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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wehte als oktariner Dunst von Fingern, die seit mindestens drei Jahrzehnten nicht mehr vollbracht hatten, als blasses Licht zu beschwören. Wie können die Auswirkungen möglichst plastisch und stilvoll beschrieben werden? Nun, den meisten Zauberern erging es wie einem Greis, der sich einer hübschen jungen Frau gegenübersieht und mit einer Mischung aus Grauen und Entzücken feststellt, daß sein Fleisch plötzlich ebenso willig ist wie der Geist.
    Kreative Magie, flüsterte es in den Sälen und Fluren der Unsichtbaren Universität.
    Einige Thaumaturgen versuchten sich heimlich an Zauberformeln, die sie schon seit Jahren nicht mehr richtig beherrschten, und voller Erstaunen beobachteten sie, wie sich die erhofften Effekte einstellten. Zuerst wahrten sie noch eine gewisse Zurückhaltung, aber schon bald schöpften sie Zuversicht und Vertrauen in ihre neugewonnenen Fähigkeiten. Mit fröhlichem Juchzen schleuderten sie grüne Feuerbälle umher, zogen lebende Tauben aus ihren Hüten oder schufen einen bunten Paillettenregen.
    Kreative Magie! Ein oder zwei besonders würdevolle Zauberer, die sich bisher nichts anderes zuschulden kommen ließen als das Verspeisen lebender Austern, machten sich unsichtbar und stellten den Dienstmädchen nach.
    Kreative Magie! Einige der kühneren Thaumaturgen versuchten sich an uralten Flugzaubern und flatterten ein wenig unbeholfen unter den Decken. Kreative Magie!
    Nur der Bibliothekar nahm nicht an dem allgemeinen Durcheinander teil. Eine Zeitlang beobachtete er die magischen Possen, schürzte skeptisch die Lippen und wankte dann zur Bibliothek. Niemand hörte, daß er die Tür hinter sich verriegelte.
    In den mit niedergeschriebener Zauberei gefüllten Kammern herrschte angespannte Stille. Die Bücher zerrten nicht mehr an ihren Ketten. Sie hatten das Stadium panischer Angst hinter sich und die Ruhe demütigen Entsetzens erreicht, hockten wie gebannt in den Regalen und… warteten.
    Eine langer, haariger Arm tastete nach oben und packte Kaspar Keiners Follschtändiges Leksikon der Magieh mit Richtliniehen für den Kluhgen, bevor der Band zur Seite springen konnte. Einige Sekunden lang streichelte er das Buch, um es zu beruhigen, schlug es dann unter K auf. Sanft glättete der Bibliothekar die zitternde Seite und strich mit einem hornigen Fingernagel über die verschiedenen Einträge, bis er die Stelle fand und las:
     
    Kreativer Magus, m. (mythisch). Ein Proto-Zauberer, eine Forte, durch die neue Magieh in die Welt gelangen könnet; ein Zauberer, dessen Leistunksfähigkeit nicht von den phüsischen Bedingungen seines Körpers beschränkt wird und weder Tohd noch Schicksal zu fürchten brauchet. Es steht geschriebent, daß einst kreative Magier über eine noch junge Scheibenwelt wandelten, aber inzwischen gebet es glücklichermaßen keine mehr, denn kreative Magie ist nicht für den Mehnschen bestimmet, und ihre Rückkehr würde das Ände der Welt bedoiten… Wenn der Schöpfer bereit gewesen wäret, den Menschen mit Gotteskraft auszustatten, hätte er ihm Flügel verliehen. SIEHE AUCH: die Apokralypse, die Legende der Eisriesen und das Kaffeetrinken der Götter.
Der Bibliothekar las die Querverweise, blätterte zur ursprünglichen Seite zurück und starrte nachdenklich darauf herab. Nach einer Weile stellte er das Buch vorsichtig ins Regal, kroch unter den Tisch und zog sich die Decke über den Kopf.
    Unterdessen standen Spelzdinkel und Krempel auf dem Bardenbalkon des Großen Saals und beobachteten das Geschehen aus einer völlig anderen Perspektive.
    So dicht nebeneinander wirkten sie fast wie die Zahl 10.
»Was geht hier vor?« fragte Spelzdinkel. Er hatte eine schlaflose Nacht hinter sich, und es fiel ihm noch immer nicht leicht, klar zu denken.
    »Magische Kraft strömt in die Universität«, erwiderte Krempel. »Eine direkte Konsequenz von kreativer Magie. Sie schaffte einen Kanal für pure okkulte Energie. Und ich meine echte Magie, nicht den abgenutzten Kram, den wir während der letzten Jahrhunderte benutzt haben. Wir erleben hier die Dämmerung einer neuen…«
    »Einer, hm, neuen Dämmerung?«
    »Genau. Es beginnt eine Zeit der Wunder, ein…«
    »Ein neues Zeitalter? Ein anus mirabilis?«
Krempel runzelte die Stirn. »Ja«, bestätigte er schließlich. »Etwas in der Art, glaube ich. Du kannst wirklich gut mit Worten umgehen.«
    »Danke, Bruder.«
Krempel achtete überhaupt nicht auf die Antwort, die alle Rangunterschiede unberücksichtigt ließ. Statt dessen lehnte er

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