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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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zerklüfteten Rand, der sich ins Finstere öffnete. Schwarze Haare, mit Blut verschmiert,klebten daran. Der ganze Stein vibrierte und knirschte immer noch mit den Kiefern.
    Plötzlich merkte Tamwyn, dass er die Worte des Steins verstehen konnte.
Komm zu mir zurück
, brummte er zornig.
Du bist meine Nahrung, die erste, die ich in Jahrhunderten geschmeckt habe.
    Nein
, antwortete er.
Ich will nicht sterben!
    Das sieht einem sterblichen Mann ähnlich
, sagte der lebende Stein und mahlte mit den Kiefern. Ganz langsam rollte er auf Tamwyn zu und schob ihn an den Rand des Vorsprungs. Aber aus irgendeinem Grund wollte Tamwyn sich nicht bewegen – nur zuhören.
    Bewegung wühlt dich auf, Begehren entflammt dich wie alle deiner Art. Und doch weißt du weniger als ein winziges Staubkorn. Wenn du dich mit mir vereinst, dann stirbst du nicht, dann lebst du ewig! Das ist wahr, junger Mann, denn ich habe so lange gelebt, dass ich die Geburt neuer Sterne und den Tod alter Welten sah. Ich bin das Blut der Vulkane, der Landeplatz der Blitze, das Sediment ewiger Meere.
    Obwohl der Stein immer näher kam, konnte Tamwyn dem Klang seiner Worte nicht widerstehen. Ein fremder, dunkler Zauber nahm ihn gefangen, packte ihn, hielt ihn fest.
    Vereine dich mit mir, sterblicher Mann, und lebe ewig.
Die Worte wurden immer lauter.
Vereine dich mit mir und sei so stark wie ein Stein. Vereine dich jetzt mit mir.
    In diesem Moment spürte Tamwyn, wie etwas seine Hand streifte, die noch den Dolch hielt. Es war der Stein! Tamwyn schüttelte sich und durchbrach seinen Trancezustand.
    Er drehte sich zur Seite und rollte bis zum äußerstenRand des Vorsprungs. Mit einem Satz sprang er an dem Verfolger vorbei und landete direkt hinter ihm. Da stand er nun und schüttelte die Spinnweben aus seinen Gedanken. Das war knapp gewesen – zu knapp.
    »Leb wohl, lebender Stein. Du wirst weiter Staub essen müssen.«
    Er wandte sich zum Gehen, da stieß das Geschöpf ein Zorngebrüll aus, das über die Klippen hallte. Und dann machte der lebende Stein, was Tamwyn am wenigsten erwartet hatte. Er rollte den Hang herauf, direkt auf ihn zu – viel schneller als zuvor, unter seinem Gewicht zersplitterten die Kiesel.
    Tamwyn rannte. Rundum wurden graue Felsklötze lebendig. Krachend stürzten sie von den Höhen, polterten über den Boden, verfolgten ihn von allen Seiten. Er raste über den flachen Teil des Kamms, wich ihnen aus und schoss aus ihrer Reichweite. Das ganze Gebiet toste von Felsen, die zerschlagen und gespalten wurden, als würden die Klippen selbst vor Zorn explodieren.
    Direkt vor sich sah Tamwyn plötzlich grüne Flammen aufblitzen. Die Pforte! Er stürzte darauf zu und wollte schon hineinspringen – da hörte er ein anderes Geräusch, den Klageschrei eines Sterbenden.
    Henni.
Tamwyn schnellte zur Seite, um einem nahenden Felsklotz auszuweichen, dann blieb er stehen. Er sah den Hoolah, der sich am Boden wand, sein Fuß war im grässlichen Schlund eines lebenden Steins gefangen. Flederwisch war ebenfalls da, er schwirrte hektisch, aber erfolglos umher. In wenigen Sekunden würde Henni verschluckt sein.
    Dieser verdammte Hoolah!
    Tamwyn rannte über den Kamm direkt auf die näher kommenden Felsklötze zu. Plötzlich bog er ab, wich aus, sprang über die Angreifer und rutschte neben Henni zu einem Halt. Der Hoolah stieß wieder einen Schmerzensschrei aus.
    Ohne nachzudenken, hob Tamwyn den Dolch und stach auf den Stein ein. Die Klinge brach ab und fiel in den Schmutz. Tamwyn verfluchte sich. Wie hatte er so dumm sein können?
    In diesem Moment öffnete der lebende Stein das Maul und bellte vor Wut. Es dauerte nicht lange und die Öffnung war nur schmal – aber es reichte Henni, sich zu befreien. Er umfasste seinen verletzten Fuß mit den übergroßen Händen und schaute zu Tamwyn hinauf.
    Sein Gesicht war ausnahmsweise ernst, als Henni krächzte: »Du hast mich gerettet, Tollpatsch!«
    Tamwyn schaute ihn finster an und schob die Reste des zerbrochenen Dolchs in sein Bündel. »Jeder macht mal einen Fehler.«
    »Uuhuu, iihiihiihii«, lachte der Hoolah, der seinen Schmerz schon vergessen hatte. »Mach es noch mal!«
    »Lieber nicht.« Tamwyn packte ihn am Arm und zog ihn hoch, während der lebende Stein sich bereits in Bewegung setzte. Zugleich rollten drei weitere Felsklötze auf sie zu.
    Sie sprangen weg, während die riesigen Klötze aufeinander krachten. Gezackte Splitter flogen in alle Richtungen. Flederwisch quietschte vor Angst über die

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