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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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schwerlich für das Auftauchen des fremden Schiffes verantwortlich gemacht werden konnte. Lilidel wischte diesen Einwand zur Seite.
    »Wenn ein Mann einen Zweck verfolgt, sind ihm alle Mittel recht.«
    Sie brachte weitere Anschuldigungen dieser Art vor, aber jetzt riß Jerrin die Geduld.
    »Du bist verrückt!« herrschte er sie an. »Ich sage dir, ich werde einen solchen Unsinn nicht mehr dulden. Wenn du unbedingt über die angeblichen Konspirationen meines Bruders gegen den Staat reden willst, dann bitte nicht zu mir.«
    Er war so wütend über ihre Unlogik, daß er sein eigenes Mißtrauen gegen Clane fast völlig vergaß.
    Lilidel blickte ihn verstört an und erwiderte gekränkt:
    »So hast du noch nie mit mir gesprochen, Jerrin.« Sie zog das kleine Mädchen fest an sich, als wollte sie es vor ihm schützen.
    Diese Bewegung gemahnte Jerrin an die Gegenwart des Kindes, und gleichzeitig ließ sie ihn an all die vergangenen Jahre denken, an all die vielen Gelegenheiten, da Lilidel, immer mit einem Kind im Arm, ihm ihre Sorgen anvertraute und ihn um Gefälligkeiten bat. Gefälligkeiten! Dieser Gedanke versetzte ihm einen furchtbaren Schock. Er war immer stolz gewesen, daß Lilidel ihre Verwandtschaft mit ihm niemals für eigene Belange ausgenützt hatte.
    Jetzt kam ihm zu Bewußtsein, wie oft sie Fürbitte für andere geleistet hatte. In ihrer ruhigen Art hatte sie eine ungeheure Anzahl an Erlassen, Befehlen und Gesetzen erwirkt, von denen nur ein geringer Teil ihrer eigenen Initiative entsprungen sein konnte.
    Plötzlich sah er sie als das Sprachrohr einer Gruppe von Männern, die er als Regenten in seinen Provinzen eingesetzt hatte. Durch seine Frau war er es selbst gewesen, der eine starke Widerstandsgruppe geschaffen hatte. Und sie war es auch, die ihn gegen Clane beeinflussen wollte.
    Das war Verrat! Er wollte nicht glauben, daß sie sich bewußt war, was sie getan hatte und noch tat. Viel eher bestand die Möglichkeit, daß kluge Intriganten den Charakter seiner Frau erkannt und ausgenutzt hatten. Doch es bestand kein Zweifel daran, daß sie, soweit sie es verstand, dieses Spiel wissentlich spielte.
    Das Problem war zu groß, um sofort behandelt zu werden. Ruhig sagte er zu ihr:
    »Bitte, laß mich allein. Ich möchte nicht unhöflich werden. Du hast mich in einer sehr schlechten Verfassung angetroffen.«
    Als sie gegangen war, blieb er lange Zeit unschlüssig stehen. Schließlich kam ihm Clanes Botschaft wieder in den Sinn. Er dachte:
    Tatsache ist, daß ich keine Ahnung habe, wie ich mit dem fremden Schiff fertig werden soll. Es wird Zeit, Clane zu fragen, ob er eine Lösung weiß.
    Seine Botschaft an den Bruder war kurz und prägnant:
    »Wir wollen uns schnellstens treffen. Nenne mir bitte Deine Bedingungen, den Ort und die Zeit.«
    Clanes Antwort lautete: »Jerrin.«
    »Wirst Du die Evakuierung der Städte anordnen? Und wirst Du kommen, wenn ich Dir ein Schiff schicke?«
    Jerrin antwortete einfach:
    »Ja.«
     

 
3.
     
    Als der Lordführer mit seiner Begleitmannschaft das Raumschiff erreichte, war es keineswegs Clane, der die Ankömmlinge begrüßte. Jerrin lächelte grimmig über diese offensichtliche Unhöflichkeit, aber seine Leute begannen unwillig zu murren. Die Spannung legte sich erst, als ein Offizier in Generalsuniform die Gangway herabeilte. Er salutierte und wartete respektvoll auf die Erlaubnis, sprechen zu dürfen. Jerrin erteilte sie ihm.
    Der Mann sagte entschuldigend:
    »Lord Clane sendet Eurer Lordschaft die ergebensten Grüße. Es war ihm unmöglich, zu kommen. Dringende Geschäfte hielten ihn davon ab. Wir werden ihn von seinem Landsitz abholen. Sobald er an Bord des Schiffes ist, steht er Euch zur Verfügung.«
    Jerrin war besänftigt. Er war kein Mann der strengen Etikette, obwohl zu gewissen Zeiten die Nichteinhaltung der üblichen Anstandsregeln mit einer offenen Rebellion gleichzusetzen war. Er war froh, daß Clane diesen Weg gewählt hatte, sein Fernbleiben zu entschuldigen, und er fragte auch nicht, um welche wichtigen Geschäfte es sich handele. Er war davon überzeugt, daß sie nur in der Phantasie existierten.
    Aus der Luke seiner Kabine konnte Jerrin die Erde absinken sehen. In diesem Augenblick kamen ihm die ersten Bedenken. War es nicht sehr leichtsinnig von ihm, sich ohne den Schutz einer gut bewaffneten Flotte in die Hand Clanes zu begeben? Natürlich schien es ausgeschlossen, daß sein Bruder einen Bürgerkrieg riskierte, aber derartige Ereignisse hatte es schon früher

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