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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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dein Volk erlangt und zeigst nicht die Absicht, dich zu ändern. Ich selbst vertrete die Meinung, daß zur Erhaltung einer Machtposition nicht immer Mord und Totschlag gehören müssen. Du bist für meinen Geschmack zu blutrünstig. Man kann Macht und Ruhm auch erlangen, ohne jemanden in den Rücken zu stechen.«
    Er machte eine Pause und trat einen Schritt zurück. Seine Augen hatten einen gnadenlosen Glanz, als er mit kalter Stimme weitersprach:
    »Genug davon. Willst du mir nun die Kugel zurückgeben, oder ziehst du es vor, zu hängen?«
    Czinczar hob die Schultern. Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt. Mit logischem Verstand hatte er seine Chancen genau ausgerechnet, und er wußte, daß Clane ihn nicht töten würde, bevor er das Versteck der Kugel erfahren hatte.
    »Ich weiß nichts davon«, sagte er ruhig. »Ich habe die Kugel nicht. Bis zu diesem Augenblick wußte ich noch nicht einmal, daß sie gestohlen wurde. Was sind das übrigens für Pläne, die du mir unterbreiten wolltest? Ich bin sicher, daß wir zu einer Einigung kommen können.«
    »Bevor ich die Kugel nicht zurückbekomme, gibt es keine Einigung zwischen uns. Du scheinst davon überzeugt zu sein, daß ich es nicht wagen werde, den Mann zu hängen, der sie im Augenblick, wenn auch unrechtmäßig, besitzt. Nun, ich werde dir das Gegenteil beweisen. Kannst du allein die Stufen emporsteigen, oder benötigst du Hilfe?«
    Czinczar wußte, daß er kein wirksames Gegenargument mehr vorbringen konnte, und so drehte er sich wortlos um und stieg die wenigen Stufen hinauf. Er wartete nicht auf den Henker, sondern streifte sich selbst die Schlinge über den Kopf. Trotz seines Selbstvertrauens war er jetzt doch bleich im Gesicht. Die erstaunliche Karriere Czinczars, des absoluten Herrschers über die Barbaren auf Europa, sollte also nun ein Ende nehmen.
    Er sah, wie Clane einem Offizier zuwinkte, der daraufhin neben dem Delinquenten Aufstellung nahm. Seine Hand lag auf dem Hebel, der die Falltür unter den Füßen des Verurteilten öffnen würde. Abwartend sah er auf Clane, der den rechten Arm erhoben hatte.
    Der Mutant richtete sein Wort noch einmal an den Barbarenführer:
    »Deine letzte Chance, Czinczar: die Kugel oder der Tod.«
    Mit kalter Entschlossenheit erwiderte Czinczar:
    »Ich habe sie nicht.«
    Unerbittlich senkte Clane seinen Arm.
    Czinczar fühlte, wie die Falltür unter seinen Füßen nachgab. Und dann ...
    Er fiel.
     

 
7.
     
    Er fiel nur einen halben Meter, dann wurde sein Sturz so unverhofft gebremst, daß sein Körper schmerzhaft zusammengestaucht wurde. Tränen schossen ihm in die Augen. Ärgerlich wischte er sie fort. Er sah, daß er sich auf einer zweiten Falltür, knapp unterhalb der ersten, befand.
    Irgendwo in der Nähe hörte er Tumult; er sah sich um und wurde gewahr, daß seine eigenen Offiziere mit den Leuten Clanes kämpften, offenbar in dem Versuch, zu ihm zu gelangen und ihn zu retten. Czinczar zögerte und überlegte, ob er gemeinsam mit ihnen den Kampf aufnehmen sollte.
    Er schüttelte den Kopf. Die Tatsache, daß er noch am Leben war, bewies ihm, daß seine Berechnungen stimmten. Er rief ein lautes Kommando, und augenblicklich standen seine Leute still und blickten abwartend auf ihn.
    Czinczar sprach zu ihnen, indirekt aber auch zu Clane:
    »Sollte mein Leben wirklich in Gefahr sein, so beweist das nur, daß Lord Clane seinen gesunden Menschenverstand verloren hat. Selbst wenn ich tatsächlich die Kugel hätte ...«
    Das klang zweifellos wie ein halbes Geständnis. Clane runzelte die Stirn, und nach einer Weile sagte er sanft:
    »Angenommen, du hast die Kugel – warum sollte das dein Leben schützen?«
    »Nun«, erwiderte Czinczar, und seine Stimme war niemals fester, »solange ich am Leben bin, hättest du die Chance, sie zurückzubekommen. Bin ich aber tot, wird sie für immer für dich verloren sein.«
    »Wenn du sie hast«, sagte Clane ironisch, »warum solltest du sie dann behalten wollen? Du weißt ja nichts mit ihr anzufangen.«
    »Ich würde zunächst einmal Versuche mit ihr anstellen«, entgegnete der Barbar. »Auch du mußtest ja erst lernen, mit ihr umzugehen.«
    »Ich besaß aber ein Buch«, gab Clane zurück. »Außerdem habe ich wohl mehr Kenntnisse auf dem Sektor der Struktur von Materie und Energie als du.«
    »Vielleicht. Aber ich könnte auch das Buch in meinen Besitz bringen.«
    »Das ist nicht möglich, denn ich habe es vernichtet.«
    Czinczar lächelte ungläubig.
    »Wer weiß. Vielleicht

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