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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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stand auf, nahm seinen Stab und ging hinüber zu der Pforte, durch die sie gerade gekommen waren. Aber einen Schritt davor blieb er stehen, denn er sah, dass dies keine gewöhnliche Pforte war.
    Dieser Turm aus grünem Feuer war um ein Vielfaches höher und breiter als alle anderen, die er gesehen hatte. Er nahm den großen Teil einer Höhlenwand und den gesamten Raum zwischen zwei senkrechten Stützpfeilern ein. Stufen wogender Flammen schimmerten an der Oberflächeauf und ab, so dass sie sich kräuselte wie ein gleißender Vorhang. Er wellte sich, knisterte und pulsierte mit der reinen Energie von Élano. Oben lief er in einer Spitze zu, die ihm das Aussehen eines riesigen Torbogens gab.
    Tamwyn betrachtete nachdenklich die Pforte zur großen Halle, ihre Größe war ihm rätselhaft. Plötzlich fiel ihm eine Überlieferung ein und er schlug sich auf die Handfläche. Während alle Pforten Avalons Reisende zu einigen anderen Wurzelreichen brachten, manchmal auch zu zufälligen Zielen, konnte keine Pforte jede andere erreichen – außer dieser hier. Es hieß, dass nur sie in der Lage war, einen Reisenden zu allen sieben Ländern sowie zum schäumenden Meer zu befördern. Oder wenigstens zu sechs Ländern, denn die einzige Pforte in Schattenwurzel bei der versunkenen Stadt des Lichts war vor langer Zeit von den dunklen Elfen zerstört worden.
    Tamwyn schaute hinauf zu der Wand aus grünen Flammen und strich sich die schwarzen Haare aus der Stirn. Er dachte an den Forschungsreisenden, der diesen Ort entdeckt hatte und als Erster durch diese Pforte gekommen war: sein Vater. Wie die Barden häufig berichteten, kam Krystallus irgendwann im Jahr 700 von Avalon auf dem Höhepunkt seiner Karriere als der größte Kartenzeichner der sieben Reiche zum ersten Mal hierher. Er hatte geschworen, eines Tages zurückzukehren – und es auch getan auf seiner letzten Expedition, seiner Reise zu den Sternen.
    Die gleiche Reise hoffte Tamwyn jetzt zu machen – bevor für Avalon die Zeit ablief.
    Es kam Tamwyn vor, als wäre seine trockene Kehle mit Sand bedeckt.
Es ist also möglich, dass mein Vater vor nicht so langer Zeit direkt hier stand. Mit der berühmten Fackel in der Hand.
    Etwas zwang ihn zu schlucken, trotz der Trockenheit.
Ob er je über seine Frau Halona nachgedacht hat, nachdem alle sie für tot hielten? Und über . . . seinen Sohn?
    Jetzt bemerkte er ein neues Geräusch neben dem ständigen Knistern der Pforte und Hennis dämlichem Gekicher über sich. Es war sehr leise – nur ein Flüstern, ein Plätschern, ein zartes Gurgeln. Er hielt den Atem an. Eine Quelle!
    Tamwyn betrachtete die runde Halle mit den Augen eines Waldläufers und entdeckte rasch den Ursprung des Geräuschs. Es war tatsächlich eine Quelle auf der anderen Seite der Halle. Sie sprudelte neben einem Fleck mit smaragdgrünem Moos am Fuß des größten Wurzelpfeilers. Tamwyn ging hinüber und kniete sich daneben.
    Er schöpfte mit den Händen die klare Flüssigkeit und trank. Schon viele Male zuvor hatte er frisches Quellwasser gekostet, aber keins hatte geschmeckt wie dieses. Das Wasser, nicht so kalt wie getauter Schnee, aber noch kühl genug, um auf der Zunge zu prickeln, lief durch seinen trockenen Mund und die Kehle wie süßer Nebel und weckte seine Geschmacksknospen, während es sie belebte. Es war eher Nektar als Wasser, dessen Süße seine Lippen erregte, seine Glieder stärkte und seine Stimmung hob. Es glich mehr einer Mahlzeit oder den Mahlzeiten einer Woche als nur einem Getränk. Welch ein Wasser! Welch ein Leben!
    Tamwyn seufzte beglückt, dann trank er wieder. In diesemMoment schaute ein pelziger kleiner Kopf mit übergroßen Ohren aus seiner Tasche. Flederwisch spannte den Flügel, den er sich ums Gesicht gewickelt hatte, und schnüffelte mit der winzigen schwarzen Nase in der Luft.
    »Ririeche ich Nasswasser?«, plapperte er. »Oh, Mannemann. Ich liliebe Nasswasser.«
    »Dann komm heraus«, sagte Tamwyn und wischte sich ein paar Tropfen vom Kinn. »Trink davon.«
    Das fledermausähnliche Geschöpf hüpfte auf den Taschenrand, schlug mit den zerknitterten Flügeln und schwebte hinunter zur Quelle. Es tauchte das kleine Gesicht in die Strömung und gurgelte vor Vergnügen. Eifrig schluckte es, kam dann für einen Atemzug heraus und tauchte gleich wieder hinein.
    Als Henni sah, dass etwas Neues geschah, kam er von seinem luftigen Platz herunter. Leicht hinkend eilte er zu den anderen. Sobald ihm klar war, dass es frisches Wasser gab,

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