Der Zauber von Avalon 03 - Die ewige Flamme
gerade gefragt«, brummte der Maryth.
Wieder verging Zeit in der Stille. Schließlich meldete sich Grikkolo wieder. »Ich glaube, dass sie vorbeigegangen sind. So sehr Gobsken auch trödeln, wenn sie können, und stehen bleiben, um miteinander zu streiten, jetzt sollten sie weit weg sein.«
»Wirklich?« Elli war es zumute, als hätte sich ein großer Gobskenstiefel nach einem Tritt endlich von ihrer Brust gehoben. »Können wir weiter?«
»Ja, wir können gehen.«
»Einen Augenblick!«, sagte Nuic. »Wenn wir jetzt wieder sicher sind, wenigstens im Moment, dann möchte ich etwas tun. Mit einem Kristall.«
»Willst du mein Amulett?«, fragte Elli. »Warum?«
»Nicht mit deinem Kristall, du hohlköpfiges Mädchen. Mit
diesem
Kristall.«
Und das Schmuckstück auf seiner Brust blitzte mit grünem Licht auf. Von der plötzlichen Helligkeit überrascht,zuckte Grikkolo zusammen und legte die Hand über die großen Augen. Doch Sekunden später betrachtete er den Juwel aus den Augenwinkeln. Nach den Beschreibungen in Büchern hatte er ihn erkannt.
»Der Galator«, sagte der alte Elf voller Verwunderung.
»Das stimmt.« Nuic beugte sich vor und schaute in den leuchtenden grünen Kristall. »Es ist an der Zeit, dass ich mir jemanden anschaue.«
Nuic konzentrierte sich angestrengt und schaute auf den Juwel, während sich seine Haut in tiefstes Grün färbte. Plötzlich erschienen weitere Farben in dem Kristall, sie wirbelten wie ein Strudel in den Regenbogenmeeren. Die Farben fingen an zu verschmelzen und formten ein Bild in der Mitte des Juwels. Es war eine ältere Frau, deren silberne Locken auf den Schal um ihre Schultern fielen. Winzige Leuchtfliegen huschten um sie herum und strahlten so hell wie ihre graublauen Augen.
Rhia
, dachte Elli. Sie sah Nuic an, wie er auf das Bild dieser Frau starrte, deren Maryth er vor so langer Zeit gewesen war. In seinen tiefvioletten Augen erkannte sie eine unmissverständliche Regung: Liebe. Sie musste lächeln, denn so sehr Nuic auch immer versuchte, seine Gefühle unter einem Schild der Verdrießlichkeit zu verbergen, so waren sie doch eindeutig da.
Rhia, bemerkte Elli, sah viel zerbrechlicher aus als bei ihrem Abschied im Wald von El Urien.
Es liegt am Kristall. Als Rhia mir den Kristall aus Élano gab, trennte sie sich damit von der Kraft, die sie jünger hielt, als es ihrem Alter entsprach.
Sie biss sich auf die Lippe.
Ich kann nur hoffen, dass ich letzten
Endes ein so kostbares Geschenk verdient haben werde. Und ein so kostbares Vertrauen.
Elli hatte eine Idee, die ihre Stimmung ein wenig aufhellte. Wenn das alles vorüber war und sie irgendwie überlebte, würde sie Rhia den Kristall zurückgeben! Ja, so würde sie ihr am besten danken und ihr Vertrauen erwidern.
Das Bild veränderte sich, es zog sich zurück und gab eine größere Ansicht frei. Rhia kniete neben einer anderen älteren Frau und streichelte sanft ihre Stirn. Hohepriesterin Coerria.
Ellis Blick verschwamm, als sie Coerrias hingestreckte Gestalt betrachtete. Licht schimmerte auf dem langen weißen Haar und dem eleganten Gewand aus Spinnenseide, dessen Schönheit Elli jedes Mal den Atem nahm. Aber Coerrias Augen, so blau wie der blauste Alpensee, waren nicht zu sehen, sie waren geschlossen.
Lebt sie?
Elli starrte konzentriert auf das Bild, doch sie konnte es nicht erkennen.
Abrupt verblasste das Bild. Der Galator blitzte wieder grün, dann wurde er dunkel. Die ewige Nacht von Schattenwurzel kam zurück und füllte die Felshöhle so völlig wie das Reich draußen.
Elli fühlte sich elend und war sicher, dass es Nuic ebenso ging. Doch als sich Grikkolo im Finstern meldete, erkannte sie, dass er etwas anderes empfand: Verwirrung.
»Ich verstehe das nicht«, sagte der alte Elf. »Ich habe niemanden gesehen. Ihr aber offenbar schon. Ich dachte, der Galator …«
»… kann dir Leute zeigen, die du liebst«, ergänzte Nuic. »Diese Liebe ermöglicht es dir, sie zu sehen, doch nie mit ihnen zu sprechen, weil keine Liebe so mächtig ist.«
»Ah, jetzt fange ich an, das zu verstehen. Diese Person, die ihr gesehen habt, ist vermutlich jemand, den ich nicht kenne und schon gar nicht liebe. Aber es muss jemand sein, den
ihr
liebt, stimmt das?«
»Hmmmpff. Wenn ich sie nicht gerade umbringen will, ja.«
Grikkolo sah überrascht und kurz auch ratlos aus. Dann fragte er neugierig: »Glaubst du, ich könnte den Galator vielleicht selbst benutzen? Es gibt ein Wesen, das ich sehr gern sehen würde, es
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