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Der Zauberhut

Der Zauberhut

Titel: Der Zauberhut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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er interessiere sich nur für eine ganz bestimmte Sache.«
    »Argh«, machte Rincewind und erstickte fast an seiner Zunge. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Oh, es geht mir bestens«, brachte Rincewind hervor. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Deine Wangen glühen plötzlich.«
    »Es sind recht eigenwillige Wangen.«
    »Nun, der Serif bat mich darum, ihm eine Geschichte zu erzählen.«
    »Worüber?« fragte Rincewind mißtrauisch.
    »Die übrigen Haremsdamen teilten mir mit, er möge Märchen über Kaninchen.«
    »Oh. Kaninchen.«
    »Seine Vorliebe gilt weißen und kuscheligen. Was mir einige Probleme bereitete. Ich kenne nur die Geschichten, die mir mein Vater erzählte, als ich noch klein war, und sie erschienen mir nicht sehr geeignet.«
    »Keine Kaninchen?«
    »Nein. Dafür aber jede Menge abgehackte Arme und Beine«, sagte Conina und seufzte. »Deshalb darfst du ihm nichts von mir verraten, verstehst du? Aus meinen Haremserfahrungen geht eindeutig hervor, daß ich für ein normales Leben völlig ungeeignet bin.«
    »Hältst du es vielleicht für normal, in einem Harem Geschichten zu erzählen?« platzte es aus Rincewind heraus. Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, einige Dinge bleiben mir für immer ein Rätsel.«
    »Er sieht uns schon wieder an!« Coninas Hand schloß sich fester um Rincewinds Arm.
    Der Zauberer befreite sich behutsam. »Bei allen Göttern!« brachte er fassungslos hervor und trat auf Nijel zu, der nach seinem anderen Arm griff.
    »Du hast ihr doch nichts gesagt, oder?« flüsterte er. »Wenn sie erfährt, daß ich erst lerne, ein barbarischer Held zu sein… Mich würde vor Scham der Schlag treffen!«
    Einmal mehr regte sich bemerkenswertes Mitgefühl in Rincewind. Er wollte vermeiden, daß jemand namens Scham den Jungen verprügelte.
    »Nein, nein. Du kannst ganz beruhigt sein. Sie möchte nur, daß du uns hilfst. Bei der Suche nach dem Hut.« Als er argwöhnte, daß solche Dinge selbst auf angehende Helden nicht sehr reizvoll wirkten, fügte er hinzu: »Bei einem Abenteuer.«
    In Nijels Augen funkelte es.
»Es muß ein Hut gerettet werden?«
    »In gewisser Weise.«
    »Geht es dabei um irgendwelche Bökke?«
    »Wie bitte?«
    »Es steht im Buch. Cohen schreibt an einer Stelle, man müsse ein Bokk sein, um bei Frauen Erfolg zu haben.«
Rincewind runzelte die Stirn. Er glaubte, diesen Begriff schon einmal gehört zu haben. »Meinst du ein Tier?«
    »Es scheint mir eher eine Art Leistungsverpflichtung zu sein«, erwiderte Nijel unsicher.
    »Für mich klingt es nach einem Tier«, murmelte Rincewind. »Wenn ich mich recht entsinne, habe ich in einem Bestiarium darüber gelesen. Ein recht störrisches und aggressives Geschöpf. Neigt dazu, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Oder so.« Seine Ohren hörten voller Erstaunen, was der Mund sagte, während Rincewind die Worte Frauen/Bokk/Leistungsverpflichtung in einen direkten Zusammenhang brachte und sich an Cohens Einstellung dem weiblichen Geschlecht gegenüber erinnerte. Er errötete plötzlich.
    Fünf Sekunden später eilten ein inkompetenter Zauberer, ein unerfahrener Barbarenheld und eine verhinderte Friseuse aus dem Zimmer. Zurück blieben vier bewußtlose Wächter und mehrere Haremsdamen, die damit begannen, sich Geschichten zu erzählen.
     

    R andwärts von Al Khali erstreckt sich eine weite Wüste, durch die der Tsort strömte. Es handelt sich um einen in vielen Legenden und Lügen gerühmten Fluß, der sich wie eine breite, nasse und von Sandbänken gesäumte Schneise durch die braune Landschaft windet. Am Ufer liegen seltsame Baumstämme, und jeder von ihnen hat lange, spitze Zähne. Als stromaufwärts ein appetitanregendes Plätschern erklingt, öffnen die Stämme neugierige Augen, und plötzlich wachsen ihnen Beine. Mehrere schuppige Körper gleiten ins trübe Wasser und versinken darin. Die lehmfarbene Oberfläche glättet sich wieder, und nur einige kleine, vförmige Wellen weisen darauf hin, was sich unter ihr verbirgt.
    Truhe glitt langsam flußabwärts und genoß relative Kühle. Nach einer Weile drehte sie sich in der schwachen Strömung und richtete ihren Scharnierblick auf mehrere winzige Strudel, die mit determinierter Zielstrebigkeit näher kamen.
    Sie trafen sich dicht vor dem hölzernen Schwimmer.
Truhe erbebte, öffnete die Klappe, knarrte grimmig und tauchte.
    Über ihr schlossen sich die schokoladenbraunen Fluten und warteten gespannt.
     

    E in Turm kreativer Magie wuchs aus der Stadtmitte von Al Khali, ragte wie

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