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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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ihre Furcht und ihren Zweifel.
    Er und Ethaun schnappten nach Luft, als sie den oberen Grasrand über der Stelle erreichten, wo Tamwyn aus dem Tunnel gekommen war. Doch sie ruhten sich nicht aus. Nur eine kurze Pause gönnten sie sich, in der sie auf die fruchtbaren Gärten drunten zurückschauten. Dann erkletterten sie einen der braunen Hügel, die das Astloch umringten.
    Bald wichen die letzten Grasbüschel verkrusteter brauner Erde und vereinzelten Steinen. Alle paar Schritt blies ein neuer Windstoß über den Rand und peitschte ihnen Schmutzwolken ins Gesicht. Tamwyn hatte schon Sand im Mund, in den Ohren und Augen.
    Natürlich
, sagte er sich, als er auf dem Hang weiterstieg.
Hier am Rand wächst nichts wegen des Windes!
Er kicherte in sich hinein bei dem Gedanken, dass jeder Samen, der hier so lange lag, dass er Wurzeln schlug, so viel wiegen müsste wie Ethaun.
    Mit einem Blick auf den stämmigen Schmied, der neben ihm keuchte, ergänzte er:
Und das ist eine Menge.
    Gerade als sie sich dem oberen Rand näherten, fuhr ein mächtiger Windstoß über die Hügel. Die Luft heulte wütend auf. Ethaun und Tamwyn duckten sich, als Dreck um sie wirbelte und in die frei liegende Haut stach, selbst in die Handrücken. Schließlich hatte der Wind ausgeblasen. Als sie sich wieder aufrichteten, deutete Ethaun auf eine kleine, aber tiefe Spalte weiter oben am Hügel.
    »Siehst du diesen Einschnitt, Junge? Das ist die Stelle.« Erfuhr mit der Zunge durch den Mund und spuckte Sand aus. »Vom Wind geschützt, wenigstens meistens. Und doch hier oben, nah bei den Sternen. Deshalb habe ich diesen Platz für das Grab ausgesucht.«
    Tamwyn nickte nur.
    Sie kämpften sich die letzte Hangstrecke hinauf. Als die ganze Grabstelle in Sicht kam, blieb Tamwyn stehen. Auf seinen Stab gelehnt, die Haare vom Wind zerzaust, betrachtete er den niedrigen Erdhügel in der Spalte. Er war ohne Inschrift und ohne Schmuck bis auf eine einzelne Holzstange. Die Fackel!
    In diesem Moment ertönte ein heftiger Schrei über ihren Köpfen. Tamwyn schaute hinauf und sah einen weiteren Prismenvogel, der mit weit geöffneten Flügeln und blitzenden Federn hochflog, wobei er Farbströme über den Himmel schickte. Eine Wolke direkt hinter der Fackelspitze fing den Strahlenglanz auf und explodierte einen kurzen, leuchtenden Moment in Helligkeit.
    »Also, da werd ich doch zur ratlosen Rübe«, sagte Ethaun ehrfürchtig. »Kein Vogel und kein Tier irgendwo in Avalon ist schöner als das.«
    Tamwyn nickte und ging weiter zum Grab. Das Bild von eben mit dem Prismenvogel hatte ausgesehen, als wäre die Fackel selbst in farbige Flammen ausgebrochen. Vielleicht ein Omen? Oder nur wieder eine falsche Hoffnung?
    In Wirklichkeit, er sah es deutlich, als sie näher kamen, war die Fackel dunkel. Tot und dunkel.
    Als er direkt hinter Ethaun in die Spalte trat, schwieg jäh der Wind. Tamwyn ging zu dem Hügel aus festgeklopfterErde. Unbeholfen legte er den Stab weg und kniete sich neben das Grab. Er senkte den Kopf, starrte auf den Boden und wünschte, er könnte direkt durch die Erdschichten sehen – die Schichten zwischen Leben und Tod – und den Mann betrachten, der Krystallus Eopia hieß.
    Seinen Vater.
    Aber Tamwyn sah nichts. Nur Erde.
    Langsam hob er den Kopf. Auch Ethaun kniete am Grab. Er sah im selben Moment hoch und ihre Blicke trafen sich.
    »Weißt du, Junge«, brummte Ethaun mit seiner rauen Stimme, »wir sind wirklich Gegensätze, du und ich.«
    »Wieso?«
    Er zog nachdenklich an seinem Bart. »Nun, für mich war es das Beste in meinem Leben, dass ich Krystallus kannte, selbst wenn es nur kurz war. Als er mich in die Gruppe aufnahm, hat er sich vom ersten Moment an um mich gekümmert. Sogar seine Frühstücksbrötchen hat er mit mir geteilt! Und ich habe es ihm zwar nie gesagt, aber ich habe mir immer gewünscht
. . .
dass er in Wirklichkeit mein Vater wäre.«
    Tamwyn nickte grimmig. »Du hast ihn also gekannt, aber er war nicht dein Vater. Und bei mir – war es genau umgekehrt.«
    Die dunklen Augen des Schmieds funkelten. »Beim Bohnenstroh, schlecht für uns beide! Aber Tamwyn
. . .
«
    »Ja?«
    »Wenigstens
war
er wirklich dein Vater.«
    Tamwyn wandte sich wieder zum Grab. Leise sagte er: »Ich hätte ihn lieber gekannt.«
    Endlich hob er erneut den Blick. Er betrachtete die Fackel. Ihre Stange war aus einfachem, unpoliertem Holz – nicht bemerkenswerter als sein Stab erschienen war, bevor er selbst den magischen Satz gesagt hatte, nach dem die Runen

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