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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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aufgetaucht waren. Und die Spitze der Fackel bestand lediglich aus einem versengten, öligen Lumpen, der dicht ums Holz gewickelt und mit starkem Bindfaden festgebunden war.
    Trotzdem ahnte er eine gewisse Kraft darin. Magische Kraft, die sich an seiner rieb wie zwei Eisensteine. Aber ob dieses Reiben einen Funken erzeugen konnte, der zur Flamme wurde?
    »Erzähl mir von der Fackel«, sagte er zu Ethaun.
    Der Mann zuckte die Achseln. »Sie hat gebrannt, und nicht nur dann und wann, sondern die ganze Zeit. Tag und Nacht. Das ist alles, was ich weiß. Denn solange Krystallus lebte, brannte sie. Dann, in dem Moment, in dem er starb, ging sie aus. Einfach so.«
    »Aber wie hat sie gebrannt? Weißt du das?«
    »Nein, Junge. Niemand weiß das. Noch nicht einmal Krystallus wusste es, glaube ich.« Er kratzte sein bärtiges Kinn. »Es gibt nur eine Ausnahme, nehme ich an, und das ist Merlin selbst.«
    »Merlin?«
    »Ja. Krystallus sagte, dass Merlin ihm die Fackel gab und sie anzündete, vor langer Zeit. Also muss der Zauberer es gewusst haben. Aber er ist schon lange fort.«
    »Vielleicht hat er einen Hinweis dagelassen.« Tamwyn stand auf, umkreiste die dunkle Fackel und prüfte sie genau.Doch er sah nichts, was auch nur entfernt hilfreich gewesen wäre. Die Fackel sah nicht ungewöhnlicher aus als das Stroh, aus dem Ethaun das Lager in seiner Hütte gebaut hatte.
    Trotzdem, er spürte etwas tief in ihrem Inneren. Etwas Magisches. Wenn er nur wüsste, wie er es erreichen könnte!
    In diesem Augenblick stand Ethaun auf. Neben Tamwyn wirkte er wie ein riesiger rauer Felsblock, so sehr Teil des Hangs wie die Spalte selbst. »Es ist Zeit«, knurrte er, »dass ich gehe. Ich muss etwas für meine wurzelfüßigen Freunde schmieden.«
    Tamwyn nickte. »Danke. Für alles.«
    »Gern geschehen, Junge.« Er legte die massigen Arme um Tamwyn und drückte ihn kräftig, fast schmerzhaft an sich. »Ich bin auch dankbar, dass du hergekommen bist.«
    Er ließ Tamwyn los und kramte in seinen Tunikataschen. »Ich will dir noch ein kleines Geschenk geben, es soll dir bei deiner Reise helfen.«
    »Nein, wirklich. Das ist nicht nötig.«
    »Natürlich ist es nicht nötig! Aber es ist mir wichtig.« Er zog etwas aus den Falten eines Tuchs: eine Glaskugel, von einem Lederband umschlungen. »Hier, Junge. Nimm es.«
    Tamwyn zögerte. »Ich habe das an deiner Wand gesehen. Was ist es?«
    »Krystallus hat es mir gegeben, bevor er starb. Sagte, ich soll es an seiner Stelle gut aufbewahren.« Ethaun räusperte sich. »Und das habe ich getan.«
    »Ethaun, bist du sicher?«
    »Hör zu, Junge. Meinst du, ich kann es irgendwie verwenden,nachdem ich dieses Tal zu meinem Zuhause gemacht habe? Nein, du bist der Einzige, der einen Kompass brauchen wird.«
    Einen Kompass.
Tamwyn hielt den Atem an, als er die Kugel aus der abgearbeiteten Hand des Schmieds nahm. Hier war genau der Gegenstand, nachdem er sich gesehnt hatte!
    Sorgfältig untersuchte er ihn. In der Kugel waren, von haardünnen Drähten gehalten, zwei silberne Pfeile. Einer kreiste wie bei jedem Kompass in Avalon horizontal und deutete immer nach Westen – nach El Urien für Reisende in den Wurzelreichen. Aber der zweite Pfeil war so angebracht, dass er auf einer vertikalen Achse kreiste und immer zu den Sternen deutete! Also konnten damit Reisende, auch wenn sie sich noch so sehr verirrt hatten oder weit unter der Oberfläche waren, immer die Richtung zu den Wurzeln unten und den Sternen oben finden.
    Weil Tamwyn unbedingt sehen wollte, ob der Kompass wirklich so arbeitete, trug er ihn aus der Spalte heraus, die dem Grab Schutz bot. Obwohl der Wind ihm plötzlich ins Gesicht schlug und an seiner Tunika riss, hielt er die Kugel fest und brachte sie zum äußersten Rand, wo er gerade noch stehen konnte.
    Vor ihm stiegen steil die zerklüfteten Kämme von Avalons oberem Stamm zum nebligen Horizont. Und dahinter waren die schattenhaften Formen der Äste, die sich stark vom hellen Nachmittagshimmel abhoben – jetzt noch leichter zu sehen als zuvor. Sie ragten in den Himmel, strömten wie unbekannte Flüsse, bis sie in der Helligkeit droben verschwanden.
    Während der Wind um ihn heulte, schaute er in die Glaskugel. Tatsächlich, der sternwärts gerichtete Pfeil deutete direkt auf die Stelle, wo die Äste oben in der Luft verblassten – das Reich der Sterne.
    Mit befriedigtem Lächeln ging Tamwyn zurück, er musste sich gegen den Wind lehnen, um das Gleichgewicht zu halten. Als er wieder in dem

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