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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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Boot und unterzog ihn einer eingehenden Untersuchung, doch er konnte nichts Ungewöhnliches an ihm entdecken. Keinen Hebel, keinen Knopf und keinerlei mechanische Vorrichtung. Es war ein simpler Drahtkorb, der nichts als die gelben Früchte enthielt. Clane nahm eine Frucht heraus und biß hinein. Sie schmeckte süß und saftig, aber das Aroma war für ihn etwas völlig Neues.
    Er aß in Gedanken versunken weiter. Plötzlich stand einer der Männer vor ihm. Er mochte seinen Korb vermißt haben.
    »Du möchtest die Früchte haben?« fragte er freundlich.
    Clane begann, den Korb zu leeren, langsam, eine Frucht nach der anderen. Dabei beobachtete er den Fremden. Der junge Mann trug einfache Hosen und ein offenes Hemd. Er mochte knapp fünfunddreißig sein, war glatt rasiert und sah frisch gewaschen aus.
    »Wie heißt du?« fragte Clane.
    »Marden.«
    »Ein guter Name.«
    Der Mann grinste. Doch dann wurde er wieder ernst.
    »Ich muß meinen Korb zurück haben. Es gibt noch viel zu pflücken.«
    Clane nahm die restlichen Früchte aus dem Korb.
    »Warum pflückst du Früchte?«
    »Jeder hat seine Pflicht zu tun«, antwortete Marden erstaunt.
    »Warum?«
    Marden sah belustigt aus.
    »Das ist aber eine komische Frage«, sagte er schließlich. »Wenn ich nicht arbeite, habe ich nicht das Recht, zu essen.«
    »Würde dich jemand hindern, zu essen?«
    »N-nein.«
    »Würde dich jemand bestrafen?«
    »Bestrafen?« Marden war ehrlich verwirrt. »Du meinst, ob irgend jemand böse auf mich wäre?«
    Clane ließ dieses Thema fallen.
    »Schau mich an«, sagte er. »Ich sitze den ganzen Tag hier und tue nichts, und wenn ich hungrig bin, bringen mir meine Männer etwas zu essen.«
    »Aber du bist in den Garten gegangen und hast dir deine eigenen Früchte gepflückt«, entgegnete Marden.
    »Ich habe eure Früchte gepflückt.«
    »Aber du hast sie mit deinen eigenen Händen gepflückt«, sagte Marden triumphierend.
    Clane biß sich auf die Lippen.
    »Ich weiß, ich hätte das nicht tun dürfen«, erklärte er und legte die Früchte wieder zurück in den Korb. »Ich war nur sehr neugierig, wo all das Obst geblieben ist, was ihr gepflückt habt. Was tut ihr damit?«
    Es dauerte eine Weile, bis Marden die Frage richtig verstand.
    »Oh, wir schicken es diesmal nach Inland, sie hatten dort eine schlechte Ernte.« Er deutete auf den mächtigen Ball der Nachbarwelt, der sich gerade über den östlichen Horizont schob. Er nahm den Korb auf und blickte Clane fragend an. »Willst du wirklich nicht die Früchte haben?«
    Clane schüttelte den Kopf.
    Marden lächelte ihm zu und wanderte mit dem Korb in der Hand davon.
    »Dann werd' ich mal wieder an die Arbeit gehen«, rief er über die Schulter zurück.
    Clane ließ ihn etwa zwanzig Meter gehen, dann sprang er auf und lief ihm nach.
    »Marden – warte einen Augenblick!«
    Die Art, wie der Mann den Korb geschwungen hatte, machte ihn stutzig. Und tatsächlich, er hatte sich nicht geirrt. Die Früchte waren verschwunden.
    Ohne ein weiteres Wort kehrte Clane zu seinem Stuhl zurück. Ruhelos ließ er seine Augen über die sanften, bewaldeten Hügel wandern und über die saftigen Wiesen, die von rosa Blüten übersät waren. Ein idyllisches Bild, aber Clane war viel zu ungeduldig, um sich daran erfreuen zu können.
    Er hatte sich von diesem Planeten die Antwort auf all seine Fragen und Probleme erhofft. Würde er sie finden? Gedankenverloren beugte er sich vor und brach eine der rosa Blüten ab. Ohne hinzusehen, zerpflückte er sie.
    Ein feiner Chlorgeruch stieg ihm in die Nase. Er blickte auf die geknickte Blüte und roch an seinen Fingern. Das war es also!
    Er machte eine Eintragung in seinem Journal. Und doch – er schüttelte den Kopf, das war noch nicht die endgültige Antwort.
    Als sich der Abend niedersenkte, hielt es Clane nicht länger an seinem Platz. Er stand auf und wanderte zum Dorf hinüber.
     

 
15.
     
    Er kam zu Mardens Haus, und nach einigem Zögern klopfte er. Der Outlander öffnete ihm die Tür.
    »Ah, der Mann, der nicht arbeitet«, sagte er lächelnd. »Komm herein.«
    Clane trat ein und sah sich in dem Zimmer um. Als er vorher durch das Zimmer geblickt hatte, war Marden und eine Frau in dem Raum gewesen. Jetzt war nur noch der Mann da. Hinter ihm sagte Marden:
    »Als meine Frau dein Klopfen hörte, machte sie einen Besuch.«
    Clane wandte sich um.
    »Sie wußte, daß ich es war?«
    Marden nickte.
    »Natürlich, sie sah dich durch das Fenster.« Er sprach es leichthin aus, als

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