Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Leben scheiden. Als Held.«
    »Hältst du einen solchen Tod für heldenhaft?«
    »Ich schon«, sagte Nijel. »Und wenn’s ums Sterben geht, zählt nur eine Meinung.«
    »Oh.«
Zwei Hirsche sprangen über die Lichtung. In ihrer Panik ignorierten sie die beiden Menschen und stürmten einfach an ihnen vorbei. »Du brauchst nicht zu bleiben«, fügte Nijel hinzu. »Diese Sache betrifft nur mich. Wer ein Held sein möchte, muß… nun, ein Held sein.« Conina betrachtete ihre Handrücken.
    »Ich glaube, ich sollte dir Gesellschaft leisten«, erwiderte sie leise und fuhr fort: »Weißt du, ich dachte mir, wenn wir uns besser kennenlernen, könnten wir vielleicht, ich meine…«
    »Zu Herr und Frau Hasenfuß werden?« entgegnete Nijel offen. »Wolltest du darauf hinaus?«
    Conina suchte nach den richtigen Worten. »Nun…«, begann sie. »Wer von beiden möchtest du sein?« fragte der junge Mann. Die aus Schnee und aufgeschütteter Erde bestehende Kielwelle des ersten Gletschers zerschmetterte die Bäume am Rande der Lichtung. Dutzende von Metern weit ragte der riesige Leitbulle empor, und über ihm wallte eine Wolke aus kondensierendem Wasserdampf.
    Eine halbe Sekunde später neigten sich die Kiefern und Fichten auf der anderen Seite in einem warmen Wind, der vom Rand her wehte. Er trug verärgert und zornig klingende Stimmen mit sich. Der Sturm zerriß die dichten, frostigen Wolken, und dabei zischte es so laut, als tauche jemand ein heißes Bügeleisen in kaltes Wasser.
    Conina und Nijel warfen sich zu Boden und spürten, wie das Weiß um sie herum taute. Über ihnen krachte es, und sie glaubten, lautes Geschrei zu hören. Als sie später darüber nachdachten, gelangten sie zu dem Schluß, daß es sich um eine leidenschaftlich geführte verbale Auseinandersetzung handelte. Der Streit dauerte eine ganze Weile und verlagerte sich mittwärts.
    Warmes Wasser floß über Nijels Weste. Er richtete sich behutsam auf und stieß Conina an.
    Seite an Seite krochen sie durch Schneematsch und Schlamm, kletterten über eine glitschige Masse aus zerfetztem Holz und geborstenen Felsen. Einige Minuten später verließen sie die Reste des Waldes und sahen sich um.
    Blitze flackerten und trieben die Gletscher zurück. Vor ihnen erstreckte sich eine Landschaft, die zum größten Teil aus Seen und Teichen bestand.
»Haben wir das fertiggebracht?« fragte Conina.
    »Eine solche Vorstellung wäre recht angenehm, nicht wahr?« erwiderte Nijel.
»Ja, schon, aber haben wir…«
    »Wahrscheinlich nicht.« Nijel zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Ich schlage vor, wir besorgen uns jetzt ein Pferd.«
     

    » D asch Apogäum«, sagte Krieg. »Oder wasch in der Art. Ich bin ziemlich sicher.«
    Sie waren aus der Schenke getorkelt, saßen auf einer Bank und genossen den Sonnenschein. Selbst Krieg ließ sich dazu hinreißen, einige Kleidungsstücke aus schwerem Eisen abzulegen.
    »Weiß nich’ so recht«, erwiderte Hunger. »Klingt irgendwie komisch.«
    Pestilenz schloß verkrustete Augen und lehnte sich an einen warmen Stein.
»Ich glaube, es hatte irgend etwas mit dem Ende der Welt zu tun.«
    Krieg kratzte sich nachdenklich am Kinn und rülpste leise. »Wasch?« fragte er. »Meinscht du dasch Ende der ganzen Welt?« »Ich denke schon«, bestätigte Pestilenz.
    Krieg dachte eine Zeitlang nach. »Ich fürchte, dann müschen wir unsch nach einem anderen Job umsehen«, sagte er.
     

    D ie geflohenen Bewohner kehrten in eine Stadt zurück, die nicht mehr aus glänzendem Marmor bestand, sondern wieder zu ihrem alten Selbst gefunden hatte. Mit anderen Worten: Ankh-Morpork zeichnete sich durch die gleiche visuell-aromatische Pracht aus wie eine Lache aus Erbrochenem vor der rund um die Uhr geöffneten Imbißstube der Geschichte.
    Erneut erhoben sich die Mauern der Unsichtbaren Universität und erweckten den sonderbaren Eindruck, als seien sie nie eingestürzt. Nun, auch Stein hat einen gewissen Stolz. Alle Efeuranken und Fensterflügel nahmen den ihnen gebührenden Platz ein. Der kreative Magus bot an, den ursprünglichen Gebäudekomplex zu renovieren, auf daß er ›so gut wie neu‹ sei; er stellte auf Hochglanz poliertes Holz und makellose Mauern in Aussicht. Aber in diesem Zusammenhang vertrat der Bibliothekar einen unerschütterlich festen Standpunkt: Er wollte alles so gut wie alt.
    Am nächsten Morgen kehrten verlegene Zauberer zurück. Sie kamen allein oder zu zweit, gingen sich gegenseitig aus dem Weg und schlichen in ihre alten Zimmer. Jeder

Weitere Kostenlose Bücher