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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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einen Wink. Einzeln betraten sie das kleine Gebäude, verschwanden für kurze Zeit darin und verließen es dann wieder.
    Endlich kam er an die Reihe. Schweigend trat er durch die Tür. Er befand sich in einem Raum, der nur dürftig mit einem Stuhl und einem Tisch ausgestattet war. Auf dem Tisch stand ein merkwürdiges Gerät. Bei seinem Eintritt erhob sich ein Offizier vom Stuhl und verbeugte sich.
    Der Barbar erwiderte die Begrüßung, dann blickte er neugierig auf das Instrument. Es sah so aus, als wäre es gewaltsam aus seinem Metallgehäuse gerissen worden, denn die Oberfläche war verkratzt. Dieses Gerät schien einem Teleskop nicht unähnlich zu sein, und es besaß eine gläserne Linse. Endlich wandte er sich dem Anwesenden zu.
    »Was ist das?« fragte er.
    Der Offizier antwortete höflich:
    »Wie mir Lord Clane erklärte, stellt es Fotografien her.«
    »Das ist lediglich ein anderes Wort für Porträts«, sagte Czinczar. »Wollen Sie damit sagen, daß diese Maschine ein Porträt von mir gemacht hat? Wenn ja, wo ist es dann?«
    »Ich kann Ihnen leider auch nicht mehr sagen«, erwiderte der Mann ausweichend. »Ich weiß nur, daß von jedem, der vor dem Apparat steht, ein Bild hergestellt wird.«
    Der Barbar gab sich aber noch nicht zufrieden.
    »Wenn eine solche Fotografie notwendig ist, um an Bord des Schiffes zu gelangen, wie war es also möglich, daß Lord Clane und seine Männer ohne diese in das Raumschiff eindringen konnten?«
    Die Frage war rein rhetorisch, und er erwartete auch keine Antwort darauf. Schweigend verließ er das kleine Gebäude und gesellte sich zu den anderen. In der Nähe landete gerade ein kleines Beiboot.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie an Bord waren und dem wartenden großen Schiff entgegenflogen, in dem sich eine Luke geöffnet hatte, um sie aufzunehmen. Als Czinczar ausstieg und die doppelte Reihe der Wachtposten erblickte, zögerte er einen Augenblick. Dieser mehr als kühle Empfang erschreckte ihn. Wortlos schritt er durch den langen Korridor, der auf eine große Tür zuführte.
    Er trat über die Schwelle, und mit stockendem Atem sah er auf die riesigen Galgen, die an der gegenüberliegenden Wand errichtet worden waren. Doch er hatte sich rasch wieder gefaßt. Er ging geradewegs auf einen der Galgen zu, setzte sich auf die unterste Stufe des Gerüsts, zog einen Notizblock aus der Tasche und begann, eine Abschiedsbotschaft zu schreiben.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah er Clane kommen. Er stand auf und grüßte förmlich.
    Clane blieb dicht vor ihm stehen, und ohne jede Einleitung sagte er kalt:
    »Czinczar, du hast die Wahl. Bring mir die Kugel zurück – oder hänge!«
     
    »Kugel?« sagte der Barbar endlich nach längerer Pause. Er hoffte, daß das Erstaunen in seiner Stimme echt klang. Nichtsdestoweniger erkannte er den Ernst der Situation, und er wußte, daß ihm schwere Stunden bevorstanden.
    Clane winkte ungeduldig ab.
    »Czinczar, die geschickte Reorganisierung deiner Armee während der vergangenen Monate brachte mich auf den Gedanken, dich für ganz bestimmte Aufgaben einzusetzen.«
    Der Barbar machte eine knappe Verbeugung. Seine Aktivität war also nicht unbemerkt geblieben. Er erkannte die ungeheure Wachsamkeit und Stärke des Mutanten, und gleichzeitig mußte er sich eingestehen, daß er in eine Falle gestolpert war. Er nahm sich vor, zukünftig seinen großen Gegenspieler ständig beobachten zu lassen. Lord Clane konnte seine Augen schließlich nicht überall haben, der geglückte Raub der Kugel hatte es bewiesen. Wie jedes menschliche Wesen brauchte er Schlaf und Zeit, um seine Mahlzeiten einzunehmen. Auch er besaß Schwächen, die man nur herausfinden mußte.
    Clane unterbrach seinen Gedankengang:
    »Wie du weißt, habe ich dich vor dem Schicksal bewahrt, das üblicherweise solchen Kreaturen wie dir beschieden ist. Die öffentliche Hinrichtung von Invasoren und Revolutionären mag abschreckend wirken oder nicht, sie ist auf keinen Fall angenehm für den Hauptdarsteller. Ich habe dir das Leben gerettet, und du dankst mir dafür, indem du mir eine Waffe stiehlst, von der du nicht einmal weißt, wie sie zu handhaben ist.«
    Czinczar hatte das Gefühl, daß es nun an der Zeit war, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen.
    »Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Ist denn die Kugel gestohlen worden?«
    Clane schien ihm überhaupt nicht zuzuhören.
    »Ich will ehrlich sein, Czinczar: Bewundert habe ich dich nie. Du hast auf primitive Art und Weise die Macht über

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