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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf.
»Bitte geh mir aus dem Weg.«
Rauhes Gelächter sprang aus den Kehlen der Stammgäste, kroch über den schmierigen Boden, krabbelte an Rincewind empor und versuchte, ihn zu erwürgen. Conina kniff die Augen zusammen.
»Oh«, grölte der Hüne begeistert, »ich mag junge Frauen, die…«
    Coninas Hand zuckte, verwandelte sich in einen Schemen, der hier und dort gewisse Körperstellen berührte. Einige Sekunden lang starrte der dicke Riese ungläubig auf sie herab, dann faltete er sich langsam zusammen.
    Rincewind wich zurück, als sich alle anderen Männer in der Taverne vorbeugten. Sein Instinkt forderte ihn auf, die Beine in die Hand zu nehmen und zu fliehen, aber die Stimmen von Vorsicht und Besonnenheit rieten ihm, an Ort und Stelle zu verharren, wenn ihm etwas an seinem Leben lag. Was auch immer geschehen mochte: Die Bühne des Schicksals beschränkte sich auf den Schankraum. Rincewind empfand diese Erkenntnis als recht beunruhigend.
    Eine Hand preßte sich ihm auf den Mund. Zwei weitere griffen nach der Hutschachtel.
    Conina sauste an ihm vorbei und hob den Rock weit genug, damit ihr Fuß ein Ziel neben Rincewinds Taille treffen konnte. Jemand wimmerte und sank zu Boden. Die junge Frau pirouettierte elegant, hielt plötzlich zwei Flaschen, zerschlug sie an einem Regal und hielt die gesplitterten Hälften in den Händen. Der Straßenslang bezeichnete solche Waffen als ›Morpork-Dolche‹.
    Von einem Augenblick zum anderen kamen die Stammgäste des Trollkopfs zu dem Schluß, daß Zurückhaltung angebracht war. »Jemand hat den Hut gestohlen«, brachte Rincewind heiser hervor. »Die Burschen verschwanden durch die Hintertür.«
    Conina bedachte ihn mit einem finsteren Blick und lief zum Ausgang. In der Gruppe vor ihr bildete sich eine Gasse – die Männer waren wie Haie, die einen Artgenossen zu erkennen glaubten. Rincewind folgte seiner Begleiterin hastig, bevor man ihn für einen Thunfisch halten konnte.
    Kurz darauf erreichten sie eine schmale Gasse und hasteten weiter. Rincewind versuchte, mit Conina Schritt zu halten. Wer ihr folgte, lief Gefahr, auf spitze Dinge zu treten, und er wußte nicht genau, ob sie sich daran erinnerte, daß er auf ihrer Seite stand – welche Seite das auch sein mochte.
    Es nieselte irgendwie zögernd und unsicher. Und am Ende der Gasse glühte etwas in einem blassen Blau.
»Warte!«
    Conina hörte das Entsetzen in Rincewinds Stimme und drehte den Kopf.
»Stimmt was nicht?«
    »Warum ist er stehengeblieben?«
    »Ich frage ihn«, erwiderte die junge Frau fest.
    »Warum ist er so weiß?«
Conina drehte sich um, stemmte die Arme in die Hüften und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
»Ich kenne dich seit kaum einer Stunde, Rincewind, und es erstaunt mich, daß du so lange überlebt hast.«
    »Trotzdem kannst du nicht leugnen, daß ich noch immer bei bester Gesundheit bin, oder? In dieser Hinsicht habe ich echtes Talent. Zieh ruhig Erkundigungen über mich ein. Ich bin süchtig.«
    »Süchtig nach was?«
    »Nach dem Leben. Ich bin schon in jungen Jahren davon abhängig geworden und habe mich so sehr daran gewöhnt, daß ich nicht mehr darauf verzichten möchte.«
    Conina starrte auf den vom blauen Glanz umhüllten Mann, der etwas in seinen Händen zu betrachten schien.
    Schneeflocken sanken wie dicke Schuppen auf seine Schultern herab. Es handelte sich um die Art von Schuppen, wie sie sich jeder Hersteller von Produkten für die persönliche Hygiene erträumt. Rincewind hatte ein Gefühl für solche Dinge und ahnte, daß sich der Mann in einem Stadium befand, in dem selbst das beste und wirkungsvollste Shampoo nichts mehr nützte.
    Zusammen mit Conina schob er sich an einer glitzernden Mauer entlang.
    »Er wirkt irgendwie seltsam«, sagte die junge Frau.
»Meinst du damit seinen privaten Schneesturm?«
    »Das weiße Rieseln scheint ihn nicht zu stören. Er lächelt.«
    »Ein im wahrsten Sinne des Wortes eingefrorenes Grinsen, wenn du mich fragst.«
    Eiszapfen hingen an den Händen des Mannes, die am geöffneten Deckel klebten. Oktarines Schimmern ging von dem Hut aus, spiegelte sich in erwartungsvoll starrenden und rauhreifbedeckten Augen wider.
    »Kennst du ihn?« fragte Conina.
    Rincewind zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn schon mal gesehen«, sagte er. »Er heißt Larry der Fuchs oder Fezzy das Wiesel oder so ähnlich. Nun, sein Name hat irgend etwas mit einem Nagetier zu tun. Er stiehlt, und ansonsten ist er harmlos.«
    »Er wirkt ziemlich kalt.« Conina

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