Der Zauber von Savannah Winds
und zufrieden mit dem, was du hast?«
»Ich habe mich schon gefragt, wann du sie zur Sprache bringen würdest«, knurrte Mel. »Liebling Angela – meine große Schwester, die sich nie einen Fehltritt geleistet hat – , dein kleiner Liebling.«
»Sie ist nicht mein Liebling. Ich ziehe niemanden vor, und das weißt du auch«, entgegnete Bethany und schnäuzte sich die Nase. »Aber gerechterweise muss man sagen, dass sie ohne Murren zur Uni gegangen ist und von da aus direkt ins Krankenhaus.«
»War ja klar.« Mel klang verbittert.
»Warum hast du mich nicht vorgewarnt, dass du solche Pläne hast?«
Melanie trat zu ihrer Mutter und schaute sie finster an. »Ich wollte es dir sagen, aber ich wusste, wie du reagieren würdest, und habe es nicht über mich gebracht.« Sie funkelte ihre Mutter an. »Schau mich nicht so an! Ich kann nichts dafür, dass du zu viel von mir erwartest. Ich bin nicht so perfekt wie Angela; ich musste dich zwangsläufig irgendwann enttäuschen. Wahrscheinlich war es das Beste, es jetzt zu tun, damit du später nicht enttäuscht wirst.«
»Nein.« Bethany streckte eine Hand aus, doch ihre Tochter schüttelte sie ab. »Du hast mich nicht enttäuscht – nur beiseitegestoßen. Ich will nur dein Bestes, und … «
»Dann solltest du respektieren, dass ich alt genug bin, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich werde reisen, Mum, und damit basta.«
Bethany betrachtete ihre Tochter und spürte erneut einen schmerzhaften Stich. Fleur hatte gesagt, Mel müsse herausfinden, wer sie sei und wohin sie gehöre – aber das bedeutete doch bestimmt nicht, alles zu opfern, wofür sie so hart gearbeitet hatte? Ein hässlicher Zweifel nistete sich ein. »Hast du mit Fleur darüber gesprochen?«
Melanie schüttelte den Kopf. »Ich wollte, aber Fleur hatte zu viel zu tun. Im Übrigen geht das nur uns beide an.« Sie verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. »Aber ich gehe, ob du es gut findest oder nicht. Daher spielt es eigentlich keine Rolle, oder?«
Bethany hatte genug. Sie ballte die Fäuste. »Und ob das eine Rolle spielt! Ich verbiete dir wegzugehen.«
»Die Jungs waren auch unterwegs«, entgegnete Mel.
»Bei Jungs ist das was anderes.«
»Das ist einfach ungerecht«, erwiderte Mel mit unheimlicher Ruhe. »Ich will mehr als das hier.« Mit einer ausladenden Handbewegung wies sie auf das saubere Vorstadthaus. »Ich bin nicht wie du oder Angela; die glücklichen Hausfrauchen, die nicht mehr im Kopf haben als das Abendessen für ihre Männer und den Fischpreis. Es ist mein Leben, Mum, und ich werde es leben, wie ich das will.«
In ihrer Verwirrung hatte Bethany das Gefühl, in einem Strudel zu stecken, aus dem es kein Entrinnen gab. »Wenn du auch nur einen Funken Reife zeigen würdest, könnte ich dir zugestehen, dass du nicht ganz unrecht hast. Offensichtlich hast du das aber nicht richtig durchdacht. Reisen erfordert Zeit, Geld, Mühe und Transportmittel – und der Motorroller da draußen schafft es allenfalls bis Mooloolaba.«
»Wir leihen uns ein Wohnmobil vom Dad meines Freundes. Es ist gut in Schuss, und wir werden arbeiten, damit wir uns etwas zu essen und das Benzin leisten können.«
»Ihr werdet wie Wanderarbeiter leben und an Orten schuften, an denen ein anständiges Mädchen sich nicht blicken lassen sollte.« Beth unterdrückte die Tränen. »Ich habe die Zeitungen gelesen, Mel. Ich weiß von den schrecklichen Dingen, die jungen Mädchen da draußen zustoßen können. Bitte, geh in dich und denke darüber nach, bevor du dich da hineinstürzt.«
»Im Ernst, ich verstehe nicht, worüber du dir Sorgen machst. Dad wird erleichtert sein, wenn ich ihm aus dem Weg bin – sofern er überhaupt merkt, dass ich nicht mehr da bin. Und du wirst die Freiheit haben zu tun, was du willst, wenn du uns erst vom Hals hast.«
Aber ich werde Zeit am Hals haben, dachte Bethany, und Clive wird einfach so weitermachen, als hätte sich nichts geändert. Sie versuchte, das Kriegsbeil zu begraben. »Kenne ich die Leute, mit denen du reisen willst?«
»Die meisten sind vom College«, antwortete Mel ausweichend. »Daher wohl eher nicht.«
»Sind auch Jungs dabei?«
»Großer Gott, spielt das eine Rolle?«
»Ich habe dich dazu erzogen, deinen Körper zu achten, Melanie. Ich hoffe, die Schlafgelegenheiten sind … «
Melanie sackte in sich zusammen, als habe ihr Kampfgeist sie plötzlich verlassen. »Ich kann so nicht weitermachen, Mum. Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe, und es tut mir leid,
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