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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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immer nah.
    Meine Route ist nach dem wenigen, was ich weiß, einfach. Ich werde irgendwie den Weg zu Merlins Astloch finden, einem Ort, den er mir vor langer Zeit beschrieben hat. Wenn mir das nicht durch Pforten gelingt, werde ich einen anderen Weg suchen, vielleicht sogar einen Weg, der pfortenschnell ist. Es liegt mir viel daran, das Astloch zu erreichen! Denn Merlin sagte mir, dass ich von dort alles sehen könne, was niemand aus den sieben Reichen außer ihm je gesehen hatte: die Äste des großen Baums, die bis zu den Sternen führen.
    Mit seinem geheimnisvollen Lächeln sagte er, dass der Blick von diesem Astloch fast so Schwindel erregend sei wie die
Reise. Was er damit meinte, weiß ich nicht. Aber ich habe vor, es herauszufinden.
    Und noch etwas sagte er. Als ich ihn fragte, ob ich weiter steigen könne – bis zu den Sternen   –, wenn ich das Astloch erreicht hatte, antwortete er mir nicht direkt. In seiner aufreizenden Art zitierte er einfach ein Rätsel:
     
    Willst du zu den Sternen steigen,
    Willst du durch die Lüfte springen,
    Muss dir erst ein Fund gelingen:
    Das große Pferd in der Höh.
     
    Wieder weiß ich nicht, was er gemeint hat. Aber auch in diesem Fall will ich es herausfinden.
     
    Tamwyn hielt inne. Mit gerunzelter Stirn wiederholte er die letzte Zeile des Verses:
Das große Pferd in der Höh.
Konnte das möglicherweise zusammenhängen mit Rhita Gawrs geheimnisvollen Worten
wenn das große Pferd stirbt
? Und wenn ja, wie? Er hatte noch nicht einmal den kleinsten Hinweis auf dieses Pferd. Oder auf seinen möglichen Tod.
    Verwirrt wandte er sich wieder der Rolle zu:
     
    Alt und beladen, wie ich bin, nehme ich an, dass diese Reise meine letzte sein wird. Oder die vorletzte, weil die Anderswelt mir jetzt winkt. Wegen dieser Vermutung habe ich beschlossen, dieses Schreiben für die Person zu hinterlassen, die kühn genug ist, hierher zu reisen und es zu finden. Und die, so hoffe ich, meine Suche ausführen wird, falls ich erfolglos bin – denn
es hat seine Richtigkeit, dass ein sterblicher Mann oder eine sterbliche Frau endlich die Sterne berührt.
    Wer, frage ich mich, könnte diese Person sein?
    Und so scheide ich zu meiner letzten Expedition in Avalon. Wohin sie mich bringen wird, kann ich nicht erraten. Doch wenn sie schließlich zu Ende ist, werde ich diesem Ende mit allem Anstand begegnen, den ich aufbringen kann.
    Denn mein Leben ist eine lange und wunderbare Wanderung gewesen mit zu vielen Erfahrungen, als dass man sich an sie erinnern könnte. Und einer viel zu bitteren, als dass ich sie vergessen kann.
    Krystallus Eopia
     
    Tamwyn schloss die Augen und zerknüllte das Pergament. In seinem Inneren hörte er noch einmal die Worte seines Vaters:
Die Sterne sind hell und weit entfernt, doch meine Wunden sind dunkel und immer nah.
    »Ich werde dir folgen«, flüsterte Tamwyn. »Wo immer du hingegangen bist, ich werde dir folgen.«

11
Deth Macoll
    T ief im Dunkel von Schattenwurzel nicht weit von der unterirdischen Höhle, in der sich Rhita Gawr und Kulwych an ihrem verdorbenen Kristall weideten, näherte sich eine ältere Frau. Sie kam sehr langsam und war kaum mehr als ein Schaudern im Schatten. Doch sie kam.
    Sie war so bucklig, dass ihr Gesicht fast die Knie berührte, und sie hätte gar nicht gehen können ohne die Hilfe ihres Stocks, eines alten Stabs aus Kirschholz, der so knotig und von der Zeit verkrümmt war wie die Hand, die ihn umklammerte. In ihrem zerfetzten braunen Umhang sah sie aus wie ein buckliger Käfer, der seit Jahrhunderten durch die unterirdischen Höhlen gewandert war.
    Zögernd suchte sie sich ihren Weg durch das Labyrinth dunkler Gänge und steiniger Treppenschächte, die von flackernden Fackeln aus geölten Lumpen schwach beleuchtet wurden. Mit dem Stock klopfte sie an Wände und Boden und das Echo machte sie häufig auf Biegungen und Löcher aufmerksam. Zu ihrem Glück hörte sie noch recht gut. Selbst jetzt konnte sie über dem Maschinenklappern und -quietschen in der Ferne das keuchende Schnaufen der Gobskenkrieger hören, die an der nächsten Ecke Wache standen.
    Ohne sich um Deckung zu bemühen, humpelte sie um die Ecke. Sie überraschte den stämmigen Gobsken, der zusammenschrak, sein riesiges Breitschwert zog und den Griff mit seiner dreifingrigen Hand umklammerte. Er donnerte: »Wer in Harshnas Namen bist du?«
    »Nur eine müde alte Reisende«, krächzte das Weib. Sie hob den Kopf, um ihn anzuschauen, und eine weiße Strähne wurde unter der

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