Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore
gewehter Umhang flattert und dir nie fest unter den Füßen bleibt?
Verwundert schüttelte er den Kopf und verschob dadurch das Bild vor sich. Jetzt schaute er auf einen Ring aus violetten Wasserfällen. Sie flossen nicht aufwärts wie die Spiralkaskaden. Sie sammelten sich zu großen funkelnden Kreisen aus lavendelfarbenem Nebel. Diese Kreise, teils Wasser, teils Luft und teils Licht, wirbelten in der Luft, bevor sie in unzählige Regentropfen explodierten, die dann auf die Hügel über den Fällen fielen.
Tamwyn hielt vor Überraschung den Atem an. Im letzten Moment, bevor sie auseinander barsten, verhärteten sich die nebligen Kreise zu etwas, das so glatt wie Glas war. Und in diesem flüchtigen Moment erschienen verschiedene Bilder auf der glasigen Oberfläche: prächtig gefärbte Schmetterlinge mit acht Flügeln; ein großer Baum mit roten Früchten, der direkt aus einer Wolke zu wachsen schien, und ein riesiger schwarzer Drache, dessen hasserfüllter Blick Tamwyn schaudern ließ.
Nein!
, rief seine innere Stimme. Denn jetzt sah er in einem dieser kristallinen Kreise ein Gesicht, das er erkannte. Sein eigenes Gesicht! Er schrie etwas flehentlich, etwas über die Sterne
. . .
Da war das Bild weg. Es zerbarst in lavendelfarbenem Regen.
Tamwyn wandte sich ab und stellte überrascht fest, dass er auf eine ganz nahe Gruppe von Sternen starrte. Die Konstellation Pegasus! Da waren die Sterne, die den Pferdekopf, die Flügel, die Hufe und den Schwanz markierten, sie strahlten so hell, dass er die Augen zusammenkneifen musste, um sie zu betrachten. Und dort – der Stern in der Mitte, der heller leuchtete als alle anderen, das Herz des Pegasus.
Tamwyn sah den Stern an – und blinzelte plötzlich erstaunt. Das Herz des Pegasus schien zu schlagen! Er öffnete die Augen ein bisschen mehr, so weit, wie er es aushielt, um genauer hinzusehen. Der Stern pulsierte tatsächlich wie das Herz eines großen Rosses.
Warum?
Eine Eidechse huschte gerade in diesem Moment über seinen Fuß. Tamwyn zuckte zusammen. Dabei verlor er den pulsierenden Stern aus dem Blick. Er suchte ihn, fand stattdessen aber eine andere Konstellation.
Ein verdunkeltes Sternbild.
Das schwarze Loch, das einmal der Zauberstab gewesen war.
Er starrte angestrengt auf die Stelle, an der diese sieben Sterne einst hell geglänzt hatten, und hoffte auf einen Hinweis darauf, was wirklich mit ihnen geschehen war. Und was das alles mit Rhita Gawr zu tun hatte.
Etwas Sonderbares fiel ihm auf. Er sah genauer hin und entdeckte dort oben unbestimmte Lichtkreise. Ja
. . .
sieben von ihnen. Und die Kreise – jeder nicht mehr als ein dünner,leuchtender Faden – standen genau an den gleichen Stellen wie die erloschenen Sterne! Konnten sie Sterne in anderer Form sein? Oder waren sie irgendwie verhüllt?
Obwohl er vor Erregung zitterte, bemühte sich Tamwyn, ruhig zu bleiben. Er musste mehr wissen! Verstehen, was das bedeutete! Die Sterne oder Teile von ihnen waren noch da. Und wenn sie noch da waren
. . .
konnten sie vielleicht wieder zum Leuchten gebracht werden.
Er schluckte. Gelang so etwas nur Merlin?
Verblüfft entdeckte er dunkle, formlose Gestalten, die vor den Lichtringen zu kreuzen schienen. Genau wie die Gestalten in der Vision auf Hallias Gipfel! Stets bewegten sie sich nach außen, schwebten wie bedrohliche Wolken und stanken nach Bösem. Was sie auch sein mochten, sie schienen von
innerhalb
der Kreise hervorzukommen.
Was im Namen Avalons bedeuten diese Gestalten?
Tamwyn war einer Antwort auf diese Frage immer noch nicht näher gekommen als in der Nacht der Vision. Und jetzt war seine Zeit – Avalons Zeit – fast vorbei.
Er sog den Atem ein.
Ich wollte, Elli wäre jetzt hier! Gemeinsam könnten wir das herausbekommen.
Aus vielen Gründen wünschte er sich, dass sie hier wäre: Damit sie ihm half, diese dunklen Gestalten zu verstehen, ja – aber er wollte ihr auch die Harfe zeigen, die er baute. Und einfach in ihr Gesicht schauen, in ihre haselnussgrünen Augen.
Er erstarrte. Vielleicht
gab
es eine Möglichkeit.
Dafür würde er alle Stärke seiner erweiterten Sehkraft brauchen. Und die ganze neue Macht, die sich in ihm entwickelte– eine Macht, die teils von Magie, teils von etwas anderem herrührte.
Tamwyn setzte sich auf den Boden und lehnte den Rücken an die Fackel, die sein Vater bis hierher getragen hatte. Er griff nach dem Stab für den Fall, dass dessen Macht die seine verstärkte. Und dann machte er etwas Bemerkenswertes.
Er
Weitere Kostenlose Bücher