Der Zauber von Savannah Winds
wenn du nicht einverstanden bist, aber so ist es nun mal.«
Bethany brach in lautes Schluchzen aus, dem sie anscheinend keinen Einhalt gebieten konnte – als sei ein Damm gebrochen. Ihre Welt lag in Trümmern, und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie dagegen tun sollte.
Melanie nahm ihre Mutter in den Arm und drückte das Gesicht an Beths Wange. »Ich habe noch immer vor, zur Uni zu gehen, nur nicht in diesem Jahr.« Sie hockte sich neben den Stuhl und ergriff Bethanys Hände. »Ich habe meinen Traum, Tierärztin zu werden, nicht aufgegeben, aber ich muss zuerst ein bisschen vom Leben haben. Bitte, hör auf zu weinen, Mum!«
»Und wenn ich das nicht tue? Wird das was daran ändern?«
Melanie schüttelte bedauernd, aber entschlossen den Kopf. »Wir brechen Ende des Monats auf. Die Jungs haben schon Jobs in einem Scherschuppen in West Wyalong organisiert, und die Frau des Betriebsleiters braucht Hilfe in der Küche.«
»Ein Scherschuppen? O Mel – und ich wollte eine besondere Party zu deinem achtzehnten Geburtstag organisieren«, schluchzte Bethany. »Ich habe den Gemeindesaal reserviert, den Kuchen und alles andere schon geplant.«
»Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Mum«, schmeichelte Mel. »Ich brauche keine Partys in Gemeindesälen.« Sie lächelte, ihre Miene hellte sich auf, und sie sah auf einmal sehr jung aus. »Gib mir deinen Segen, Mum, und ich verspreche dir, wenn ich zurückkomme, mache ich einen erstklassigen Abschluss und werde die beste Tierchirurgin von Queensland.«
Bethany schloss ihre Tochter in die Arme. Die Traurigkeit war ein tiefer Schmerz. Ihr kleines Mädchen ging von zu Hause fort – hinaus in die große weite Welt, wo alle möglichen Gefahren lauerten – , und sie konnte es beim besten Willen nicht davon abhalten.
Allmählich schlossen sie einen brüchigen Frieden, und Bethany versuchte tapfer zu sein, die Tränen zu unterdrücken und die schreckliche Leere zu füllen, die sie spürte, als Melanie ihr eine Stunde später fröhlich zum Abschied zuwinkte. Nachdem das Geräusch des Motorrollers verhallt war, stand Bethany noch lange auf der Schwelle, bevor sie langsam die Tür schloss und die Stille des verwaisten Hauses sie gefangen nahm.
Mitten in der Küche bemerkte sie die Notiz, die Clive mit einem Magneten an der Kühlschranktür befestigt hatte: Er werde spät nach Hause kommen – er wolle mit seinen Golffreunden zu Abend essen, um den Gewinn irgendeines Cups zu feiern.
Das war zu viel. Bethany sank auf den Stuhl, verbarg das Gesicht in den Händen und ließ die niederschmetternden Empfindungen zu, die sie nicht länger leugnen konnte: Sie hatte versagt, und sie war einsam.
Zu Hause hatte Fleur festgestellt, dass Greg weder zurückgekehrt war, noch eine Nachricht hinterlassen hatte. Sie rief auf seinem Handy an, doch sofort meldete sich die Mailbox. »Hi«, sagte sie zaudernd, »wenn du das hier abhörst, kannst du mich dann bitte anrufen? Bitte, komm nach Hause, Greg! Wir müssen reden.«
Sie machte sich ein Sandwich, merkte, dass sie keinen Appetit hatte, und ließ es stehen. Sie schenkte sich ein Glas Wein ein, nahm es mit auf die Terrasse und ließ die Tür offen, damit sie das Telefon hörte, sollte Greg zurückrufen. Die Hitze des Tages war einer milden Luft gewichen, und als es dunkel wurde und die Lichter von Brisbane unter ihr funkelten, versuchte Fleur, sich nicht über Gregs lange Abwesenheit zu ärgern.
Höchstwahrscheinlich war er noch wütend auf sie, aber ihm musste doch klar sein, dass sie das Thema nicht einfach ignorieren und so tun konnten, als sei nichts gewesen? Sie mussten reden – sich Zeit nehmen, um dem anderen wirklich zuzuhören und eine Art Einvernehmen zu erreichen. Doch es war deutlich geworden, dass er auf keinen Fall Kinder haben wollte, und das flößte ihr Angst ein. Wenn es keinen Kompromiss geben könnte, steckten sie in einer Sackgasse.
Sie ging wieder hinein, als die Rathausuhr sieben schlug. Der Tag hatte sie ausgelaugt, und Gregs Schweigen bedeutete wohl, dass er auch an diesem Abend nicht vorhatte, nach Hause zu kommen.
Gerade als sie das Licht gelöscht hatte, brummte die Gegensprechanlage. Stirnrunzelnd meldete sie sich. »Ja?«
»Ich bin’s, Mel. Kann ich raufkommen?«
Fleurs Stimmung sank noch mehr, als sie den Türöffner drückte und auf den Aufzug wartete. Melanie hatte weinerlich geklungen, und Fleur wusste nicht, ob sie noch mehr Katastrophen bewältigen könnte.
Die Tür flog auf, und Melanie warf sich
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