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Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore

Titel: Der Zauber Von Avalon 02 - Im Schatten der Lichtertore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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angefacht werden.«
    Tamwyn sah nachdenklich diesen rauhäutigen Mann an, der zugleich so traurig und so selbstsicher wirkte. Trotz seiner Zweifel machte ihm etwas in Gwirions Worten ein wenig Hoffnung.
    Jetzt beugte sich der Geflügelte vor. »Was war deine Arbeit bei deinen Leuten?«
    »Am liebsten führte ich Reisende durch die Wildnis.«
    »Ah, du bist also ein Forschungsreisender wie Angus Oge?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber mein Vater
. . .
« Plötzlich hielt er inne. »Gwirion, sind je andere Menschen durch dieses Land gekommen?«
    Nachdenklich rieb sich Gwirion die raue Haut am Hals. »Einmal, und nur einmal.«
    Tamwyns Augen leuchteten. »Erzähl mir davon.«
    »Es war vor vielen Flammen. Nach menschlichen Jahren gerechnet schätze ich fast zwanzig. Ein Mann kam durch dieses Dorf – der letzte Überlebende, sagte er, seiner Gruppe. Die anderen waren bei einem schrecklichen Angriff der Termiten, vieler Termiten, ums Leben gekommen. Er hatte, sagte er, nur durch seine Fackel überlebt.«
    Tamwyn fuhr hoch. Er wäre aufgesprungen, wenn er die Kraft dazu gehabt hätte. »Das war Krystallus«, erklärte er. »Mein Vater.«
    Gwirion richtete die braunen Augen prüfend auf ihn. »Ja, ich sehe jetzt die Ähnlichkeit. Auch wenn seine Haare grau waren und deine schwarz sind, erkennt man die Verwandtschaft in euren Gesichtern. Und in euren Seelenfeuern. Denn er war sehr tapfer und sehr stolz. Er war verletzt, wollte aber unsere Hilfe nicht annehmen. Und er war auf dem Weg, sagte er, zu den Sternen! Ich erklärte ihm, dass es schrecklich gefährlich, sogar tollkühn wäre, obwohl ich ihn insgeheim um seine Kühnheit beneidete.«
    Tamwyn schwoll das Herz bei diesen Neuigkeiten. »Dann wirst du mir gegenüber das Gleiche empfinden. Denn auch meine Suche gilt dem Weg zu den Sternen. Und ich will diejenigen wieder zum Leuchten bringen, die verdunkelt worden sind.«
    Gwirion stieß einen erstaunten Pfiff aus. »Du gleichst deinem Vater nicht nur im Gesicht, die Verwandtschaft reicht weitaus tiefer.«
    »Weißt du«, fragte der junge Mann gespannt, »in welche Richtung er ging?«
    »Ja, und ich werde es dir zeigen. Das heißt, wenn du gesund genug bist, um zu gehen.«
    Tamwyn versuchte, sich auf die Füße zu stemmen, aber die verletzte Hüfte reagierte mit heftigen Schmerzen. Stöhnend fiel er zurück auf den verkohlten Fliesenboden. Eine Rußwolke stieg auf und legte sich dann auf seine zerrissenen Leggings.
    Schwach schüttelte er den Kopf. »Ich wollte, ich könnte jetzt gehen.«
    »Ja, mein Freund, ich weiß. Aber du wirst bald so weit sein.« Gwirion kniff die Augen zusammen. »Du
musst
bald so weit sein.«
    Tamwyn neigte fragend den Kopf.
    »In nur dreizehn Flammen – weniger als eine Woche nach eurer Zeitrechnung – ist unser hoher heiliger Tag, den wir Wynerria oder Feuer des Glaubens nennen. Er erinnert an den Tag, an dem Ogallad in diesem Land ankam.«
    Er machte eine Pause, sein Gesichtsausdruck wurde wehmütig. »In den alten Zeiten, als der Ruhm meines Volkesso groß war wie die Zahl seiner Angehörigen, war Wynerria die großartigste Feier des Jahres. Überall brannten Freudenfeuer in großen Eisenholzherden, damit der große Baum nicht Schaden nahm. Geschichten wurden erzählt und Bilder gemalt und alle nahmen Teil an der Musik. Auf dem Höhepunkt der Feierlichkeiten wurde einer der goldenen Kränze – von denen es viele in unseren Wäldern gab – in die Flammen geworfen zum Zeichen von Dagdas immerwährendem hellen Glanz.«
    »Gibt es dieses Fest immer noch?«
    »Nur als seine eigene Asche, fürchte ich. Heute hat sich unsere Zahl so verringert, dass nur dieses kümmerliche kleine Dorf noch übrig ist. Statt der großen Feier, die wir einst hatten, gibt es lediglich bedeutungslose Rituale. Und seit der letzte goldene Kranz verschwunden ist, haben ein paar Dorfbewohner – geführt von diesem Dummkopf Ciann, der dich angegriffen hat – angefangen, lebende Geschöpfe als Opfer für Dagda zu verbrennen. So ist die Bedeutung des Tags völlig verloren gegangen. Der Dagda, an den ich glaube, wünscht sich Leben, nicht Tod zu seiner Ehre! Wir haben uns sonderbar entwickelt, von Feuerengeln – zu gefallenen Engeln.«
    Tamwyn schluckte, aber die Süße seines magischen Wassers schmeckte er nicht mehr. Der Kohlegeruch in dieser Hütte schien stärker zu werden. »Sie wollten also mich zum Opfer machen.«
    Bedrückt nickte Gwirion. »Deshalb musst du fort von hier, sobald du gesund genug bist, um zu gehen.

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