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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Einschnitt war und der Wind abrupt aufhörte, trat er auf den breitschultrigen Schmied zu.
    »Was für ein wunderbares Geschenk«, sagte er dankbar.
    »Es könnte nützlich sein«, Ethaun zwinkerte ihm zu, »für einen richtigen Forschungsreisenden in Avalon.«
    »Stimmt. Und jetzt habe ich ein anderes Geschenk für einen anderen Forschungsreisenden.« Er nahm seinen Beutel ab, steckte den Kompass hinein und zog die graue Haarlocke heraus, die um die Pergamentrolle seines Vaters gebunden gewesen war. Er legte sie Ethaun in die Hand und sagte: »Du weißt, woher sie kommt.«
    Der große Mann blinzelte überrascht. »Tatsächlich, Junge.«
    »Du sollst sie haben.«
    »Aber
. . .
«, protestierte der Schmied und versuchte sie zurückzugeben, »du bist sein Sohn.«
    »Und du bist es auch, gewissermaßen. Also behalte sie. Bitte.«
    Ethan fuhr sich mit der rußigen Hand über ein Auge. Dann drückte er die Locke fest, nickte zum Abschied und machte sich auf den Weg. Er stapfte den Hang hinunter wie ein Bär, der zurück in seine Höhle geht.
    Tamwyn schaute ihm nach, dann wandte er sich wieder dem Grab zu, dem Hügel und der weichen Erde um ihn herum. Er sah den Abdruck seines Knies, seiner Füße und die Spuren von Ethauns Stiefeln. Und schließlich bemerkte er zu seinem größten Erstaunen noch einen Fußabdruck.
    Den Fußabdruck eines Hoolahs.
    Tamwyn beugte sich vor und betrachtete ihn genauer. Er irrte sich nicht. Der Umriss war so deutlich, wie er nur sein konnte. Und der Abdruck war höchstens zwei Tage alt.
    Henni! War er noch am Leben? Und wanderte hier durch die oberen Bereiche von Avalon? Vielleicht mit Flederwisch? Nein, der Gedanke war zu abwegig. Er durfte sich keine falschen Hoffnungen machen. Und doch
. . .
    In der Umgebung der Spalte waren keine Wege, keine Anzeichen von irgendwem. Bei allen Drachenträumen, wohin war dieser Hoolah gegangen, wenn er wirklich hier gewesen war?
    Tamwyn schaute hinauf zu den Ästen und Sternen. Wenn Henni irgendwie überlebt und seinen Weg herauf zum Astloch gefunden hatte, war es nicht ganz undenkbar, dass er auch entdeckt hatte, wie er dort hinauf in die Äste klettern konnte. Aber wie konnte Tamwyn dann hoffen, ihn zu sehen? Die Entfernungen waren einfach zu groß, um etwas so Kleines wie einen Hoolah zu erkennen.
    Plötzlich kam ihm eine Idee. Das Fläschlein mit Dagdas Tau! Was hatte ihm Gwirion gesagt?
Ein einziger Tropfen auf deiner Stirn verleiht dir ein seltenes Sehvermögen – über große Entfernungen hinweg.
    »Genau was ich brauche«, sagte sich Tamwyn laut.
    Er holte das Fläschlein aus Eisenholz aus seinem Bündel, öffnete es und ließ einen einzigen Tropfen der glänzenden Flüssigkeit auf seine Fingerspitze fallen. Erwartungsvoll hielt er den Atem an, als er sich den Tropfen mitten auf die Stirn strich. Dann, als ihm klar wurde, dass immer noch etwas von Dagdas Tau im Fläschlein war – vielleicht ein weiterer Tropfen   –, verschloss er es rasch und steckte es wieder ins Bündel.
    Speergerade stand er da und schaute hinauf zu dem schattigen Ast, der am nächsten zu sein schien. Er wartete.
    Nichts geschah. Konnte die Flüssigkeit ihre Zauberkraft verloren haben? Oder hatte er etwas falsch gemacht?
    Plötzlich zitterte und verschwamm alles, was er vor sich sah, als stünde er in einem Wasserfall. Bilder stürzten auf ihn ein, alle mit verzerrten Proportionen. Licht und Farben kamen in Streifen, in Flecken, barsten auseinander und wurden wieder zu Streifen.
    Mit einem Mal kehrte sein Sehvermögen zurück. Er starrte einem bizarren geflügelten Geschöpf ins Gesicht. Es sah so grimmig aus wie ein Drache mit spiralförmigen Hauern, gezackten blauen Zähnen und Hunderten von Facettenaugen. Und es flog direkt auf ihn zu!
    Tamwyn duckte sich und hob schützend den Arm vors Gesicht. Dann wurde ihm klar: Dieses Geschöpf war Hunderte von Meilen entfernt! Irgendwo auf einem der Äste Avalons flog ein Ungeheuer mit riesigen Fängen und ledrigen Flügeln auf. Aber nicht hier.
    Er richtete sich wieder auf, grub die Füße in die Erde am Grab und schaute hinauf zu dem Ast weit oben. Das grimmigeGeschöpf war weggeflogen, er konnte es nicht mehr sehen. Dafür erblickte er eine neue Landschaft, sie glich einem großen Wald, der wogte und strömte wie ein Ozean. Riesige Wellen flossen durch die bewaldeten Hügel und Täler, hoben die Bäume himmelwärts, senkten sie in tiefe Löcher und hoben sie wieder.
Was ist das für eine Gegend, wo das Land wie ein vom Wind

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