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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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alle wussten, einmalig. Während es einige andere Einhörner mit blauen Flecken auf den Hörnern oder in den Mähnen gab, leuchtete nur dieses eine überall tiefblau, als wäre der ganze Körper ein schimmernder Edelstein. Vor langer Zeit hatte Merlins Mutter Elen genau in dem Augenblick, in dem sie in Avalon ankam, als erstes Geschöpf das saphirblaue Einhorn gesehen – und seit damals war dieses ausnehmend schöne Wesen zum Symbol für alles in der Welt geworden, das selten und wunderbar war. Denn in allen Zeitaltern Avalons hatte es nur eins – ein einziges – seiner Art gegeben. Sein Anblick war so ungewöhnlich und bedeutungsvollwie das Erscheinen der Herrin vom See. Manchmal vergingen Jahrhunderte, bevor man es wieder sah. Und dann hatte irgendein Reisender in einer abgelegenen Region unversehens das spiralige blaue Horn vor Augen.
    Das Einhorn stieg leicht wie ein sanfter Wind den steilen Hang zum Gipfel hinauf, es hielt den Kopf hoch und seine Hufe wirbelten funkelnde Schneewolken auf. Das Horn schimmerte so glänzend wie die Fesselgelenke, die Mähne und der wehende Schwanz. Starke Wadenmuskeln spannten sich, während es über die Verwehungen sprang.
    Doch seine Augen waren es, die Tamwyn am meisten faszinierten. Tief wie ein endloser Himmel waren sie und ebenso blau. Sie hatten etwas Altes an sich, so alt wie der große Baum selbst. Die Sorgen und Hoffnungen aller Lebewesen schienen darin zu glänzen. Und doch schimmerten sie zugleich neu – so sprühend wie die ersten Lichtstrahlen eines neugeborenen Sterns.
    Von der Schönheit des Einhorns bezaubert beobachtete Tamwyn atemlos, wie es auf sie zustieg, wobei die Hufe leise auf den schneebedeckten Felsen klapperten. Aus den Liedern der Barden wusste er, wie schwer zu fassen und wie schön das Einhorn war. Aber jetzt staunte er trotzdem über den herrlichen Anblick.
    Es ist die lebendig gewordene Anmut
, überlegte er.
Fast zu schön für ein sterbliches Geschöpf.
    Mitten im Sprung wandte das saphirblaue Einhorn den Kopf und richtete eines seiner Augen auf ihn. Sofort wurde ihm klar, dass es seine Gedanken gehört hatte. Und dannsprach es mit voller, wiehernder Stimme direkt in Tamwyns Bewusstsein:
    Vielleicht ist es so, junger Mann. Aber ich komme in einem Auftrag voller Unglück und Leid.
    Angespannt vergrub Tamwyn seine Füße im Schnee.
Und was ist dieser Auftrag, anmutiges Wesen?
    Bald wirst du es wissen. Denn es war die Herrin vom See selbst, die mich geschickt hat.
    »Die Herrin?«, sagte er laut vor Überraschung. Konnte das mit der Vision in der vergangenen Nacht zu tun haben? Und mit seinem Entschluss, zu den Sternen zu gehen?
    In diesem Augenblick sprang das Einhorn über einen Hügel von losen Steinen und direkt auf Elli zu, die glücklich lächelte, als das schimmernde Geschöpf sich ihr näherte. Eine sanfte Brise kräuselte die Mähne des Einhorns, das die junge Frau aufmerksam musterte. Dann neigte es den Kopf und schob ihr einen kleinen Stoffstreifen zu, den es im Mundwinkel getragen hatte.
    Elli nahm ihn – und wurde plötzlich bleich. Ängstlich schaute sie über die Schulter auf Nuic und Tamwyn. »Ein Stück von Coerrias Gewand! Es wird nur von der Hohepriesterin getragen. Sie muss in Schwierigkeiten sein!«
    Ungewollt verstand Tamwyn die Gedanken des Einhorns.
In mehr Schwierigkeiten, junge Frau, als du dir vorstellen kannst.
    »Ich gehe zu ihr«, erklärte Elli. Sie drückte den seidigen Streifen in der Hand. »Sofort.«
    Die Ohren des saphirblauen Einhorns zuckten besorgt. Es schüttelte den Kopf, so dass die Mähnenhaare flogen.
    Wieder fing Tamwyn seine Gedanken auf. Er rief Elli zu: »Sie möchte, dass du zuerst zur Herrin vom See gehst!«
    »Aber warum?«, fragte Elli. »Coerria ist in Gefahr, nicht die Herrin. Und ich muss
. . .
«
    In diesem Augenblick schoss eine seltsame grüne Pflanze mit einer dunkelroten Knospe an der Spitze direkt aus dem Schnee neben dem Einhorn. Sie bebte leicht, wurde größer und wuchs zu ihrer ganzen Länge heran. Die Knospe entfaltete sich und wurde zu einer herrlichen Blüte.
    Alle, auch das Einhorn, starrten sie an.
Eine Blume im Winter?
, dachte Tamwyn erstaunt.
    Selbst wenn sie sich nicht mitten in einem Schneefeld auf einem abgelegenen Berggipfel gezeigt hätte, wäre diese Blume ein Wunder gewesen. Schon nach Sekunden reichte sie bis zu Ellis Knie mit ihrer einzigen glockenförmigen Blüte und ohne Blätter. Tiefrot glühten die größten Blütenblätter, die übrigen waren dunkler, wie

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