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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verzweifelt. »Was hast du vor?«
    »Gibt es eine Möglichkeit, aufs Dach zu klettern?«
    »Ja. Was enthält die Schachtel?«
    »Pscht!«
Die junge Frau blieb an einer Ecke des schmuddeligen Korridors stehen, öffnete den Beutel am Gürtel, holte mehrere kleine Objekte hervor und verstreute sie auf dem Boden. Die Gegenstände bestanden aus vier miteinander verschweißten Stahlzacken, und ganz gleich, wie sie lagen: Eine Spitze zeigte immer nach oben.
    Nachdenklich beobachtete die schwarzgekleidete Gestalt eine nahe Tür.
    »Du hast nicht zufällig einen anderthalb Meter langen dünnen Draht bei dir, oder?« fragte sie hoffnungsvoll, hielt plötzlich wieder ein Wurfmesser in der Hand und drehte es hin und her.
    »Ich bedaure«, erwiderte Rincewind gequält.
»Schade. Ich hätte meine Vorräte rechtzeitig aufstocken sollen. Komm.«
Die Frau trat ans nächste Fenster heran, öffnete es und schwang ein Bein übers Sims.
    »Na schön«, sagte sie über die Schulter hinweg. »Bleib hier und erklär den Soldaten alles.«
    »Warum sind sie hinter dir her?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was? Sie müssen doch irgendeinen Grund haben, um dich zu verfolgen.«
    »Oh, es gibt sogar eine Menge Gründe. Ich weiß nur nicht, welcher die Wächter hierher führte. Kommst du jetzt?«
    Rincewind zögerte. Die persönliche Garde des Patriziers war nicht gerade dafür bekannt, Appellen an die Vernunft mit besonderem Wohlwollen zu begegnen. Sie vergnügte sich viel lieber damit, das Artikulationsvermögen betreffender Personen zu stimulieren, indem sie ihnen die Zungen abschnitt. Viele Dinge erweckten den Groll der Gardisten, unter anderem der Umstand, daß sich außer ihnen noch andere Leute in der Welt befanden. Wer vor ihnen die Flucht ergriff, machte sich ihrer Meinung nach eines Kapitalverbrechens schuldig.
    »Ich glaube, ich werde dich begleiten«, sagte Rincewind galant. »Eine junge Frau wie du sollte um diese Zeit nicht allein in Ankh-Morpork unterwegs sein.«

     

K alter Nebel wallte durch die Straßen der Stadt, und das Licht von Fackeln und Laternen glühte trüb durch die träge dahinziehenden Schwaden.
    Die Meisterdiebin spähte um eine Ecke.
»Die Soldaten haben unsere Spur verloren«, sagte sie. »Hör auf zu zittern. Wir sind jetzt in Sicherheit.«
    »Soll das heißen, ich bin ganz allein mit einer gemeingefährlichen Wahnsinnigen zusammen?« fragte Rincewind. »Wirklich nett.« Die Frau – das Fräulein – entspannte sich und lachte.
»Ich habe dich beobachtet«, vertraute sie ihm an. »Eben hast du dich noch vor einer langweiligen und uninteressanten Zukunft gefürchtet.«
    »Ich wünsche mir eine langweilige und uninteressante Zukunft«, entgegnete Rincewind bitter. »Und ich fürchte, sie könnte kurz sein.«
    »Kehr mir den Rücken zu«, sagte die Namenlose und trat in eine Seitengasse.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »Ich möchte mich ausziehen.«
Rincewind wirbelte herum und spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Hinter ihm raschelte und knisterte es, und er roch süßes Parfüm. Nach einer Weile sagte die Unbekannte: »Jetzt kannst du die Augen wieder öffnen.«
    Der Zauberer reagierte nicht.
»Mach dir keine Sorgen. Ich bin wieder angezogen.«
Vorsichtig hob Rincewind die Lider. Die junge Frau trug nun ein gesetztes, weißes Spitzenkleid mit hübschen, gebauschten Rüschen. Er öffnete den Mund – und begriff, daß seine früheren Probleme recht simpel und banal gewesen waren, wenn man sie mit dieser… Angelegenheit verglich. Bisher hatte er sich immer mit einigen mehr oder weniger klugen Worten herauswinden können, und wenn diese Möglichkeit versagte, blieb ihm immer noch die Option der Flucht. Sein Gehirn schickte dringende Befehle an die Laufmuskeln, aber bevor sie ihr Ziel erreichten, schlossen sich erneut stählerne Finger um seinen Unterarm.
    »Du solltest wirklich nicht so nervös sein«, sagte die Namenlose zuckersüß. »Sehen wir uns einmal dieses Ding an.«
    Sie griff nach der ledernen Schachtel, die an Rincewinds Händen festzukleben schien. Vorsichtig hob sie den Deckel und holte den Hut des Erzkanzlers hervor.
    Die Oktarine glänzten in allen acht Farben des Spektrums, und seltsames Licht schimmerte, tanzte, gleißte und funkelte durch die neblige Gasse. Um ohne magische Mittel eine solche Wirkung hervorzurufen, benötigt man nicht nur einen außergewöhnlich begabten Superspezialisten für Superspezialeffekte, sondern auch eine gut gefüllte schöpferische High-Tech-Wunderkiste. Es

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