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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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aus wie die Feuerleute auf dem Wandbild, bis auf eine Einzelheit: Dieser Mann trug einen Kranz aus goldenen Blättern auf dem Kopf, fast wie eine Krone. Sein strenger Mund und das kantige Kinn gaben ihm ein sehr zielbewusstes Aussehen – aber was, fragte sich Tamwyn, könnte dieses Ziel gewesen sein? Von orangen Flammen umgeben, die an seiner muskulösen Brust und den Flügeln leckten, starrte der Mann auf ihn herunter mit Augen, die so tiefbraun waren wie die von Gwirion und so wild wie die von Scree.
    Aber das war kein Adlermann. Das war ein ganz anderer.
    Gerade da hörte Tamwyn draußen Stimmen. Wütende Stimmen. Sie steigerten sich rasch zu Schreien.
    Wie das klang, gefiel Tamwyn ganz und gar nicht. Seine Blicke schossen durch den Raum auf der Suche nach etwas, das er als Waffe benutzen könnte. Aber er hatte nichts als seinen Stab und einen zerbrochenen Dolch – und sehr wenig Kraft.
    Die Tür neben dem Tisch flog auf. Sie schlug so fest gegen die verbrannte Wand, dass ein Stück des Fliesenrahmens hinunterfiel und zersplitterte. Tamwyn streckte sich gerade nach einer der messerscharfen Scherben, als zwei Männer hereinstürmten. Männer mit rauer brauner Haut, Lendentüchern und zerfetzten Flügeln, genau wie Gwirion!
    Obwohl sie eine Sprache gebrauchten, die knisterte undzischte wie harzige Fichte im Feuer, verstand Tamwyn sie mühelos.
    »Töte ihn, sage ich! Beende seine Geschichte hier und jetzt.«
    »Nein, nein, Ciann. Warte bis zum hohen heiligen Tag! Er ist ein großes Ungeheuer, der da. Er wird das richtige Opfer sein.«
    »Von wegen richtig, du Narr! Das ist nur der goldene Kranz.«
    »Und wann hatten wir zum letzten Mal einen von denen? Das weiß nur Dagda! Es muss in der Zeit gewesen sein, bevor meine Großmutter die erste Geschichte erzählte. Ich sage, wir bewahren ihn auf bis zur Zeremonie, dann verbrennen wir ihn lebendig.«
    »Tot genügt! Töte ihn jetzt, bevor er stark genug wird, zu fliehen. Dann
. . .
«
    Als die rindenhäutigen Männer nach Tamwyn greifen wollten, zwang er sich zum Aufsetzen, den Rücken lehnte er an die Wand. Ihm war schwindlig, er sah nur unscharf, aber er änderte seine Haltung nicht. Er schwang die Fliesenscherbe und brüllte: »Bleibt weg von mir! Weg!«
    Jemand schlug ihm hart auf die Schulter. Tamwyn holte mit seiner behelfsmäßigen Klinge aus. Einer der Männer schrie vor Schmerz. Dann brüllte eine neue Stimme und es gab ein Handgemenge. Etwas traf Tamwyn am Kinn. Er rutschte auf die Seite und die Fliese fiel ihm aus der Hand.

26
Seelenfeuer
    T amwyn strengte sich an, die Augen zu öffnen. Die Lider kamen ihm schwer vor, zu schwer zum Bewegen. Aber er versuchte es trotzdem.
    Bevor es ihm gelang, wusste er jedoch, dass er noch im selben Raum lag. Er konnte den Rauch riechen, wie die Erinnerung an tausend alte Kochfeuer. Und er konnte unter den Händen die Kohlestaubschichten auf den Fliesen fühlen. Aber jetzt spürte er wenigstens, dass die Männer verschwunden waren.
    Wer mochten sie sein? Und warum wollten sie ihn töten?
    Endlich schlug er die Augen auf. Gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass sich eine massige, verschwommene Gestalt über ihn beugte! Und näher kam
. . .
    Mit aller Kraft versuchte er sich aufzusetzen. Mit einer Hand tastete er blind nach der messerähnlichen Scherbe, während er die andere verzweifelt auf den Boden stemmte. Doch die Arme zitterten und der Kopf schien vor Schmerz zu platzen. Nebel verdunkelte ihm die Sicht. Mit einem dumpfen Geräusch fiel er zurück auf die Fliesen.
    Die Gestalt beugte sich tiefer.
    Tamwyn versuchte den Kopf zu heben oder eine Hand. Aber sie lagen auf dem rußigen Boden wie Bleiklötze. Er war hilflos.
    Jetzt war die Gestalt direkt über ihm und starrte auf ihn herunter.
    »Versuch nicht, dich zu bewegen, Menschensohn. Du bist noch zu schwach. Obwohl du gerade die Kraft gefunden hast, zu kämpfen.«
    Diese Stimme
, dachte Tamwyn.
Ich kenne diese Stimme.
Er bemühte sich, den Blick zu konzentrieren. »Gwirion!«
    »Ja, mein Freund.«
    »Du! Ich dachte, du wärst tot. Deine Wunden
. . .
«
    »Unsereiner heilt schnell – zumindest gilt das für Wunden des Fleisches.« Er runzelte die Stirn. »Trotzdem waren alle Fähigkeiten meiner Frau Tulchinne nötig, um mich wiederherzustellen. Und ebenso eine gewisse Zeit: Was du zwei ganze Tage nennen würdest, ist vergangen, seit wir herkamen.«
    »Zwei Tage?«
    Gwirion rieb sich den kahlen Kopf. »Ja.«
    »Diese Männer«, sagte Tamwyn beunruhigt. »Sie wollten
. .

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