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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Platz. Dort brennen einige Fackeln an den Wänden, aber sie verströmen das für die Altstadt von Morpork typische Licht: Es ist bösartig und gehässig und dunkel im Herzen.
    Rincewind wankte auf den Platz und stützte sich an einer Mauer ab. Die junge Frau trat unbeschwert ins rötliche Glühen und summte fröhlich vor sich hin.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« fragte sie.
»Ngrrgh«, sagte Rincewind.
»Wie bitte?«
    »Jene Männer«, stammelte er. »Ich meine, die Art und Weise, wie du einem von ihnen in die… wie du ihn getreten hast… Und der andere, den du zwischen die… Und dein Messer, das den dritten genau am… Wer bist du?«
    »Ich heiße Conina.«
Rincewind starrte sie einige Sekunden lang verwirrt an.
»Tut mir leid«, sagte er. »Klingt nicht vertraut.«
    »Ich bin erst seit kurzer Zeit hier«, erklärte die Diebin.
    »Ja, ich dachte mir schon, daß du nicht aus dieser Stadt stammst«, murmelte Rincewind. »Ich hätte bestimmt von dir gehört.«
    »Ich wohne hier. Sollen wir reingehen?«
Rincewind hob den Kopf und betrachtete das Schild über der kleinen, dunklen Tür. Es deutete darauf hin, daß die Taverne hinter den finsteren Mauern Zum Trollkopf hieß .
    Vielleicht hat der Leser den Eindruck gewonnen, daß die Geflickte Trommel, in der vor einer Stunde eine sehr temperamentvolle Schlägerei stattfand, zu den anrüchigsten aller anrüchigen Schenken in Ankh-Morpork gehört. Aber an dieser Stelle soll betont werden, daß sie in einem ausgezeichneten Ruf als verrufenes Wirtshaus stand. Ihre Gäste genossen eine Art rauhe, grobe Ehrenhaftigkeit: Sie brachten sich mit kameradschaftlichem Respekt um, doch sie mordeten keineswegs aus reiner Boshaftigkeit. Ein kleiner Junge konnte in der Trommel eine Limonade trinken und brauchte nicht mehr als eine Ohrfeige zu fürchten, wenn die Mutter von seinem erweiterten Wortschatz erfuhr. An ruhigen Abenden – und wenn er sicher sein konnte, daß ihm der Bibliothekar keinen Besuch abstattete – stellte der Wirt sogar Schalen mit Erdnüssen auf den Tresen.
    Der Trollkopf hingegen war eine Jauchegrube, von der ein ganz anderer Gestank ausging. Wenn sich seine Gäste Mühe gaben, ein Bad nahmen und die Kleidung wechselten, wurden sie vielleicht – nur vielleicht – den Anforderungen gerecht, die man an den Abschaum der Menschheit stellte.
    Inzwischen dürfte klar geworden sein, daß die Schatten den Bodensatz von Kultur und Zivilisation darstellen.
Übrigens: Das Ding über der Tür ist gar kein Schild. Wer auch immer die Taverne Trollkopf nannte – er meinte es ernst.
    Rincewind spürte, wie sich in seiner Magengrube ein flaues Gefühl ausbreitete, als er die brummende Hutschachtel an die Brust preßte und eintrat.
    Stille. Sie umhüllte den Zauberer und seine Begleiterin und war fast so dicht wie der Qualm, der von verschiedenen schwelenden Substanzen ausging und jedes normale menschliche Gehirn innerhalb weniger Sekunden in Käse verwandeln konnte. Mißtrauische Augen spähten durch den Rauch.
    Zwei Würfel rollten über einen Tisch und blieben liegen. Ihr Klacken klang ziemlich laut, und Rincewind bezweifelte, daß sie seine Glückszahl zeigten.
    Er fühlte Dutzende von Blicken auf sich ruhen, während er der völlig unbefangenen und kleinen Conina in den Schankraum folgte. Als er den Kopf drehte, sah er das anzügliche Grinsen von Männern, die mit gedankenlosen Dolchstößen töteten – Gedankenlosigkeit galt in diesem Zusammenhang als absolutes Muß, denn bei solchen Individuen nahmen bewußte Überlegungen entschieden zuviel Zeit in Anspruch. Wenn sie einen Plan entwickelten, für dessen Ausführung mehr als zehn Sekunden erforderlich waren, stellten sie erstaunt fest, daß sich gerade der Sargdeckel schloß.
    In normalen Schenken gab es einen Tresen, an dem man sich nach dem zwanzigsten Glas festhalten konnte, aber in diesem Fall sah Rincewind nur einige große schwarze Flaschen und mehrere Fässer, die in Wandgestellen ruhten.
    Die Stille zog sich wie eine Aderpresse zusammen, und Rincewind rechnete jeden Augenblick damit, kalten Stahl zwischen den Schulterblättern zu spüren.
    Ein großer dicker Mann, dessen Kleidung nur aus einer Pelzweste und einem ledernen Lendenschurz bestand, erhob sich mit einem verhängnisvoll klingenden Schnaufen und wechselte einige heimtückische Blicke mit anderen Schurken. Sein Mund wirkte wie ein von Lippen gesäumtes Loch.
    »Suchst du nach männlicher Gesellschaft, kleines Fräulein?« fragte er. Conina sah zu ihm

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