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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unerfindlichen Grund blieben Spelzdinkel und Krempel allein im Zimmer zurück. Sie saßen an den beiden Enden des langen Tisches und beobachteten sich wie Katzen. Manchmal hocken sich Katzen stundenlang gegenüber und spielen jene Art von geistigem Schach, bei dem ein menschlicher Großmeister nach wenigen Zügen mattgesetzt würde. Aber selbst die besten Katzen müßten einem durchschnittlichen Zauberer unterliegen. Spelzdinkel und Krempel waren nur dann zum ersten verbalen Zug bereit, wenn sie alle Varianten des zu erwartenden Gesprächs durchdacht hatten und zu dem Schluß gelangten, daß ihnen genügend Möglichkeiten zum Kontern blieben.
Nach einigen Minuten gab der Quästor nach.
»Alle Zauberer sind Brüder«, sagte er. »Wir sollten Vertrauen zueinander haben. Ich verfüge über Informationen.«
    »Ja«, bestätigte Krempel. »Du weißt, wer der Junge ist.«
Spelzdinkels Lippen bewegten sich lautlos, als er sich den nächsten Wortwechsel vorzustellen versuchte. »Du kannst nicht ganz sicher sein«, antwortete er nach einer Weile.
»Mein lieber Spelzdinkel: Du errötest immer, wenn du versehentlich die Wahrheit sagst.«
    »Ich bin nicht rot geworden!«
    »Eben«, kommentierte Krempel.
»Na schön«, gestand der Quästor ein. »Aber du glaubst, noch etwas anderes zu wissen.«
Der dicke Zauberer zuckte mit den Schultern. »Es ist nur ein Verdacht, kaum mehr als eine Ahnung«, sagte er. »Aber warum sollte ich mich mit dir verbünden?« Es fiel ihm nicht leicht, dieses völlig unvertraute Wort zu formulieren. »Immerhin bist du nur ein Magier der fünften Stufe. Ich könnte alle Informationen bekommen, indem ich in deinem Kopf nachsehe und das Gehirn anschließend durch die Ohren presse. Nun, sei gewiß, daß ich nichts gegen dich persönlich habe. Es geht mir darum, die Antworten auf einige Fragen zu finden.«
Die Geschehnisse der nächsten Sekunden folgten so dicht aufeinander, daß sie sich dem Verständnis von Nicht-Zauberern entziehen. Etwa folgendes trug sich zu:
Spelzdinkel hatte unter dem Tisch die Zeichen des Migränenbeschleunigers in die Luft gemalt. Jetzt murmelte er eine Silbe und schleuderte den Zauber seinem Widersacher entgegen. Die Magie hinterließ eine deutliche Brandspur im Holz, und auf halbem Weg traf sie auf die silbernen Schlangen von Bruder Strengmeisters Wirkungsvollem Natterbann, der von Krempels Fingern sprang.
Die beiden thaumaturgischen Entitäten prallten aufeinander, verwandelten sich in eine Kugel aus grünem Feuer und füllten den Raum mit winzigen gelben Kristallen.
Die Zauberer wechselten einen langen finsteren Blick, in dem man Kastanien hätte rösten können.
Krempel war überrascht. Und das überraschte ihn. Zauberer der achten Stufe sehen sich höchst selten mit der Notwendigkeit konfrontiert, ihr okkultes Geschick zu beweisen. Rein theoretisch gab es nur sieben andere Magier, die ebenso mächtig waren, und alle anderen nahmen einen geringeren Rang ein, spielten somit eigentlich keine Rolle. Solche Einstellungen führen zu Selbstzufriedenheit und der Überzeugung, wenigstens relative Sicherheit zu genießen.
Spelzdinkel war ein Zauberer der fünften Stufe, und daraus ergaben sich einige bedeutsame Konsequenzen.
An der Spitze der magischen Hierarchie mag das Leben recht hart sein, und unten ist es wahrscheinlich noch härter, aber um den Zustand in der Mitte zu beschreiben, muß man den Ausdruck ›hart‹ durch geeignete Synonyme wie graniten oder stählern ersetzen. Die geborenen Verlierer, Faulen, Dummen und Pechvögel werden bereits auf den ersten Ebenen ausgemerzt, und zurück bleiben nur die Ehrgeizigen, Gerissenen und Vorsichtigen. Die Zauberer der fünften Stufe wissen, daß sie auf allen Seiten von überaus entschlossenen Feinden umgeben sind. Ambitionierte Vierer drängen dauernd von unten nach und warten nur darauf, in die Fußstapfen eines erschöpften Fünfers zu treten. Die arroganten Sechser bemühen sich ständig, keinen Platz für Ehrgeiz zu lassen. Es herrscht nie Ruhe; dauernd ist alles in Bewegung. Um es anders auszudrücken: Die Magier der fünften Stufe sind gemein und zäh und haben Nerven aus Stahl; ihre geistigen und körperlichen Muskeln bleiben immerzu für den letzten Sprint zum Ziel angespannt, wo die kostbarste aller Trophäen wartet – der Hut des Erzkanzlers.
Das Novum der Zusammenarbeit übte einen gewissen Reiz auf Krempel aus. Vielleicht lohnte es die Mühe, eine Zeitlang auf Mordpläne und Giftattentate zu verzichten, die Kooperation als

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