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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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bleiben, während der Hoolah unter ihm johlte und kicherte. Nur dank Flederwisch, der auf den Kopf des ausgelassenen Geschöpfs zuflog und es wütend anbrummte, schwang sich Henni schließlich zurück zum Pfeiler.
    Ein weiterer schlimmer Moment kam, als sie eine Stelle überquerten, wo das Holz so glatt wie frisch geformter Lehm war – und Henni es unterhaltsam fand, an der Ranke so fest wie möglich zu ziehen. Aber am schrecklichsten war es für Tamwyn, als Flederwisch mit dem Flügel seine Nase streifte und ihn dadurch zu so heftigem Niesen brachte, dass er fast abstürzte. Endlich schafften sie es zu der Einkerbung an der Decke, in der sich der dunkle Fleck befand.
    »Bei den tausend Hainen!«, rief Tamwyn entzückt.
    Denn es war tatsächlich ein Tunnel, der diagonal hinaufin den Baum führte. Doch eigentlich sah man nicht viel von einem Tunnel – eher ein Loch in der Decke, wo ein Spalt im Baumstamm durchgebrochen war oder tröpfelndes Wasser mit der Zeit eine Ritze geöffnet hatte.
    Sie war groß genug für Tamwyn. Er zwängte sich hinein, lose Erde rieselte auf sein Gesicht. Nach kurzem Zögern wand er sich höher, so dass Henni folgen konnte. Als Letzter flitzte Flederwisch zu ihnen herein.
    Innen war es dunkel. Und auch feucht. Ringsum hörten sie Wasser in den Wänden strömen, von oben heruntertropfen und durch verborgene Spalten sickern. Tamwyn wartete, bis seine Augen sich an die Finsternis gewöhnt hatten, dann erspähte er einen dünnen Lichtstreifen weit oben. Er begann, höher zu steigen, wobei er Arme und Beine immer wieder waagrecht stemmte, damit er nicht zurückrutschte. An einer Biegung im Tunnel prallte er mit dem Kopf gegen einen Knoten herunterhängender Wurzeln und ein großer Klumpen Erde explodierte ihm ins Gesicht. Seine Kopfverletzung war viel leichter zu ertragen als Hennis raues Gekicher hinter ihm. Doch er bezwang seine Gereiztheit und stieg weiter.
    Das Licht, das grün flackerte wie das Feuer der Pforten, wurde stärker. Der Tunnel machte eine weitere Biegung und Tamwyn musste sich an einem Netz aus fingerähnlichen Wurzeln vorbeidrängen. Plötzlich sah er die Lichtquelle – ein enges Loch über ihm. Als er es schließlich erreichte und durchkletterte, bedeckte er sich und die anderen mit Erde. Er fiel auf eine harte Oberfläche.
    Wieder ein Tunnel! Aber dieser war viel größer – undwaagrecht, fast wie eine Straße durch den Kern des großen Baums. Parallele Rinnen furchten die gewölbten Wände und der Tunnel war so hoch, dass Tamwyn aufrecht stehen konnte, ohne den Kopf anzuschlagen.
    Er richtete sich auf, schüttelte sich den Schmutz aus den Haaren und betrachtete die Tunnelwände. Sie pulsierten mit einem eigenen Licht so strahlend, als wären sie aus kondensiertem Élano gemacht. Sie erinnerten ihn an den Kristall im Laubamulett der Herrin vom See mit seinen strahlenden Grünschattierungen zwischen leuchtendem Weiß. Wie Wände und flammende Pforten war dieses magische Licht ein Symbol für Macht. Oder Leben. Und vor allem für das siebte Element der Drumaner, das Geheimnis.
    Tamwyn war einen Augenblick unschlüssig, welchen Weg er nehmen sollte. Schließlich entschied er sich für links, weil sein linker Arm immer stärker gewesen war. Sie gingen durch den Tunnel, Tamwyn an der Spitze und Henni und Flederwisch dicht hinter ihm. Der Weg war vollkommen eben. An einem Punkt würde er höher steigen müssen – viel, viel höher, zu Merlins Astloch und darüber hinaus.
    Aber wie? Im Moment war es am besten, dem Durchgang zu folgen.
    Dann fiel ihm etwas Sonderbares auf.
    Die Wände und der Boden des Tunnels wechselten ständig Farbe, Form und Struktur. In unregelmäßigen Abständen – manchmal schon nach wenigen Schritten, manchmal erst nach anderthalb Meilen – färbte sich der Tunnel von hellgrün zu rötlich gelb, dann durchscheinend lavendelfarbenund wieder grün. Inzwischen war die gerillte Oberfläche holprig und dann so gezackt und ungleichmäßig geworden, dass Tamwyn trotz der dicken Hornhaut an seinen Füßen vorsichtig auftreten musste.
    Alle diese verschiedenen Oberflächen wirkten wie Holz mit eingelagerten Maserungen. Aber sie sahen aus und fühlten sich an wie entschieden unterschiedliche
Holz arten
. Sogar hölzerne Kristalle traten aus den ständig veränderten Wänden: duftende rote Zedernkegel, schimmernde schwarze Ebenholzwürfel, braune Mahagonispiralen, weiße Eschekronen und grüne Wacholderkugeln. Das Einzige im Tunnel, das gleich blieb, war das

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