verschluss, der wie ein Eichbaum geformt war, am Kragen ihres Gewands. »Aber eine Schande für eine veraltete Sekte zu sein, ist eigentlich eine Ehre.« Sie seufzte wehmütig. »Du aber –
du
bist eine Schande der schlimmsten Sorte. Eine Schande für deine eigene Art! Für die Menschheit, die Geschöpfe, die nach dem Bild von Dagda und Lorilanda geschaffen wurden.«
    »Wer hat dir das beigebracht, Llynia?«, fragte Lleu, der in seinem Drumanergewand die Hände auf die Hüften gestemmt hatte. »Dein neuer Mentor Belamir?«
    Selbst in dem milchigen Licht sah man, dass ihr Gesichtsausdruck sich verdunkelte. Der grüne Fleck auf ihrem Kinn glich mehr denn je einem Bart. »Oh ja, Hanwan hat mich viel gelehrt. Auch die Wertlosigkeit solcher wie du, die sich blind an die alten Sitten klammern«, stieß sie hervor.
    »Und was sind die
neuen
Sitten?«, fragte er zurück. »Sind sie mehr als die tröstliche Gewissheit deiner eigenen Arroganz? Und das endlose Verlangen deiner eigenen Machtgier?«
    Llynia umkrampfte die Armlehnen des Throns und drückte sie fest. »Menschen sind die Größten aller sterblichen Geschöpfe! Einige weigern sich allerdings, das anzuerkennen. Denn zu dem Segen unserer vielen Gaben gehört auch eine Verantwortung – für unsere Welt zu
sorgen
und ihren geringeren Geschöpfen zu helfen.«
    Nuic, dessen scharlachrote Farbe im Tempel kein bisschen gedämpft worden war, hustete, als wäre er am Ersticken. Er wand sich in Ellis Armen und drehte den Galator auf seinen Rücken, wo er nicht gesehen werden konnte. Dann sagte er mit einer Stimme so scharf wie die Gnomenspeere: »Du meinst, unsere Welt zu
zerstören
und andere Geschöpfe zu versklaven.«
    »Ich meine nichts dergleichen!« Llynias empörter Schrei wurde von den Quarzwänden zurückgeworfen. »Verstehst du nicht, dass wir die Weisheit und die Kraft haben, die Welt neu zu schaffen?«
    Lleu zog die dunklen Augenbrauen zusammen. »Wie du das Drumanergelände neu geschaffen hast?«
    Zum ersten Mal wirkte sie unsicher. »Was meinst du damit?«
    »Es ist völlig zugrunde gerichtet worden! Und mit ihm Coerrias Leben.«
    Llynia schien zusammenzuzucken. »Davon weiß ich nichts.« Plötzlich verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck. »Dulügst! Du versuchst mich vom Pfad abzubringen. Wenn so etwas wirklich geschehen wäre, hätte ich es in einer Vision gesehen. Und außerdem«, fügte sie kalt hinzu, »ist Coerrias Zeit vorbei, genau wie es mit der alten Ordnung vorbei ist.«
    »Aber
. . .
«
    »Aber nichts! Jetzt ist die Zeit der Bewegung von ›Menschen zuerst‹. Die Entstehung eines Zeitalters, in dem die Menschen endlich überall in Avalon ihre Spuren hinterlassen.«
    Lleu runzelte die Stirn. »Kannst du nicht einsehen, Llynia, dass es manchmal viel größerer Weisheit bedarf, überhaupt keine Spuren zu hinterlassen? Dass es uns letzten Endes viel größere Kraft gibt, wenn wir alle Formen des Lebens ebenso wie unsere eigene ehren?«
    »Du bist verrückt, wenn du das nicht verstehst! Tiere, Vögel, Fische in den Meeren – sie sind unsere Kinder, die geführt werden müssen. Unsere Untertanen, die befehligt werden müssen. Und manchmal unsere Gegner, die vernichtet werden müssen. Aber
nie
, trotz all dieser Irrlehren von Elen und Rhia, sind sie uns

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