Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
Spaßmacher mit den Zähnen und bedachte seine Möglichkeiten. Natürlich könnte er das Mädchen, den widerlichen Priester und wahrscheinlich einige Gnome nacheinander töten. Aber was würde ihm das einbringen? Selbst für einen so geschickten Mörder wie ihn gab es hier einfach zu viele dieser dreifingrigen Kröten, als dass er lebendig davonkommen könnte. Noch dazu mit den Kristallen.
Verfluchtes Portal!
, dachte er. Bis dahin war alles so gut gegangen. Er hatte sogar richtig erraten, dass die Herrin sie zum Fürsten der Wasserdrachen geschickt hatte, um herauszufinden, wo Kulwychs Kristall aufbewahrt wurde. Der würde schließlich nicht Kulwych gehören, sondern ihm selbst.
Er klopfte mit den Fingern auf seinen Stock – in einem langsamen, drohenden Rhythmus. Kontrolle. Er musste alles wieder unter seine Kontrolle bekommen. Das liebte er bei dieser Tätigkeit am meisten, schließlich ging es bis zur allerletzten Kontrolle über das Leben eines anderen.
Aber zunächst musste er warten. Den richtigen Moment abpassen, den der Schwäche, der Verletzbarkeit, der immer kam. Und dann
. . .
würde er zuschlagen.
In diesem Augenblick stieß ihm eine scharfe Speerspitze schmerzhaft in den Rücken. Er fuhr herum und sah einen besonders narbigen Gnom, der ihn drängte loszugehen. Die anderen Gefangenen waren schon auf dem Weg hinaus. Deth Macoll kniff die Augen zusammen und knurrte unhörbar:
Ich gehe, du Kröte. Aber ich sehe dich wieder, bevor wir hier fertig sind. Das verspreche ich dir.
Elli an der Spitze der Gruppe blieb plötzlich stehen. Obwohl die Gnome ringsum zischten, brummten und wütende Schreie ausstießen, wich sie nicht von der Stelle, sondern drehte sich zu Llynia um. Die Priesterin betrachtete von ihrem Thron aus die Szene, in ihrem bleichen Gesicht spiegelte sich größte Zufriedenheit.
»Warte«, sagte Elli. »Was hast du da über ein kommendes neues Zeitalter gesagt? Was genau hast du gemeint?«
Llynia knurrte eine Art Befehl und die Gnome hörten auf zu drängen. »Ich nehme an«, sagte sie ruhig, »es schadet euch nicht, wenn ihr etwas darüber wisst. Denn im Gegensatz zu deiner so genannten Vision steht es tatsächlich bevor. Und es kommt bald.«
Sie runzelte spöttisch die Stirn. »Allerdings bedaure ich, es euch sagen zu müssen, denn es wird euch endlos quälen. Versteht ihr, bald wird es eine schreckliche Schlacht geben, in der sich das Schicksal Avalons entscheidet. Und ich fürchte, dass viele eurer lieben Freunde dabei sterben müssen.«
Elli, Lleu und Brionna schnappten hörbar nach Luft. Catha pfiff unsicher, während Nuic völlig schwarz wurde. Nur Shim, der kein Wort verstanden hatte, und der mit seinen Gedanken beschäftigte Spaßmacher reagierten nicht.
Llynia fingerte an ihrer Spange. »Zwei feindliche Armeen werden sich bald auf den Ebenen von Isenwy südlich von hier gegenüberstehen. Eine«, sagte sie verächtlich, »besteht aus lauter Gesindel, aus Geschöpfen – nun, wenn man es recht bedenkt, aus Geschöpfen wie
euch
. Zweifellos angeführt von Elfen aus El Urien, denn die hatten schon immer die Kühnheit, zu glauben, dass sie den Menschen gleichwertig sind.«
Sie machte eine Pause und freute sich an Brionnas wütendem Blick, dann fuhr sie fort: »Die Elfen haben sicher ein paar Rekruten unter den Menschen gefunden – reaktionäre Dorfbewohner, verblendete Priester und Ähnliche. Ich nehme an, dass auch ein paar alte Verbündete aus dem Krieg der Stürme zu ihnen stoßen, zum Beispiel Adlermenschen, Zwerge und vielleicht noch ein oder zwei weitere.«
Sie konnte ein zufriedenes Kichern nicht unterdrücken. »Die andere Gruppe – eigentlich keine Armee, sondern eine friedenserhaltende Truppe – wird aus noch mehr Menschen bestehen, die für die Lehren von Hanwan Belamir offen sind. Und viele andere friedensliebende Geschöpfe werden sie unterstützen.«
»Zweifellos solche wie Gnome und Gobsken«, sagte Nuic bissig.
»Vielleicht.« Llynia hob die Hand. »Aber sie sind nur willkommen, weil sie dem höheren Zweck dienen können.«
»Und der wäre?«, frage Lleu.
»Friede. Harmonie. Freiheit. Das alles kann nur erreicht und erhalten werden, wenn die Menschen die Herrschaft übernehmen.«
Elli schnaubte verächtlich. »Und damit das geschieht, braucht ihr einen Krieg? Vielleicht ein Blutbad? Llynia, hör dir selbst zu! Du warst einmal eine Priesterin, um Avalons willen!«
»Ja«, entgegnete sie grimmig. »Um Avalons willen.« Sie beugte sich auf dem Thron vor und
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