Der Zauber von Savannah Winds
ihrer Tasche. Als er sie erblickte, riss er die Augen weit auf und wurde leichenblass. »Natürlich wirst du nicht wissen, was in den meisten steht, weil du nicht mal den Anstand besessen hast, sie auch nur zu lesen, bevor du sie zurückgeschickt hast.«
Sie zog die Briefe aus dem Stapel, die wirklich wichtig waren, und hielt sie hoch. »Aber«, fügte sie hinzu, »was in diesen hier steht, weißt du wohl genau, oder?«
»Ich habe keine Ahnung, was du meinst«, polterte er.
»Das glaube ich doch«, erwiderte sie, »aber wenn dein Gedächtnis so schlecht ist, lese ich sie dir gern vor.«
»Gib sie mir!«, forderte er heiser, bemüht, sich aus dem Sessel zu stemmen. Sein Gewicht und der Whiskey, den er getrunken hatte, brachten ihn jedoch ins Straucheln. »Du hattest nicht das Recht, diese Briefe zu lesen. Sie waren persönlich und gingen nur mich und Annie etwas an.«
»Aber sie betrafen mich – und meine Mutter. Ich hatte jedes Recht dazu.«
»Du weißt doch gar nicht, wovon du sprichst, Mädchen«, dröhnte er.
»Dann lass mich klarstellen, dass ich genau weiß, wovon ich rede.« Sie hielt den ersten Brief von Annie an Don in die Höhe. »Annie schreibt, ihre Patentochter Selina sei zu ihren Eltern zurückgekehrt – entfernten Nachbarn von Annie – und habe offensichtlich Angst, du könntest sie verfolgen.«
»Das ist alles Bockmist«, bellte er. »Ich habe dieser Frau nicht mal ein Haar gekrümmt.«
»Mag sein, dass du sie nie wirklich geschlagen hast, aber du hast sie verbal und mental misshandelt. Am Ende hat sie den Mut aufgebracht, dich zu verlassen – möglichst weit wegzulaufen und mich mitzunehmen.«
»Sie hatte kein Recht, das zu tun, vor allem nicht zu Annie zu gehen. Die wusste verdammt gut, dass ich mich nicht damit abfinden würde.«
»Aber wir waren nicht bei Annie«, fuhr sie ruhig fort. »Sie hatte einen Platz gefunden, an dem sie glaubte, in Sicherheit zu sein – einen Ort, an dem meine Mutter ohne Angst auf mich aufpassen konnte.« Sie betrachtete ihren Vater voller Abscheu. »Aber du musstest haben, was deiner Meinung nach dir gehörte. Dir hat der Gedanke keine Ruhe gelassen, dass meine Mutter dich übervorteilt hatte – noch dazu mit Hilfe deiner Schwester. Wie wütend du gewesen sein musst! Wie rachsüchtig.«
Sie nahm den Brief, den er an Annie geschrieben hatte. »Es steht alles hier drin«, sagte sie. »Deine Gehässigkeit, dein Zorn darüber, dass Selina bei Annie Hilfe gesucht hat. Und kaum ein Wort über mich – nur die Aufforderung, das zurückzugeben, was dir gehörte.«
»Niemand nimmt mir etwas weg«, knurrte er. »Die Schlampe musste erfahren, dass ich nicht tatenlos zusehe, wenn man mich als verdammten Narren hinstellt.«
»Daher hast du einen Privatdetektiv angeheuert.« Ihre leise Stimme klang traurig. »Er hat nicht lange gebraucht, um uns zu finden, nicht wahr? Savannah ist menschenleer, und eine alleinstehende Frau mit Kind wird bald zur Zielscheibe von Gerüchten und Vermutungen – vor allem, da die Eltern meiner Mutter noch in der Gegend lebten.«
»Ich habe nur getan, was ich für das Beste hielt«, fuhr er sie an. »Deine Mutter war psychisch labil und überhaupt nicht in der Lage, auf dich aufzupassen. Ich habe dich vor einem schlimmen Schicksal bewahrt, Fleur. Du solltest mir dankbar dafür sein.«
Sie fuhr fort, als habe er nichts gesagt. »Bewaffnet mit der Information des Privatdetektivs und in Begleitung einer deiner zahlreichen Freundinnen bist du dorthin gefahren. Du hast gewartet, bis es dunkel war, und dir dann gewaltsam Zutritt zum Haus verschafft. Ich habe geschrien, meine Mutter hat geschrien, aber du hast sie beiseitegestoßen. Es hat dich nicht gekümmert, dass sie gefallen ist und sich den Kopf angeschlagen hat. Du hast mich aus meinem Kinderbett gezerrt und bist verschwunden.« Ihr Lächeln war kalt. »Ich hoffe, ich habe die ganze Strecke bis Brisbane weitergeschrien«, sagte sie, »denn der Gedanke, dass auch nur einer von euch eine angenehme Reise hatte, gefällt mir nicht.«
Don wandte den Blick ab, doch Fleur bemerkte, dass seine Hand zitterte, als er versuchte, sich erneut Whiskey einzuschenken. »Du hast immer geschrien«, murmelte er. »Ein quengeliges Balg, das die Kindermädchen, die ich eingestellt habe, immer zum Wahnsinn getrieben hat. Beth war die Einzige, die dich ruhig halten konnte.«
Fleur beachtete seinen Kommentar nicht und fuhr fort. »Als ich klein war, hast du behauptet, meine Mutter sei tot«, sagte sie, und
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