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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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neues Werkzeug zu verwenden – solange sich dieses bemerkenswerte Instrument zu seinem Nutzen einsetzen ließ. Nachher konnte er es im metaphorischen Geräteschuppen verstauen und zu den alten Traditionen zurückkehren…
Spelzdinkel dachte: ein Patronat. Er hatte diese Bezeichnung schon einmal gehört, obwohl sie nicht zum üblichen Wortschatz der Zauberer gehörte, und daher wußte er auch, welche Vorstellungen es damit zu verbinden galt – jemand stand einem bei. Normalerweise kam es keinem Magier in den Sinn, einem Kollegen beizustehen; sie zogen es vor, bei ihm zu stehen und einen Dolch in den wehrlosen Rücken zu stoßen. Aber in diesem besonderen Fall… Allein der Gedanke, einen Konkurrenten zu unterstützen… Andererseits: Vielleicht erwies sich der alte Narr als nützlich, wenigstens eine Zeitlang, und nachher…
Die beiden Zauberer starrten sich mit widerstrebender Anerkennung und unbegrenztem Mißtrauen an. Glücklicherweise war es ein Mißtrauen, auf das sie sich verlassen konnten. Bis nachher.
»Der Knabe heißt Münze«, sagte Spelzdinkel. »Er nannte mir auch den Namen seines Vaters: Allesweiß.«
    »Ich frage mich, wie viele Brüder er hat«, murmelte Krempel.
»Wie bitte?«
    »Seit Jahrhunderten, vielleicht sogar seit Jahrtausenden, hat es in dieser Universität keine solche Magie mehr gegeben«, fuhr Krempel fort. »Ich kenne sie nur aus den ältesten aller Bücher.«
    »Wir haben Allesweiß vor dreißig Jahren verbannt«, erinnerte sich der Quästor. »Er heiratete, wenn ich mich recht entsinne. Nun, seine Söhne, hm, kamen sicher als Zauberer zur Welt, aber ich verstehe nicht…«
    »Was wir gesehen haben, war keine Zauberei, sondern kreative Magie«, verkündete Krempel und lehnte sich zurück.
Spelzdinkels Blick reichte über den zischenden Lack hinweg, klebte am Gesicht des dicken Mannes auf der anderen Seite des Tisches fest.
»Kreative Magie?«
    »Der achte Sohn eines Zauberers wird als kreativer Magus geboren.«
    »Das wußte ich nicht!«
    »Es ist nur Eingeweihten bekannt.«
    »Na schön, aber… Kreative Magier lebten vor langer, langer Zeit. Ich meine, hm, damals war die Magie stärker als heute, hm, und die Menschen… Sie hatten andere, hm, Bräuche, und… Ich meine, sie verhielten sich anders, hm, und magische Dinge… die Verlockungen des, hm, weiblichen Fleisches…« Die beiden letzten Worte bewirkten eine seltsame Reaktion in Spelzdinkel. Acht Söhne, dachte er. Es bedeutet, daß er es achtmal getrieben hat. Mindestens. Donnerwetter!
»Kreative Magier waren zu allem fähig«, fügte der Quästor hinzu. »Ihre Macht reichte fast an die der Götter heran. Hm. Woraus sich natürlich einige Probleme ergaben. Mit den Göttern, hm. Bestimmt lassen sie nicht zu, daß noch einmal jemand ihre Autorität in Frage stellt.«
    »Nun, es kam zum Chaos, weil die kreativen Magier untereinander stritten«, sagte Krempel. »Aber durch einen kreativen Magus dürften sich eigentlich keine Schwierigkeiten ergeben. Vorausgesetzt natürlich, ältere und klügere Zauberer stehen ihm mit weisem Rat zur Seite.«
    »Der Knabe will den Hut des Erzkanzlers!«
    »Warum soll er ihn nicht haben?«
Das war sogar für Spelzdinkel zuviel. Seine Kinnlade klappte herunter.
»Aber der Hut…«
    »Ist nur ein Hut«, sagte Krempel. »Ein Symbol, weiter nichts. Wenn der Junge solchen Wert darauf legt, bekommt er ihn eben. Er muß natürlich gewisse Gegenleistungen erbringen.« Das Oberhaupt der Hereinleger zwinkerte verschwörerisch. »Ein Strohhut.«
Spelzdinkel blinzelte.
»Ein Strohhut?«
    »Ja. Für einen Strohmann.«
    »Ich höre immer nur Stroh. Münze ist ein Junge aus Fleisch und Blut, und der Hut des Erzkanzlers…«
    »Ich habe nur eine Me… eine Metaff…« Krempel atmete tief durch. »Ich habe nur einen Vergleich verwendet, etwas Salz in die rhetorische Suppe gestreut.«
Spelzdinkel achtete nicht auf die letzten Worte. »Wenn wir ihm den Hut geben, wird er zum neuen Erzkanzler. Und der Erzkanzler wird von den Göttern auserwählt!«
Krempel wölbte eine Braue. »Tatsächlich?« fragte er und hüstelte.
»Nun, ja, ich glaube schon. In gewisser Weise.«
»In gewisser Weise?«
Krempel stand auf und versuchte vergeblich, seinen zerknitterten Umhang glattzustreichen. »Ich glaube, du mußt noch eine Menge lernen«, sagte er. »Übrigens: Wo befindet sich der Hut?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte der Quästor, der noch immer um seine Fassung rang. »Irgendwo in, hm, Virrids Zimmer, nehme ich an.«
    »Wir

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