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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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der Zeit des großen Lichts – ging es meinem Volk sehr gut. In den Höhlen von Avalons Stamm bauten wir großartige Städte aus farbigen Fliesen, die mit der Hitze unserer eigenen Flammen gebrannt waren. Wir wagten uns weit weg vom Mittelreich, zu den Sternen und zu den Wurzeln, meistens allerdings indie Wurzelreiche. Es war mein Volk, das in Schattenwurzel das erste Licht leuchten ließ.«
    Trotz seiner Schmerzen hob Tamwyn den Kopf. »Doch nicht in der versunkenen Stadt des Lichts?«
    »Doch.« Ein schwacher Feuerglanz von weit her schimmerte in Gwirions Augen. »Wir brachten dem Land Licht, indem wir Tausende von Fackeln in den Straßen und Gebäuden anzündeten. Und wir brachten Licht in die Herzen der Leute dort, indem wir alle Geschichten, die wir kannten, mit ihnen teilten und sie lehrten, das Gleiche zu tun. Wir bauten ihnen sogar eine große Bücherei, in der sie alle ihre Bücher und Landkarten aufbewahrten.«
    Er hielt inne und schwelgte in der Vorstellung von dieser Stadt. »Wir nannten sie Dianarra, Stadt der gesunkenen Sterne, denn es sah so aus, als hätten wir das Licht von hoch oben in die dunkelsten Tiefen getragen.«
    Er schaute an Tamwyn vorbei auf die versengte Wand und irgendwo dahinter. »Jahre später löschten, wie du wissen wirst, die dunklen Elfen diese Lichter. Dann erwies sich, dass die Stadt den passenden Namen hatte, denn das Licht war wirklich gesunken. Aber inzwischen war auch mein Volk tiefer gesunken, in Dunkelheit und Niedergang. Unsere größten Geschichten waren fast vergessen.«
    »Was war geschehen?«
    Düster kräuselte Gwirion seine zerfetzten Flügel, dann pfiff er ein paar traurige Töne. »Unsere Größe wurde zu Hab- und Machtgier. Wir glaubten, manchmal zu Recht, aber immer unduldsamer, dass unsere Lebensweise der anderer überlegen sei. Wir drängten unsere Sitten und unserenWillen Völkern überall im Mittelreich auf. Wenn sie sich dagegen aufzulehnen wagten, verbrannten wir ihre Häuser, ihre Ernten
. . .
und manchmal sogar ihre Kinder. Denn wir sagten uns, dass nur wir
das Richtige
wussten; nur wir verstanden
das Gute

    Er seufzte. »Zur gleichen Zeit betrachteten wir den großen Baum als unser Land, unseren Besitz, den wir ausbeuten und benutzen konnten, wie es uns beliebte. Wir wurden verschwenderisch, zerstörerisch, kurzsichtig. Wir brannten Wälder ab, um Land zu roden, auf dem unsere gefangenen Tiere weiden konnten, selbst wenn dadurch Luft und Wasser verschmutzt wurden. Dann zogen wir zu anderen Wäldern und machten das Gleiche, immer wieder. Und stets, vergiss das nicht, im Namen des
Richtigen
und
Guten
. Wir vernichteten sogar die Bäume, auf denen unsere kostbaren goldenen Kränze wuchsen, das Symbol unserer höchsten Bestimmung! Mit der Zeit machten die Ayanowyn aus einem großen Teil des Mittelreichs eine Wüste.«
    Gwirions Stimme verlor das Sprühen und Lodern von Flammen und fing an zu zischen wie glühende Kohle, die mit Wasser gelöscht wird. »Die größte Wüste befand sich jedoch in uns.«
    Er schlug sich auf die Brust. »Und so brannten unsere Seelenfeuer herunter, bis sie ganz ausgingen. Jetzt brennen wir nicht mehr, wir schwelen nur noch. Wir geben kein Licht. Sogar unsere Flügel sind geschrumpft, so dass wir nicht mehr fliegen können!«
    Traurig schüttelte er den Kopf. »Heute erfindet mein Volk keine neuen Geschichten von weisen Entscheidungenund heroischen Taten. Wir wiederholen nur die Erzählungen von altem Ruhm, an die wir uns noch erinnern, obwohl wir wissen, dass solche Zeiten nie mehr kommen werden. Es sei denn
. . .
«
    »Es sei denn?« Tamwyn stützte sich auf den Ellbogen, dann setzte er sich langsam auf. Er sah Gwirion in die tiefbraunen Augen. »Ihr müsst noch Hoffnung haben.«
    Der Geflügelte zuckte die Achseln. »Hoffnung ist ein Funke, der im Wind verweht. Wenn er nicht bald Anfeuerholz findet, das er verbrennen kann, geht er für immer aus.«
    »Aber du hast gesagt,
es sei denn

    Gwirion zögerte lange, bevor er antwortete. »Es gibt eine Prophezeiung, die letzte Vision der letzten Seherin unseres Volkes. Sie hieß Mananaun und sie starb erst kürzlich, vor nur achtzig Flammen. Sie prophezeite, dass die Ayanowyn eines Tages die Weisheit der Herzen und Kraft der Flügel wiedergewinnen würden. An diesem Tag würden wir aus der Dunkelheit fliegen, die wir selbst für uns geschaffen haben
. . .
und zurück ins Licht.«
    Jenes Bild!
Tamwyn erinnerte sich an das aufregende Bild von Gwirions Volk, das in einen helleren

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